Geherin erhält nachträglich EM-Bronze Endlich Gerechtigkeit für Seeger

Fast sechs Jahre nach dem "Rennen ihres Lebens" bekommt die deutsche Geherin Melanie Seeger zumindest ein bisschen Genugtuung. Nach einem weitreichenden Urteil des internationalen Sportgerichtshofs CAS wird die 39-Jährige nachträglich die Bronzemedaille der EM 2010 in Barcelona über 20 Kilometer erhalten und damit als erste deutsche Geherin mit Edelmetall bei einem internationalen Großereignis dekoriert werden.

Der CAS hatte am Donnerstag wegen Dopings die Ergebnisse von insgesamt sechs russischen Leichtathleten für ungültig erklärt. Darunter auch die der damaligen Siegerin Olga Kaniskina. Zudem werden anderem der Geher Sergej Kirdjapkin sein Olympiagold von London über 50 Kilometer und Kaniskina ihr London-Silber über 20 Kilometer verlieren.

"Das ist so toll - mehr als unglaublich. Ich heule vor Freude", sagte Seeger, die in Barcelona hinter einem russischen Trio Platz vier belegt hatte und jetzt einen Rang vorrücken wird, dem Internetportal leichtathletik.de: "Das war das Rennen meines Lebens." Moralisch fühle sie sich nach den unzähligen Dopingfällen im russischen Gehen ohnehin als Siegerin des Rennens: "Eigentlich müsste mir Gold zustehen."

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hatte nach der CAS-Entscheidung erklärt, unverzüglich die Streichung der Ergebnisse und die Neuverteilung der Medaillen bei Wettbewerben in seiner Verantwortung anzugehen. Zudem werde die IAAF das Internationale Olympische Komitee (IOC) informieren und die gleiche Vorgehensweise bei Olympischen Spielen beantragen. Die Neuvergabe auch für Olympiamedaillen ist allerdings nur noch ein formaler Akt und soll in den kommenden Wochen geschehen.

"Wir haben diese Entscheidung erwartet. Unglücklicherweise ist es zu keinem positiven Resultat für uns gekommen", sagte Russlands Verbandschef Dimitri Schljachtin. Verbandsjurist Artjom Patsew bestätigte, dass es keine Widerspruchsmöglichkeit mehr gibt. Außerdem muss Geher Sergej Bakulin sein WM-Gold von 2011 über 50 Kilometer genauso zurückgeben müssen wie die 300-m-Hindernisläuferin Julia Saripowa. Sie muss ohnehin seit Januar 2015 damit rechnen, auch ihr Olympiagold von London aberkannt zu bekommen. Dann würden die deutschen London-Starterinnen über 3000 Meter Hindernis, Antje Möldner-Schmidt und Gesa Felicitas Krause, auf die Plätze sechs und sieben vorrücken.

Kirdjapkin war Anfang Januar 2015 wegen auffälliger Werte in seinem biologischem Pass rückwirkend ab dem 15. Oktober 2012 für 38 Monate gesperrt worden. Allerdings hatte die russische Anti-Doping-Agentur (Rusada) bei ihm und den anderen Athleten die Ergebnisse nicht für den gesamten Zeitraum der Auffälligkeiten annulliert. Gegen diese "selektive" Disqualifikation hatte die IAAF Einspruch eingelegt. Seinen WM-Titel von Berlin 2009 über 50 Kilometer hat Kirdjapkin bereits verloren.

Der Australier Jared Tallent wird nun anstelle von Kirdjapkin das Olympiagold erhalten. "Es wurde Geschichte geschrieben, ich bin Olympiasieger", sagte Tallent und sprach sich dafür aus, dass die derzeit suspendierten russischen Leichtathleten nicht an den Spielen in Rio teilnehmen dürfen: "Es gibt Diskussionen, dass ihr Bann aufgehoben wird. Es wäre unheimlich enttäuschend, wenn das passiert. Ich bin strikt gegen einen Start Russlands, und ich hoffe, dass die IAAF und das IOC stark bleiben."

(seeg/sid)
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