Reit-Turnier in Luhmühlen Pferd eingeschläfert — Veranstalter machen weiter

Luhmühlen · Schock in Luhmühlen: Zum zweiten Mal binnen vier Wochen ist bei einer Vielseitigkeitsprüfung in Deutschland ein Pferd zu Tode gekommen.

Bilder des Reit-Turniers in Luhmühlen 2013
22 Bilder

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Als die Entsetzensschreie des Publikums verhallt waren, legte sich Schockstille über Luhmühlen. Nur wenige Galoppsprünge von der Zuschauertribüne entfernt lag P'tite Bombe zitternd im Sand, nicht mehr in der Lage, sich nach einem schweren Sturz auf den Hals wieder zu erheben.

Die wegen einer Wirbelverletzung offensichtlich gelähmte zehn Jahre alte Stute aus Frankreich wurde knapp zwei Stunden später in einer benachbarten Tierklinik von ihrem Leiden erlöst. Doch schon nach 25 Minuten ging das Military-Spektakel weiter, der TV-Zeitplan konnte gerade noch eingehalten werden.

Vier Wochen nach dem Drama beim Pfingstturnier in Wiesbaden um King Artus, Goldpferd von Mannschafts-Olympiasieger Dirk Schrade (Sprockhövel), war es bereits der zweite Todesfall in der deutschen Vielseitigkeitsreiterei. Der 17 Jahre alte Holsteiner Wallach brach seinerzeit am Ende der Geländeprüfung tot zusammen, wahrscheinlich wegen eines Aorta-Abrisses.

Logische Konsequenz aus immer höheren sportlichen Anforderungen oder eine wiederholte Verkettung unglücklicher Umstände? Wie bei der Vier-Sterne-Prüfung in dem idyllischen Heideörtchen Luhmühlen mit der Tragödie um P'tite Bombe umgegangen wurde, lässt nur den Schluss zu, dass die Buschreiter-Branche derlei "Verluste" offensichtlich einkalkuliert.

Hastig und spürbar unwillig verlas eine Turniersprecherin auf Englisch eine dürre sechszeilige Mitteilung. Kühl bis ans Herz und ohne großes Mitgefühl für Reiter Emeric George, der äußerlich unverletzt, aber sichtbar fassungslos mitansehen musste, wie sein Sportpartner mit einem Transporter aus dem Reitstadion gebracht wurde.

Auch aus den Worten von Julia Otto war wenig Empathie herauszuhören. "Das ist natürlich nichts, was man haben will. Bei dieser Sportart wird immer ein Restrisiko bleiben", sagte die Turnierleiterin nüchtern, Parcourchef Mark Phillips äußerte sich ratlos: "Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte. Es war doch nur ein einfacher Heckensprung."

Der aber am Ende der "technisch anspruchsvollsten Hindernisfolge der Geländestrecke" stand, wie der Olympiasieger und einstige Schwiegersohn von Queen Elizabeth vor der mit 100.000 Euro dotierten Veranstaltung noch stolz verkündet hatte. Die von Phillips im Vorfeld geäußerte Hoffnung, alle Reiter mögen "erleichtert sein, wenn sie die Arena ohne Fehlerpunkte verlassen können", blieb lediglich ein frommer Wunsch.

Nach der abschließenden Springprüfung durfte sich der Neuseeländer Andrew Nicholson am Sonntag über den mit 33.000 Euro dotierten Gesamtsieg freuen. Mit einem fehlerfreien Ritt mit Mr. Cruise Control behauptete der Olympia-Vierte von London und Weltranglisten-Erste seinen Vorsprung aus dem Geländeritt vor Ex-Europameisterin Zara Phillips aus Großbritannien mit High Kingdom, Rang drei ging an deren Landsmann William Fox-Pitt mit Neuf des Coeurs.

Als bester deutscher Reiter belegte der ehemalige Mannschafts-Weltmeister Andreas Dibowski aus Döhle mit Avedon den neunten Platz. Die Team-Olympiasieger Ingrid Klimke aus Münster und Dirk Schrade (Sprockhövel) hatten beim Geländeritt aufgegeben.

(sid/seeg)
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