Verrückter Typ Speedway-Legende Egon Müller erlitt 65 Brüche

Düsseldorf (RP). Er war Weltmeister im Speedway und auf der Sandbahn, stürmte als Amadeus Liszt die Charts, erlitt 65 Knochenbrüche und war zweimal mit derselben Frau verheiratet: Wenn Egon Müller am Mittwoch Geburtstag feiert, schaut er auf bewegte 60 Jahre zurück. "Als junger Kerl hätte ich nie gedacht, dass ich mal 60 werde", sagt der gebürtige Kieler.

Der kontaktfreudige Norddeutsche schaut auf eine 33-jährige Profi-Karriere als Speedway-Fahrer zurück, hatte aber auchbeachtliche Erfolge in anderen Sparten: Als Musiker, im TV als Drehbuchberater, Organisator oder Schauspieler im "Tatort" oder beim "Fall für zwei", im Kino unter anderem neben Udo Lindenberg im Film "Panische Zeiten".

"Wir haben 100.000 Schallplatten verkauft", erzählt Egon Müller stolz: "In England stand ich mal eine Woche vor Rod Stewart mit 'Sailing'." In Internet-Blogs wird sein Musik-Stil bei Hits wie "Win the race" als "Mischung aus Modern Talking und Engelbert" bezeichnet.

Für ihn war das Show-Business aber nicht das Wahre. "Eine Zeit lang war es toll. Aber da muss man manchen Leuten richtig hinten reinkriechen und den Bückling machen. Das war auf Dauer nicht mein Ding", erklärt er. Noch heute tritt er "ein bis zweimal im Monat" in Discos oder bei Revival-Shows auf, "schließlich ist das ein leichter Job. Man geht auf die Bühne und singt zwei, drei Lieder. Das ist keine Arbeit, ich kann das Gejammer der Musiker nicht verstehen. Die haben sich noch nie auf ein Rennen vorbereiten müssen."

Rennfahrer zu sein, war seine Profession. In seiner Karriere sind neben den WM-Titeln 17 deutsche Meisterschaften, 785 Rennsiege, 36 Bahnrekorde und ein Weltrekord auf der Grasbahn notiert. Sohn Dirk wäre beinahe in seine Fußstapfen getreten, doch 1985 wurde er nach einem harmlosen Unfall von einem anderen Piloten umgefahren und lag neun Tage im Koma. "Daran ist meine erste Ehe zerbrochen", erzählt Müller: "Meine Frau wollte, dass ich aufhöre, aber das konnte ich nicht." Er heiratete sie später ein zweites Mal.

"Ich bereue nichts, ich habe alles erlebt", sagt er. Als Folge der 65 Knochenbrüche — "unter anderem elfmal das rechte Schlüsselbein, neunmal das linke, siebenmal der der rechte Fuß, sechsmal der linke", wie er auswendig aufzählt - schmerzen nur noch die Handgelenke, "und auch nur bei großer Kälte". Dem Rennsport ist Müller als Motoren-Tuner und Ausbilder verbunden.

(RP)
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