Tripolis Mainz fängt die Saison mit einer Krise an

Tripolis · Nach der 1:3-Niederlage im griechischen Tripolis ist für den Bundesligisten die Europa League schon wieder vorbei.

Der Schock saß tief. Mit leerem Blick schleppten sich die Spieler des FSV Mainz 05 vom Rasen, auf den Rängen schimpften und weinten die Fans, die Erklärungen der Verantwortlichen klangen wie Ausflüchte. Statt der großen europäischen Nächte wartet auf den Fußball-Bundesligisten nach dem blamablen Aus in der Europa League die erste hausgemachte Krise - die Arbeit des neuen Trainers Kasper Hjulmand ist schon belastet.

"Ich habe bereits viele Probleme in meinem Trainerleben gehabt, aber das bedeutet für mich immer: Jetzt erst recht und weiter kämpfen", sagte der Däne nach dem 1:3 (1:1) im Qualifikations-Rückspiel bei Asteras Tripolis in Griechenland, "für große Mannschaften ist es am besten, wenn es gleich weiter geht. Ich habe nach wie vor großes Vertrauen in die Spieler." Nach dem 1:0-Hinspielsieg ist Mainz aus dem Wettbewerb ausgeschieden.

Einfacher wird es für den Nachfolger von Thomas Tuchel nicht. Der Kraftakt der vergangenen Saison, der die Mainzer bis auf Platz sieben führte, ist nach nur zwei Spielen praktisch bedeutungslos. "Ich kann mich nur entschuldigen", sagte Mittelfeldspieler Johannes Geis, "das ist eine bittere Pille, so haben wir uns das nicht vorgestellt." Genau wie vor drei Jahren, als Mainz ähnlich desaströs an Gaz Metan Medias (Rumänien) scheiterte.

Warum Hjulmand den Spagat zwischen kraftraubender Vorbereitung und Europacup-Qualifikation nicht besser gemeistert hat, muss der 42-Jährige so schnell wie möglich beantworten. Am kommenden Freitag reisen die Rheinhessen im DFB-Pokal zum Chemnitzer FC. Wieder so ein Underdog.

Vereinsboss Harald Strutz redete die Griechen stark. "Man hat gesehen, dass es in der dritten Qualifikationsrunde sehr starke Gegner gibt, und hier - die ersten sechs der Bundesliga mal ausgenommen - hätten sich auch andere deutsche Mannschaften schwer getan", sagte er. "Ich lasse es nicht zu, dass jemand behauptet, wir hätten zwei grottenschlechte Spiele gemacht. Die Bundesliga ist keine Garantie für Siege." Seinem Coach sprach er freilich das Vertrauen aus. "Er hat ja nicht alleine verloren. Er braucht nun Ruhe und Vertrauen." Er hoffe auf einen "Lerneffekt", die Mannschaft "hat gesehen, dass sie sich durchbeißen muss und noch viel Arbeit hat".

Viel Arbeit wartet auch auf Manager Christian Heidel, der sich zwei Wochen vor dem Bundesligastart wohl noch um weitere Verstärkungen bemüht. Für den zum Hamburger SV gewechselten Nicolai Müller soll noch ein Ersatz kommen, angeblich sind die Mainzer an einer Ausleihe des Australiers Robbie Kruse (25) von Bayer Leverkusen interessiert. Den idealen Nachfolger für den Neu-Schalker Eric Maxim Choupo-Moting im linken offensiven Mittelfeld hat Hjulmand im eigenen Kader auch noch nicht gefunden.

"Man hat vor allem gesehen, dass die WM-Fahrer nicht mehr zulegen konnten", sagte Heidel, "für den Zeitpunkt konnte keiner von uns etwas, aber das war uns ja bekannt. Ich wäre gerne mit Mainz mal eine Runde weitergekommen." Wie auch Präsident Strutz sprach Heidel von einem "starken Gegner".

Die Argentinier Pablo De Blasis (30.) und Pablo Mazza (68./86.) hatten das Mainzer Aus besiegelt, der zwischenzeitliche Ausgleich durch Ja-Cheol Koo (39.) war damit wertlos. In der Kabine saßen die 05er "fassungslos", berichtete Julian Baumgartlinger: "Pure Enttäuschung. Aber es ist unsere eigene Schuld."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort