Leichtathletik Die WM-Chancen der deutschen Leichtathleten
Nach sieben Medaillen bei der WM 2013 in Moskau - davon vier in Gold - liegt die Messlatte für die deutschen Leichtathleten in Peking hoch. Wir bewerten die Chancen der größten Medaillen-Kandidaten.
Christina Schwanitz, Kugelstoßen: Nicht erst seit der WM-Absage der formschwachen Serien-Weltmeisterin Valerie Adams ist die 29-Jährige Sächsin die große Favoritin für Peking. Die Weltjahresbestenliste führt sie mit 20,77 m und mehr als 40 cm Vorsprung vor der Chinesin Gong Lijiao an.
Prognose: Schwanitz holt Gold - als zweite deutsche Kugelstoßerin nach Astrid Kumbernuss (1995, 1997, 1999)
David Storl, Kugelstoßen: Drei Kugelstoß-Titel in Serie holte bislang nur der Schweizer Werner Günthör (1987 bis 1991), Storl könnte mit gerade einmal 25 Jahren folgen. Die größten Gegner des Neu-Leipzigers: US-Star Joe Kovacs, mit 22,56 m Nummer eins der Welt vor Storl (22,20), und das notorisch schmerzende Knie des Sachsen.
Prognose: Diesmal wird es wie bei Olympia 2012 Silber - knapp hinter Kovacs.
Raphael Holzdeppe, Stabhochsprung: Nach seinem WM-Titel 2013 fiel Holzdeppe in ein tiefes Loch, zwei Jahre später meldete er sich eindrucksvoll zurück - zuletzt mit Bestleistung von 5,94 m. Allerdings ist die Konkurrenz um Weltrekordler Renaud Lavillenie stark wie selten.
Prognose: Holzdeppe bleibt im Bereich seines Hausrekords - das reicht für Bronze.
Silke Spiegelburg, Stabhochsprung: Zweimal war die Leverkusenerin WM-Vierte, einmal Olympia-Vierte - auf einen ganz großen internationalen Erfolg wartet Spiegelburg noch. Während der Babypause von Jelena Issinbajewa fehlt zwar derzeit eine absolute Überfliegerin, die Spitze ist aber noch breiter geworden.
Prognose: Für die ewige Vierte reicht es weder zu Blech noch zu Bronze, Spiegelburg wird Fünfte.
Thomas Röhler, Speerwurf: 2011 wurde Matthias de Zordo Sensations-Weltmeister, kam danach aber auch verletzungsbedingt nie mehr in Form. Röhler könnte in die Bresche springen, kurz vor der WM warf er 89,27 m und ist damit Weltranglistendritter. Bei der EM 2014 versagten dem Jenaer noch die Nerven - letzter Platz im Finale.
Prognose: Die Speerwurf-Entscheidung wird eine der packendsten in Peking - und Röhler holt Bronze.
Betty Heidler, Hammerwurf: 2007 Weltmeisterin, 2013 Aus im WM-Vorkampf - bei der rothaarigen Frankfurterin ist bei Großereignissen alles möglich. In Peking geht es allerdings nur um die Plätze hinter der alles überragenden Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk.
Prognose: Wie in Berlin 2009 und Daegu 2011 gibt es Silber für Heidler.
Christoph Harting, Diskuswurf: Bruder Robert, zuletzt dreimal in Folge Weltmeister, fehlt. Von Christoph Harting zu erwarten, die WM-Krone in der Familie zu halten, ist zwar überzogen, in einem in diesem Jahr nicht überragend starken Diskus-Feld ist für den Weltranglisten-Dritten (67,93 m)
dennoch vieles möglich.
Prognose: Harting zahlt bei seiner ersten großen Meisterschaft noch Lehrgeld, verkauft sich mit Platz sechs aber teuer.
Michael Schrader, Zehnkampf: 2013 holte Schrader nach einem rauschenden Wettkampf WM-Silber hinter Weltrekordler Ashton Eaton, es folgten viele Verletzungen. Erst in der laufenden Saison meldete sich der 28-Jährige mit dem Sieg in Ratingen und Platz zwei in Götzis zurück.
Prognose: Um Bronze zu holen, muss für den gebürtigen Duisburger wirklich alles nahezu perfekt laufen. Im Zehnkampf passiert dies selten, Schrader wird Vierter.
Christina Obergföll, Linda Stahl, Katharina Molitor, Speerwurf: Titelverteidigerin Obergföll, Ex-Europameisterin Stahl sowie die deutsche Jahresbeste Molitor: In der letzten Wurf-Entscheidung hat der DLV gleich drei Medaillenchancen. Das weltweite Niveau im Speerwurf war 2015 bescheiden, die besten 14 der Saison liegen gerade zwei Meter auseinander.
Prognose: Mit ihrer Routine und der Gelassenheit einer jungen Mutter holt Obergföll Bronze. Stahl und Molitor belegen solide Finalplätze.