Rennfahrer soll nach Deutschland verlegt werden Marcel Wüst bangt um sein Augenlicht

Clermond-Ferrand (sid). Tour-Star Marcel Wüst muss um sein Augenlicht bangen. Der Kölner Super-Sprinter liegt nach einem schweren Sturz bereits seit Freitag in einem Krankenhaus von Clermond-Ferrand, wo die Ärzte schwerste Knochenbrüche behandeln. "Das Auge selbst ist intakt, das Problem sind die Brüche rund um das rechte Auge," sagte Ehefrau Heike, die seit der Notoperation am Samstag bei ihrem Mann in Frankreich weilt.

Der Festina-Fahrer hatte in Zentralfrankreich am Kriterium d'Issoire zur Vorbereitung auf die in zwei Wochen beginnende Spanien-Rundfahrt teilgenommen, als sich der Unfall erreignete. Dabei war Wüst im Peloton bei Tempo 60 mit dem Franzosen Jean-Michel Thilloy zusammengestossen und nach dem Aufprall auf die Straße kurzfristig ohne Bewusstsein.

"Sein Zustand ist stabil, er ist bei Bewusstsein und ansprechbar. Wir können jetzt nur hoffen und abwarten", sagt Heike Wüst, die möglichst schnell ein Flugzeug organisieren und ihren Gatten zurück nach Hause bringen will: "Wenn es geht, möchte ich Marcel Mitte der Woche in die Uni-Klinik Köln verlegen lassen. Das Problem ist aber, ob er dann schon transportfähig ist. Alles hängt von seinem Zustand ab".

Erleichtert zeigte sich Wüst senior nach den letzten Nachrichten aus Frankreich. "Er hat sich einen Jochbeinbruch zugezogen. Aber er ist ausser Lebensgefahr und kommt bald zurück", erklärte er in einem Radio-Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk.

An den geplanten Vuelta-Start seines Sohnes, auch als Ausgleich für die Enttäuschung durch die nichterfolgte Olympia-Nominierung, ist jedenfalls nicht zu denken. Der lebenslustige Rheinländer wird sein Lieblingrennen, bei dem er insgesamt zwölf Etappensiege feierte, wohl nur vor dem Fernsehen daheim in Frechen-Königsdorf verfolgen können.

Bestürzt von dem Unfall zeigte sich Jan Ullrichs Manager Wolfgang Strohband: "Nach allem was wir aus Frankreich gehört haben, war es ein sehr schlimmer Sturz, der auch noch schwerere Folgen hätte haben können". "Ich habe von dem Unfall durch Wolfgang Strohband erfahren, kann aber nichts Näheres sagen, da ich mit niemanden vor Ort Kontakt hatte. Ich glaube aber, dass er in Frankreich in guten Händen ist", sagte Telekom-Teamarzt Dr. Lothar Heinrich.

Das Telekom-Team und vor allem seinen langjährigen Sprintrivalen Erik Zabel hatte Wüst in der Anfangsphase der diesjährigen Tour de France klar in den Schatten gestellt. Der "Radsport-Tourist", so genannt für seine Vorliebe für Fernreisen, hatte in der "Woche der Sprinter" Zabel den ersehnten Tagessieg verwehrt, selbst aber seine erste Tour-Etappe gewonnen.

Zudem fuhr er dank eines Husaren-Streiches beim Prolog als erster Deutscher einige Tage im gepunkteten Trikot des "Berg-Königs" und war auch vor Zabel im Grünen Trikot unterwegs. Eine Bronchitis verhinderte allerdings, dass er wie gehofft das Tour-Finale auf den Champs-Elysses erreichte. Neun Etappen vor dem Ziel in Paris war für Wüst die "Tour der Leiden" vorzeitig beendet.

(RPO Archiv)
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