Gesa Krause bei der Leichtathletik-WM "Das Finale wird das schwerste Rennen meines Lebens"

London · Gesa Felicitas Krause wirkte, als hätte sie das Allerschlimmste gerade hinter sich gebracht. Der vor Kälte bibbernde Hindernis-Floh wusste es aber besser. Die größte Prüfung steht der Ausnahmeläuferin noch bevor.

Leichtathletik-WM 2017: Gesa Felicitas Krause gewinnt Vorlauf souverän
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Krause gewinnt Vorlauf souverän

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"Ich glaube, das Finale wird jetzt das schwerste Rennen meines Lebens", sagte die 25-Jährige. Am Freitag (22.25 Uhr MESZ/ARD und Eurosport) muss es Krause bei der Leichtathletik-WM in London mit Afrikas Übermacht aufnehmen. Wie vor zwei Jahren in Peking, als sie sensationell Bronze holte.

"So eine große Breite gab es noch nie"

Wie schwer die Wiederholung dieses Coups über die hürdengespickten 3000 m werden wird, ist der Europameisterin durchaus bewusst. "So eine große Breite an guten Hindernisläuferinnen gab es noch nie", sagte Krause: "Die Taktik lautet, sich so weit wie möglich nach vorne zu kämpfen."

Dass ihr die ganz großen Aufgaben liegen, das zeigte die Triererin schon im knüppelharten Vorlauf. Im selbst für einen handelsüblichen Londoner Sommertag eisigen Dauerregen ("normalerweise ist der Wassergraben eine Erfrischung, das war es diesmal eher nicht") agierte Krause kalt wie eine Hundeschnauze. Weil der Lauf eher langsam war, musste sie unbedingt mindestens Dritte werden — und gewann dann ganz abgezockt vor Kenias Titelverteidigerin Hyvin Chepkemoi.

"In dem Rennen wurde mir bewusst, wenn ich hier Vierte werde, dann ist es das schon gewesen", sagte Krause: "Deshalb musste ich einen kühlen Kopf bewahren." Das klappte vorzüglich — und nicht, weil sie jämmerlich fror.

Taktische Stärke und herausragende Hürden-Technik

Krauses taktische und analytische Stärke sowie eine herausragende Hürden-Technik sind ihre großen Trümpfe im Vergleich mit den Branchenführerinnen aus Afrika, die sich in voller Prominenz für das Finale qualifizierten. Weltmeisterin Chepkemoi, ihre Landsfrau Celliphine Chespol als Jahresweltbeste, die in Kenia geborene und von Bahrain verpflichtete Olympiasiegerin Ruth Jebet - sie sind Krause läuferisch überlegen. Im Wettkampf agieren die Afrikanerinnen aber gewissermaßen mit dem Holzhammer, während Krause das Florett bevorzugt.

Die qualvolle Londoner Vorausscheidung brachte ihr durchaus wertvolle Erkenntnisse: Der Kopf ist klar, die Form ist gut, und die leidige Sache mit den leidigen Novovirus-Fällen im deutschen Team hat nicht den befürchtet großen negativen Einfluss.

"Ich liebe die Wärme"

"Ich bin gestern erst aus Davos angereist, deswegen bin direkt in ein anderes Hotel gekommen", sagte Krause: "Ein bisschen schwierig ist es allerdings schon, weil bisher keine Physiotherapeuten vor Ort sind und uns rund um die Uhr betreuen können."

Das Wichtigste ist im neuen Londoner Domizil aber vorhanden: eine heiße Dusche. Krauses wichtigster Wunsch für den Griff nach einer Medaille wird sich aber wohl nicht ganz erfüllen. "Ich liebe die Wärme", sagte sie: "Im Finale sieht es hoffentlich anders aus als im Vorlauf." Die Prognose für Freitagabend: 15 Grad, Regenwahrscheinlichkeit 90 Prozent.

(sid)
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