Leichtathletik-WM Speerwerferin Obergföll nach Zitterpartie im Finale

Ihre ersten beiden WM-Würfe nach Babypause und Comeback gingen völlig daneben. Der dritte saß dann aber: Mit einem Kraftakt hat Speerwerferin Christina Obergföll einen schwarzen Freitag bei der Leichtathletik-WM in Peking gerade noch verhindert.

 Nach zwei ungültigen Versuchen warf Christina Obergföll im dritten und letzten Versuch 64,10 m und blieb damit 60 Zentimeter über der geforderten Marke für die Medaillenentscheidung der besten Zwölf.

Nach zwei ungültigen Versuchen warf Christina Obergföll im dritten und letzten Versuch 64,10 m und blieb damit 60 Zentimeter über der geforderten Marke für die Medaillenentscheidung der besten Zwölf.

Foto: dpa, nic

Sie streckte frech die Zunge raus, grinste wie ein Schelm und schnaufte dann ganz tief durch. Nach der Zitterpartie in der Speerwurf-Qualifikation war Weltmeisterin Christina Obergföll erleichtert und überglücklich. "Das war echt krass! Das war schon ein Riesenstein, der mir da vorhin vom Herzen gefallen ist", sagte die 34-Jährige am Freitag nach ihrem ersten Auftritt bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking.

64,10 Meter im dritten und letzten Durchgang - damit ist sogar die Titelverteidigung am Sonntag wieder möglich. Doch davon wollte Christina Obergföll nach dem Drama in drei Akten überhaupt nichts wissen. Sie hatte ihr erstes Ziel zwar erreicht, ihr WM-Comeback zwei Jahre nach dem Goldgewinn in Moskau wäre um ein Haar in die Hose gegangen. Und der wütende Schrei passte dann auch ins Bild: "Scheiße!", brüllte sie nach dem zweiten Durchgang, vorher hatte sie den verkorksten Wurf ungültig gemacht. Auch der erste ging völlig daneben: Der Speer stieg viel zu steil an und landete fünf Meter außerhalb des Sektors.

"Da geht dir nach dem zweiten Wurf ganz schön der Senkel. Denn du denkst: Wenn der dritte jetzt nicht passt, dann ist es vorbei", erklärte die Athletin von der LG Offenburg. Ihr Ehemann und Trainer Boris Obergföll fieberte auf der Tribüne mit, helfen konnte der ehemalige Weltklasse-Speerwerfer seiner Christina aber nicht. "Wenn ich wüsste, was da los war. Ich hab' einen ganz schönen Puls gehabt, bis der Wurf raus war", sagte der Bundestrainer im ZDF. "Gott sei Dank hat es dann geklappt."

Alle vier deutschen Speerwerferinnen im Finale

Auch die drei anderen deutschen Werferinnen schafften den Sprung in den Endkampf und haben dort durchaus Medaillenchancen. U23-Europameisterin Christina Hussong (Zweibrücken) wurde überraschend Qualifikationssiegerin mit persönlicher Bestleistung von 65,92 m. Ex-Europameisterin Linda Stahl (63,52) und ihre Leverkusener Vereinskollegin Katharina Molitor (63,23) wurden Achte und Neunte.

Vor allem Molitor musste dabei zunächst einmal zittern. Und an das Jahr 2013 denken. "Bei der WM in Moskau bin ich auch knapp gescheitert", sagte die 31-Jährige. Sieben Zentimeter fehlten ihr damals zum Finale. Im Pekinger "Vogelnest" steigerte sich Molitor im dritten Versuch noch auf 63,23 Meter - Finale.

(dpa)
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