Comeback nach 320 Tagen Bolts Leidenszeit endet in Glasgow

Glasgow · Die Ewigkeit trägt für Usain Bolt drei Ziffern. Nicht jene 9,58 seines Jahrhundertweltrekords über 100 m, vielmehr ist der schnellste Mann der Welt am Mittwoch genau 320 Tage ohne Wettkampf. Eine schier unerträglich lange Zeit für einen mit derart vielen Hummeln im Hintern wie "Thunder Bolt". Seine Leidenszeit soll bei den Commonwealth-Spielen ab Mittwoch in Glasgow ihr Ende finden.

Usain Bolt – der Supersprinter aus Jamaika im Porträt
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Das ist Usain Bolt

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Mit vier dürren Worten meldete sich Bolt in dieser Woche via Twitter zu Wort: "Mein Renn-Kalender steht jetzt", teilte der 27-Jährige mit.

My race schedule finalized: CWG 4x100m, Brazil- Rio-Sun 17 Aug, Poland-Warsaw Sat 23 Aug, Zurich-Thurs 28 Aug ..#SeenUsoon #Cantwait

Dieser sieht vor: In der schottischen Metropole feiert der sechsmalige Olympiasieger nach hartnäckigen Fußproblemen sein Comeback, geht am 1. und 2. August mit Jamaikas Staffel an den Start - auf die nationale Ausscheidung für die Einzelrennen hatte Bolt wegen Trainingsrückstands noch verzichtet.

"Ich will niemandem den Startplatz wegnehmen, der sich für einen Einzelstart qualifiziert hat", sagte Bolt: "Aber wenn mich die Coaches als Verstärkung sehen, stehe ich für die Staffel zur Verfügung."

Serena Williams und Usain Bolt besuchen NBA-Finals
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Der großmäulige Bolt ist kleinmütig geworden, die lange Pause hat Spuren hinterlassen. Am 6. September 2013 hatte er sich in Brüssel aus der Saison verabschiedet, müde und abgeschlagen wirkte er. Als Bolt im Frühjahr wieder durchstarten wollte, streikte der Körper - Bolt verpasste Wettkampf um Wettkampf.

Während die Europa-Saison lief, hockte Bolt bei den NBA-Finals, drehte Werbespots, fieberte mit den deutschen Fußball-Weltmeistern - doch die sportliche Tatenlosigkeit ging ihm gewaltig gegen den Strich. "Ich wusste aber, dass ich mir unbedingt die Zeit nehmen muss, um komplett fit zu werden", sagte Bolt.

Währenddessen liefen andere in den Vordergrund, vor allem der Athen-Olympiasieger Justin Gatlin (USA). Der 32-Jährige, mehrmals überführter Dopingsünder, ist 2014 ungeschlagen, legte in Serie Zeiten hin, wie man es nur von Bolt gewohnt war. Seine 9,80 Sekunden über 100 m und 19,68 Sekunden sind auch für den Weltrekordler in Topform eine Herausforderung.

Usain Bolt ist schneller als ein Bus
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Der Jamaikaner wird nach den Commonwealth-Spielen im August noch dreimal über 100 m antreten: An der Copacabana in Rio (17.) sowie bei den Meetings in Warschau (23.) und Zürich (28.). Ein direktes Duell mit Gatlin wird es nicht geben - der große Showdown steigt erst bei der WM 2015 in Peking.

Der Aufgalopp in Glasgow soll für Bolt der erste Schritt dorthin sein. Nicht nur wegen des Superstars sind die Leichtathletik-Wettbewerbe der unbestrittene Höhepunkt der Commonwealth-Spiele. In einem Übergangsjahr ohne WM und Olympia haben viele Top-Athleten ihren Saisonhöhepunkt nach Glasgow verlegt.

Die Briten fiebern vor allem dem Auftritt von Volksheld Mo Farah entgegen, der angeschlagene Doppel-Olympiasieger musste aber am Sonntag auf seinen Start über zwei Meilen beim Meeting in London verzichten. "Der Plan ist, in Glasgow 5000 und 10.000 m zu laufen. Ich habe aber viele Trainingstage verpasst. Wir müssen schauen, ob es geht", sagte Farah.

Leichtathletik-WM 2013: Bolt holt Gold über 200 Meter
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Im Gegensatz zu Farah, der in diesem Jahr zwischen Marathon, Bahn und schließlich Lazarett pendelte, hörte Bolt auf seinen Körper und gönnte sich die nötige Auszeit - schließlich wird die ultimative Sprintmaschine noch für große Ziele gebraucht.

"Ich habe drei harte Jahre vor mir, will 2015 und 2017 meine WM-Titel verteidigen, 2016 wieder Olympia-Gold holen", sagte Bolt. Sein Plan hatte einst vorgesehen, dass nach den Spielen in Rio Schluss sein soll, jetzt soll die WM in London das große Finale bilden - das 2014 verlorene Jahr hängt Bolt nun eben hinten an.

(sid)
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