Nach monatelanger Zwangspause Totilas fliegt aus Dressur-Nationalmannschaft

Warendorf · Matthias Alexander Rath und das einstige Wunderpferd Totilas sind aus dem Dressur-Nationalkader gestrichen worden. Das kommt angesichts der langen Zwangspause zwar nicht überraschend, erhöht aber den Druck auf das Paar weiter.

CHIO 2011: Rath und Totilas begeistern
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Zur mitunter skurrilen Marketing-Maschinerie mit dem Hengst Totilas gehört auch, dass der Vierbeiner auf der eigenen Internetseite mit seinen Fans kommuniziert. In seinem vorletzten Beitrag empfiehlt Totilas den Reitfreunden eine TV-Reportage über ihn mit dem Titel "Wunderpferd oder Fehlinvestition" - aber nicht ohne wiehernden Protest: "Wobei ich hier klar sage: Wunderpferd!"

Wohl eher Problempferd, könnte man derzeit spöttisch antworten. Seit einem halben Jahr haben der zehn Millionen Euro teure Hengst und sein Reiter Matthias Alexander Rath keinen Wettkampf mehr bestritten. Zudem stoppten Negativ-Schlagzeilen den Hype um den zwölfjährigen Rappen zuletzt deutlich: Zuerst das Olympia-Aus nach Raths schwerer Erkrankung (Pfeiffersches Drüsenfieber), dann die Strafanzeige der Tierschutz-Organisation PETA wegen der Trainingsmethoden. Und nun wurde das Paar auch noch aus dem Dressur-Nationalkader gestrichen.

"Müssen alle gleich behandeln"

"Natürlich bedauern wir dies sehr, müssen aber alle Kaderreiter gleich behandeln", sagte Klaus Roeser, Vorsitzender des Dressurausschusses des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR). Der DOKR begründete seinen Entschluss mit der momentan fehlenden Leistungsperspektive der Kombination von Reiter und Pferd bei internationalen Wettkämpfen.

Das ist angesichts der langen Zwangspause nicht ungewöhnlich und zieht auch erstmal keine weitreichenden Konsequenzen nach sich. Bis zur EM in Dänemark im August können sich Rath und Totilas wieder einen Platz im Championatskader und damit ein Startrecht für die Titelkämpfe sichern. Deshalb nahm das Totilas-Lager den Ausschluss auch entspannt zur Kenntnis. "Das ist ein völlig normaler Vorgang und spricht für die Durchlässigkeit des Kaders", sagte Kai Meesters, Sprecher des Totilas-Teams.

Etwas mehr Fragen wirft dagegen auf, warum dem Dressurausschuss noch immer keine Informationen darüber vorliegen, wann das Paar seine Rückkehr in den internationalen Turniersport plant. Die Antwort ist recht einfach: Rath und Co. wissen es noch nicht. "Matthias trainiert täglich und konzentriert für sein Comeback", ließ Meesters ausrichten. Erst im Januar wolle man sich im Team zusammensetzen und die konkreten Starts planen.

2013, das hatte Mitbesitzer Paul Schockemöhle zuletzt deutlich gemacht, ist ein ganz wichtiges Jahr für die Kombination Totilas/Rath. Deshalb soll das Pferd im kommenden Jahr auch viel weniger in der Zucht als Deckhengst zum Einsatz kommen. Dadurch entgeht Schockemöhle zwar viel Geld, aber: "Im nächsten Jahr wird ausschließlich der Sport im Vordergrund stehen."

Mit Hilfe des niederländischen Bondscoaches Sjef Janssen soll an die alten Erfolge unter dem Niederländer Edward Gal angeknüpft werden. Dieser hatte mit seinem Paradepferd bei der WM 2010 in Lexington/Kentucky alle drei Goldmedaillen gewonnen und die Dressur mit traumhaften Weltrekorden in neue Höhen geführt.

Mit Rath als Reiter konnte Totilas nur selten glänzen, hinzu kam das Pech durch die Erkrankung. "Mit Totilas ist alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte", hatte Schockemöhle kürzlich gesagt. Den Glauben, dass Totilas ein Wunderpferd und keine Fehlinvestion ist, dürfte der frühere Springreit-Europameister aber noch nicht verloren haben.

(sid)
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