Football in Deutschland Ein Star für 500 Euro

American Football in Deutschland fristet ein Schattendasein. Daran ändern auch Karrieren wie die von Sebastian Vollmer oder Björn Werner in der NFL nur wenig.

Football in Deutschland: Ein Star für 500 Euro
Foto: dpa, te fdt

Der Star beim deutschen Meister heißt Ryan Taggart. Er stammt aus Texas, bekommt eine Wohnung, ein Auto und 500 Euro Taschengeld. Er trainiert zweimal die Woche, zusätzlich schiebt er individuelle Extra-Schichten. Gemeinsam mit drei anderen Amerikanern ist Taggart der Großverdiener bei den Schwäbisch Hall Unicorns, alle anderen Spieler erhalten außer ein bisschen Fahrgeld - nichts.

Während American Football in Übersee das große Milliardengeschäft ist, kommt der Sport in Deutschland über ein Schattendasein nicht hinaus. Die Formulierung "ambitionierter Hobbysport" treffe es wohl ganz gut, sagt Schwäbisch Halls Cheftrainer Siegfried Gehrke. 16 Teams spielen in der German Football League GFL, und sie alle bewegen sich mit Etats zwischen 200.000 Euro und gut einer Million trotz sportlich ansprechenden Niveaus allenfalls an der Schwelle zum Profitum.

Ein Hauch von NFL weht immerhin durch die Liga, wenn wie am 8. Juni die Düsseldorf Panther die Berlin Adler empfangen. Das sind die beiden Heimatklubs der deutschen NFL-Profis Sebastian Vollmer und Björn Werner. Und als Werner im April von den Indianapolis Colts verpflichtet wurde, riefen plötzlich alle deutschen Medien bei Adler-Präsident Frank Metscher an und wollten etwas über den neuen Star wissen.

Immerhin ein bisschen Werbung für die Adler und die Jugendarbeit, generell aber geht der Klub in der Hauptstadt eher unter. "Wir sind überhaupt nicht zufrieden mit der Aufmerksamkeit. Das ist sehr, sehr schwer", sagt Metscher. Er schwärmt von dem Standing, das Dorfvereine wie Schwäbisch Hall oder Kiel in ihrer Region haben - die finden andererseits das Potenzial in Großstädten traumhaft.

"Die Mischung macht die Liga doch interessant", sagt Verbands-Präsident Robert Huber. Immerhin hat die GFL im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 1361 Zuschauern einen Rekord erzielt. Der Verband kletterte kürzlich über die 50.000-Mitglieder-Marke und liegt damit etwa auf dem Niveau von Triathlon. Huber will mit seinem Sport ein echter Zuschauermagnet werden und sich gleich hinter Fußball und Motorsport etablieren: "Das ist nicht unrealistisch. Sporthallen wie im Basketball oder Handball sind doch mit 3000 Zuschauern schon voll. Wir konkurrieren im Freiluftbereich mit Hockey oder Rugby, da liegen wir schon drüber."

11.242 Fans kamen im vergangen Jahr zum finalen German Bowl zwischen Hall und Kiel. Auch 2013 ist der Berliner Jahn-Sportpark am 13. Oktober Austragungsort, Eurosport überträgt live. Viel von der großen Show und den großen Stadien der NFL-Europe, die 2007 wegen hoher Verluste den Spielbetrieb einstellte, hat auf die GFL also nicht abgefärbt. Ohnehin sagen viele, dass das Import-Produkt aus den USA dem Football in Deutschland durch zu viel Geld und Show nur geschadet habe.

"Aber in Sachen Präsenz und Anziehung für unseren Sport hat das auch viel bewirkt", sagt Düsseldorfs Vorstandssprecher Marcel Friedrich. Allerdings muss er auch einräumen, "dass viele wahrscheinlich gar nicht wissen, dass es uns gibt".

(sid/are)
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