Leichtathetik-EM Pannen bei der Messung benachteiligen deutsches Team

Zürich · Nach einer Reihe eklatanter Patzer vor allem zum Nachteil der deutschen Mannschaft stehen die Kampfrichter bei der Leichtathletik-EM in Zürich in der Kritik. "Die machen doch hier ohnehin, was sie wollen", sagte Sprinter Lucas Jakubczyk – und sprach vielen Kollegen aus der Seele.

Robert Hartings zerreißt sein Trikot nicht
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Robert Hartings Trikot bleibt ganz

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Foto: dpa, asu sam

Nach einer Reihe eklatanter Patzer vor allem zum Nachteil der deutschen Mannschaft stehen die Kampfrichter bei der Leichtathletik-EM in Zürich in der Kritik. "Die machen doch hier ohnehin, was sie wollen", sagte Sprinter Lucas Jakubczyk — und sprach vielen Kollegen aus der Seele.

"Es ist unheimlich schade, dass bei so einer Meisterschaft diese menschlichen Fehler in dieser Häufung passieren", sagte der deutsche Cheftrainer Idriss Gonschinska: "Es gab auch Irritationen bei anderen Nationen. Kampfrichter stehen unter Stress, aber in dieser Häufung ist das natürlich unglücklich. Wir haben uns in schriftlicher Form bei der Jury eingebracht."

Am schlimmsten erwischte es aus deutscher Sicht Weitspringerin Melanie Bauschke, die am Mittwoch zu Tränen aufgelöst ihrer Bronzechance nachtrauerte. Bauschkes erster Versuch war mit 6,79 m gemessen worden, hätte Platz drei bedeutet. "Im letzten Durchgang kam der Kampfrichter und erklärte, dass der erste Sprung nur 6,55 weit war. Ich habe ihn angeschaut und gesagt: Ich kann das nicht glauben, habe nur noch einen Versuch", meinte Bauschke, die nicht mehr nachlegen konnte und Sechste wurde: "Ich bin traurig und schockiert. Ich habe dem Kampfgericht vertraut."

Zehnkämpfer Kai Kazmirek erlebte das genaue Gegenteil: Sein erster Weitsprung-Versuch war ungültig gegeben worden, obwohl Kazmirek vor dem Brett abgesprungen war. Nachträgliches Messen ergab absurd geringe 7,25 m, nach einem Protest waren es plötzlich 41 Zentimeter mehr. Betty Heidler konnte derweil das Weiten-Chaos in der Hammerwurf-Quali mit Humor nehmen: "Bei mir wird es nicht langweilig", sagte die Weltrekordlerin. Nach ihrem ersten Versuch waren 73,05 m angezeigt worden - das war exakt die Weite ihrer slowakischen "Vorwerferin" Martina Hrasnova und gleichbedeutend mit der direkten Final-Qualifikation. Heidler packte zusammen, schrieb Autogramme: "Dann wurde mir gesagt, dass ich noch einmal werfen soll, weil sie meine Weite nicht mehr hatten." Bereits bei Olympia 2012 war ein Wurf von Heidler aus dem System geflogen, weil er genau die Weite der vorigen Starterin hatte - erst nach Protest gab es Bronze.

Sprinter Jacubczyk zürnte derweil über die Juroren beim 100-m-Finale. Da zuckte beim Startsignal der Brite Harry Aikines-Aryeetey im Block, der Portugiese Yazaldes Nascimento leistete sich den Fehlstart - doch disqualifiziert wurde keiner. Aikines-Aryeetey wurde verwarnt und holte Bronze. Eine zumindest sehr fragwürdige Regelauslegung.

(sid)
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