Diskus-Riese holt nächsten Titel Harting feiert EM-Gold mit Würsten von der Oma

Zürich · Robert Harting hat bei der EM unter widrigen Bedingungen seinen fünften großen Titel in Serie gewonnen. Als Prämie gab es für den Diskus-Riesen thüringische Knacker-Würste von seiner Oma.

Robert Hartings zerreißt sein Trikot nicht
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Robert Hartings Trikot bleibt ganz

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Foto: dpa, asu sam

Nach den "schwierigsten Würfen" seiner glorreichen Karriere und der Zitterpartie auf der "Eisbahn" im Letzigrund freute sich Robert Harting vor allem auf Omas Prämie. "Sie hat mich im Vorfeld gekauft", sagte der Diskus-Riese nach seinem EM-Coup in Zürich: "Mit thüringischen Knacker-Würsten und Toffifee".

Oma zuliebe hatte Harting nach seinem fünften großen Titel in Folge auf seinen berühmten Trikot-Zerriss verzichtet. Stattdessen legte er sich auf die Bahn und kuschelte mit dem Stück Stoff. "Das war für Oma. Sie kommt ja aus einer anderen Generation. Und wenn man da ein Lump ist und T-Shirts zerreißt, kommt das nicht immer gut an. Deswegen war das ein kleines Andenken an sie."

Harting war in Plauderlaune, kurz vor Mitternacht scherzte er im Bauch der berühmten Arena erleichtert wie selten zuvor nach einem seiner Triumphe. "Ich hoffe, das geht noch lange so weiter", sagte er — wohl wissend, dass er um ein Haar beim Griff nach seinem fünften großen Titel in Folge gestrauchelt wäre.

"Wie beim Schlittschuhlaufen"

Der Ring in Zürich sei nach dem heftigen Regen "sauglatt" gewesen, sagte Harting, nachdem er mit 66,07 m seinen Titel erfolgreich verteidigt hatte. "Die Organisatoren haben hier einen neuen Belag aufgebracht. Der ist total flach, da steht das Wasser — das ist wie beim Schlittschuhlaufen", sagte Harting: "Der Ring wird durch die Nässe total schmierig." Am Ende sei es ein "Ringelpiez mit Anfassen" gewesen.

Und diese widrigen Bedingungen bereiteten selbst dem routinierten Olympiasieger und dreimaligen Weltmeister Probleme. "Das ist, als wenn man im Winter einen Berg runter fährt und man hat keine Bremse am Schlitten - meine Bremse ist mein linkes Bein. Die hat zweimal versagt", sagte Harting, der beim Einwerfen sogar zweimal gestürzt war und sich an der Wurfhand verletzt hatte: "Das sah aus, als hätte ich das Tanzen verlernt."

Doch Harting bleibt auch nach der Zitterpartie von Zürich der unumstrittene "King im Ring". Silber ging an Ex-Weltmeister Gerd Kanter aus Estland mit 64,75 m, Bronze gewann der Pole Robert Urbanek (63,81). "Das waren die schwersten Würfe meines Lebens", sagte Harting, der trotz seiner geringen Siegerweite "total happy" war: "So schlecht und gleichzeitig so gut war ich noch nie." Der WM-Vierte Martin Wierig (60,82/Magdeburg) kam nicht über Platz elf hinaus, Daniel Jasinski aus Wattenscheid wurde bei seinem EM-Debüt mit 62,04 m beachtlicher Siebter.

Seit 1464 Tagen ist Harting bei großen Meisterschaften nun ungeschlagen. Letztmals musste der 2,01-m-Hüne bei der EM 2010 eine Pleite einstecken, als ihm sein diesmal nur viertplatzierter Dauerrivale Piotr Malachowski (Polen) Gold weggeschnappt hatte. Und Mr. Unbesiegbar hat Hunger auf mehr: "Olympia in Rio 2016 bleibt mein großes Ziel. Ich habe mich nicht gehäutet und gehäutet, um vorher aufzuhören."

(sid)
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