Rassistischer Vorfall in Australien Adam Goodes lässt sich nicht mehr Affe nennen

Düsseldorf/Melbourne · Ausgerechnet an dem Wochenende, an dem der Australische Football den Beitrag der Ureinwohner am australischen Volkssport feiern wollte, sorgt ein 13-jähriges Mädchen durch eine rassistische Beleidigung für einen Skandal. Der beschimpfte Sportler reagiert ungewöhnlich – und löst eine landesweite Debatte aus.

Mädchen beleidigt Footballer Adam Goodes
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Ausgerechnet an dem Wochenende, an dem der Australische Football den Beitrag der Ureinwohner am australischen Volkssport feiern wollte, sorgt ein 13-jähriges Mädchen durch eine rassistische Beleidigung für einen Skandal. Der beschimpfte Sportler reagiert ungewöhnlich — und löst eine landesweite Debatte aus.

Was war passiert: Gegen Ende des Spiels zwischen den Sydney Swans und dem Collingwood Football Club am Freitagabend beschimpfte das Mädchen Sydneys Starspieler und Aborigine Adam Goodes als "Affen".

Die Reaktion des 33-Jährigen war ebenso ungewöhnlich wie kompromisslos. Goodes unterbrach sein Spiel, pickte sich die Übeltäterin heraus, zeigte auf sie und forderte den Sicherheitsdienst im heimischen Melbourne Cricket Ground auf, das Mädchen aus dem Stadion zu schmeißen.

In der Tat musste Collingwood-Fan Julia Surowka unter Begleitung der Security und unter den Schimpftiraden des Publikums das Stadion schließlich verlassen.

Rassismus hatte ein Gesicht

Die Geschichte sorgte für Schlagzeilen, die in Australien eigentlich keiner mehr lesen wollte. "An den Spielfeldrand zu kommen und eine 13-Jährige zu hören, die mich Affe nennt, und das war nicht das erste Mal, war niederschmetternd", erklärte Goodes nach dem Spiel und fügte hinzu: "Rassismus hatte ein Gesicht. Und es war das eines 13-jährigen Mädchens. Aber es ist nicht der Fehler des Mädchens."

Dann gab Goodes einen Einblick in seine Gefühlswelt. "Was mich so tief verletzt: Als ich mich umdrehte, sah ich dieses junge Gesicht. Es war einfach nur traurig. Deshalb musste ich die Arena verlassen. Es hat mir das Herz gebrochen."

Wohl jeder hätte Verständnis dafür gehabt, wenn Goodes seinem Ärger und Frust freien Lauf gelassen und Konsequenzen gefordert hätte. Aber er tat das Gegenteil: Goodes hielt den Ball flach und nutzte die Chance für einen allgemeinen Appell an die Nation.

Für seine bedachte Art, mit dem Vorfall umzugehen und in eine Gesellschaftskritik allgemeiner Art zu verpacken, erhielt Goodes reichlich Zuspruch. "Seine Worte und seine Taten zeigen höchstes Niveau, was Respekt und Fairness angeht. Qualitäten, die er auf und neben dem Platz zeigt", erklärte Premierministerin Julia Gillard.

Goodes will keine Hexenjagd

Goodes hoffe nun, dass das Mädchen genauso viel Unterstützung wie er selbst erhalte. "Denn die braucht sowohl sie als auch die Familie des Mädchens. Das ist keine Hexenjagd. Ich möchte nicht, dass sie jetzt dafür von den Menschen verurteilt wird. Wir müssen die Gesellschaft besser erziehen, damit das nicht noch einmal passiert", sagte Goodes.

Julia Surowka hat ihre Lektion offenbar bereits gerlent. Nach einem zweistündigen Verhör bei der Polizei hatte sie Kontakt zu Goodes aufgenommen und sich dafür entschuldigt, rassistisch gewesen zu sein und beteuerte, beim nächsten Mal zwei Mal zu denken, bevor sie etwas sage. Doch Goodes selbst ist gar nicht nachtragend. Die Polizei habe ihn gefragt, ob er Anklage erheben wolle. Goodes verneinte.

Der 33-Jährige ziehe es vor, dass sich Julia einem Erziehungsprogramm unterziehe. "Es ist nicht ihr Fehler, sie ist 13, sie ist immer noch unschuldig. Das ist unglücklicherweise das was sie in der Gegend, in der sie aufwächst, hört und sie deshalb für richtig hält. Ich garantiere, dass sie keine Ahnung hat, was die Menschen fühlen, die sie Affe nennt", sagte Goodes.

Julias Mutter Joanne hatte sich schließlich in einem Radiointerview bitter darüber beschwert, wie man mit ihrer Tochter umgegangen sei. "Ich denke, sie würde es rückgängig machen, falls sie es könnte. Aber das stand für ein 13-jähriges Mädchen in keinem Verhältnis." Dafür aber die Schlagzeilen, die ihre Aktion hervorrief. Zur Randnotiz geriet nämlich das Ergebnis: Sydney gewann das Spiel deutlich mit 102:55.

Sehen Sie hier das Video des Vorfalls und die Reaktion von Adam Goodes.

(are)
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