Jahresweltbestzeit bei US-Trials Gatlin setzt verletzten Bolt zusätzlich unter Druck

Während sich Superstar Usain Bolt mit seinem maladen Körper herumplagt, präsentiert sich sein Sprintrivale Justin Gatlin in Topform.

Das ist Justin Gatlin
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Foto: AFP

Justin Gatlin klatschte sich erst selber Beifall und riss dann die Arme jubelnd in die Luft. "Ich liebe mich, ich glaube an mich", sagte der umstrittene Sprinter, nachdem er bei den US-Ausscheidungen in Eugene für die Olympischen Spiele mit 9,80 Sekunden über die 100 m die beste Zeit des Jahres gerannt war. Und in Richtung seines schwächelnden Rivalen Usain Bolt versprach er, "noch stärker, noch schneller" zu werden.

Während sich Superstar Bolt derzeit mit seinem maladen Körper herumplagt und sich in den kommenden Tagen bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dem Arzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, in Frankreich am linken Oberschenkel behandeln lassen will, tankt Gatlin im Fernduell ordentlich Selbstvertrauen. Im Gegensatz zu Bolt, der auf eine Ausnahmegenehmigung seines Verbandes für die Rio-Qualifikation hoffen kann, musste Gatlin unbedingt liefern. Wäre der Olympiasieger von 2004 in Eugene nicht am Start gewesen, hätte er sich den Showdown um Gold über 100 m im Fernsehen anschauen müssen.

Und so verspürte Gatlin hinterher eine "große Erleichterung", dass er sein Ticket für Rio sicher hat und bereit ist für das große Duell. Dass Bolt die Trials auf Jamaika verletzt beenden musste, ist für Vize-Weltmeister Gatlin nur der Beginn der Psychospielchen vor Olympia. "Usain lässt sich nicht in die Karten schauen, bis es so weit ist. Er wird laufen, wenn er bereit ist", sagte der 34-Jährige, der bereits zweimal wegen Dopings gesperrt war: "Man kann sich von ihm begeistern lassen, aber sein taktisches Handeln ist aus einer anderen Welt. Er wird nicht zeigen, was er kann, bis der Moment gekommen ist."

Gatlin rechnet jedenfalls fest damit, dass Bolt in Rio neben ihm auf der Bahn stehen wird. "Wir werden sein Gesicht in Rio sehen. Egal, auf welchem Weg das geschieht", sagte Gatlin, der für die USA in Rio zusammen mit dem WM-Dritten Trayvon Bromell und Marvin Bracy die starken Jamaikaner angreifen wird. Ex-Weltmeister Tyson Gay scheiterte dagegen als Fünfter. "Ich halte die Tränen zurück", sagte Gay: "Es hat nicht funktioniert."

Gatlin hingegen ist heiß auf Rio. Nach den Enttäuschungen bei der WM 2015 in Peking, als ihn Bolt - ebenfalls zuvor angeschlagen - dann doch wieder geschlagen hatte, soll diesmal der ganz große Coup her. "Es ist das olympische Jahr, da passieren verrückte Sachen", sagte er: "Im olympischen Jahr liegt immer etwas Mystisches in der Luft. Die vielen Träume werden aber manchmal halt nicht wahr." In Rio will Gatlin Bolts Traum vom goldenen Triple-Triple platzen lassen.

(sid)
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