Sender stellt Boxübertragungen ein Letzter Gong im ZDF

Hamburg (RPO). Man wird das ja vermissen: Katrin Müller-Hohenstein ruft Alexander von der Groeben. Der steht in einer Halle, im Hintergrund ein Boxring: "Hallo Dingeskirchen!" Die Dingeskirchener jubeln, der Moderator weist auf die folgenden tollen Boxkämpfe hin, "live im ZDF", und dann geht es zunächst zurück ins Aktuelle Sportstudio. Zum 110. Mal läuft dieses Spektakel am Samstag (22.10 Uhr) über die Mattscheibe, danach ist Schluss. In Hamburg, der Heimatstadt der Universum Box-Promotion, findet die (zunächst) letzte Box-Übertragung des ZDF statt.

 Klaus-Peter Kohl, Chef der Universum Box Promotion.

Klaus-Peter Kohl, Chef der Universum Box Promotion.

Foto: ddp, ddp

Dabei verteidigt Sebastian Zbik (Schwerin) als Hauptkämpfer seinen Interims-WM-Titel des WBC im Mittelgewicht gegen Jorge Sebastian Heiland (Argentinien). Im Supermittelgewicht steht ein WM-Kampf der WBA zwischen Dimitri Sartison (Hamburg) und Khoren Gevor (Armenien) an. Das "ewige Talent" Sascha Dimitrenko boxt um die Europameisterschaft.

Kein schlechtes Programm. Aber eben auch kein Vergleich zu Zeiten, als Regina Halmich, Dariusz Michalczewski, Felix Sturm und die Klitschko-Brüder für Universum und damit das "Zweite" in den Ring stiegen und Einschaltquoten bis zu zehn Millionen erreichten. Jetzt ist der Vertrag nach acht Jahren ausgelaufen. Rund 20 Millionen Euro pro Jahr war den Mainzelmännchen das Engagement wert, Geld, das die Gebührenkasse nun nicht mehr hergibt.

Dem deutschen Boxmarkt fehlen damit zwölf Veranstaltungen pro Jahr. Die ARD mit ihrem Partner Wilfried Sauerland hat mit ihren zehn Kampfabenden ein Monopol im öffentlich-rechtlichen TV. Der Berliner Promoter hat noch einen Vertrag bis 2015, Schadenfreude über das Schicksal seines langjährigen Kontrahenten empfindet er aber nicht: "Es ist immer schade, wenn ein Boxstall nicht weitermacht."

Kohl will Universum-Boxstall am Leben halten

Das aber will Promoter Klaus-Peter Kohl auf jeden Fall. Der 66-Jährige übernimmt wieder die Geschäftsführung des Unternehmens, das er vor 26 Jahren gegründet hat. "Wir haben noch viel vor", verkündet der Hamburger Gastro-Unternehmer, "wir werden uns dem Markt anpassen und unter völlig neuen Strukturen weitermachen." Immerhin hat er erst in der letzten Woche Schwergewichtler Juan Carlos Gomez wieder bei sich aufgenommen, der nach Differenzen mit Promoter Ahmet Öner den Arena Boxstall verlassen hat.

Boxer und Trainer sind als freie Unternehmer bei Universum beschäftigt und belasten nicht das Gehaltskonto. Zahlreiche andere Mitarbeiter aus der Verwaltung sind dagegen gekündigt. Seinen Sportlern scheint Kohl inzwischen sein Konzept dargelegt zu haben. "Ich mache mir über die Zukunft keine Sorgen", sagt Halbschwergewichts-Weltmeister Brähmer: "Ich glaube, dass Universum so viel Potenzial hat, dass es auf jeden Fall weitergeht."

Selbst Wilfried Sauerland glaubt, dass Kohl einen Weg finden wird, seinen Boxstall am Leben zu erhalten: "Klaus-Peter Kohl hat uns schon oft mit Ideen überrascht." Bis diese Ideen veröffentlicht werden, herrscht allerdings weiter Rätselraten - und was Alexander von der Groeben zukünftig Samstagnacht macht, weiß auch niemand.

(SID/bto)
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