Christian Ehrhoff und Daniel Briere NHL-Stars weg, Krise in Berlin und Krefeld

Köln · Die NHL-Stars sind weg, und plötzlich stecken Titelverteidiger Eisbären Berlin und das Überraschungsteam Krefeld Pinguine in der Krise.

Pinguine verabschieden Christian Ehrhoff nach Ingolstadt-Spiel
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Christian Ehrhoff und Daniel Briere sind wieder in den USA, der Rausch der Eishockey-Feiertage mit den NHL-Stars ist verflogen, beim Titelverteidiger Eisbären Berlin und dem Überraschungsteam Krefeld Pinguine herrscht Katerstimmung. "Es wird Zeit, dass wir endlich mal ohne Christian gewinnen", sagte Krefelds Kapitän Herberts Vasiljevs nach dem 2:3 nach Penaltyschießen beim EHC München, der dritten Niederlage in Folge seit Ehrhoffs Abschied. Der einstige Tabellenführer ist in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auf den vierten Platz abgerutscht.

Noch prekärer ist die Lage in Berlin. Seit Briere nicht mehr im Eisbären-Trikot zaubert, hat der deutsche Meister fünf von sechs Spielen verloren. Als Tabellenfünfter mit deutlichem Abwärtstrend droht der Serienchampion erstmals seit sechs Jahren die direkte Play-off-Qualifikation zu verpassen.

"Natürlich ist die Situation nicht gut", sagte Manager Peter John Lee nach dem 2:3 nach Penaltyschießen gegen die Iserlohn Roosters, der ersten Heimpleite seit dem 16. November 2012 (3:4 gegen Krefeld): "Aber wir machen uns nicht selbst verrückt."

Offensiv stark, aber defensiv schwach

Immerhin holte Lee am Sonntagabend Neuzugang Corey Locke vom Flughafen ab. Der 28-Jährige, den die Eisbären nach dem Abschied der NHL-Stars Briere und Claude Giroux verpflichtet haben, weckt allerdings Zweifel. Offensiv stark, aber defensiv schwach soll der Kanadier sein, der vom finnischen Erstligisten TPS Turku kommt. "Dann bringe ich ihm eben die Defensive bei", sagte Trainer Don Jackson bereits.

Solange Briere - zunächst mit seinem Philadelphia-Sturmpartner Giroux, dann alleine - glänzte, blieben die Schwächen der Berliner im Dunkeln. 34 Scorerpunkte sammelte der 35-Jährige in 21 Spielen, von denen die Eisbären 13 gewannen.

Jetzt wird offensichtlich: Der sechsmalige Meister ist nicht mehr so stark besetzt wie in den vergangenen Jahren. Die Neuzugänge Mark Katic, Jamie Arniel und Matt Foy überzeugten bislang nicht. Aus dem jahrelang so hochgelobten Nachwuchs schaffte zuletzt nur Laurin Braun den Sprung. Auch Trainer Jackson, in fünf Jahren viermal Meister, wirkt zunehmend ratlos. Weil nur fünf Verteidiger zur Verfügung stehen, muss Stürmer Julian Talbot hinten aushelfen.

Deshalb will Lee auch noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen. "Wir suchen noch einen Verteidiger", sagte er, "aber wir werden nichts übers Knie brechen. Wir werden nicht auf Teufel komm raus irgendwen verpflichten." Offenbar hatte Lee mit einer Absage der kompletten NHL-Saison spekuliert, denn Ende Dezember hatte er noch den Vertrag mit Briere verlängert.

Silvester sogar DEL-Tabellenführer

In Krefeld wird derweil Ehrhoff schmerzlich vermisst. Mit dem Verteidiger der Buffalo Sabres gewannen die Pinguine 22 von 32 Spielen, feierten Silvester sogar als DEL-Tabellenführer. Jetzt fehlen ihnen nicht nur die 26 Scorerpunkte des Nationalspielers, vor allem fehlt seine Präsenz auf dem Eis. Besonders im Powerplay, das Ehrhoff gleich in zwei Reihen bestritt, wird dies deutlich.

"Er war ein überragender Spieler", sagte Trainer Rick Adduono, "es war viel auf ihn abgestimmt, das muss sich jetzt erst wieder neu einspielen." Die Gefahr, ohne Ehrhoff nach unten durchgereicht zu werden, sieht der Kanadier aber nicht: "Die Mannschaft ist intakt." Noch liegt der Meister von 2003 als Tabellenvierter weit über den eigenen Vorgaben. "Wir dürfen nicht vergessen, wer wir sind und wo wir herkommen", betonte Adduono deshalb.

Der Einzug in die Play-offs sollte es aber dennoch sein, schließlich soll Ehrhoff im fernen Buffalo Freude haben, wenn er ins Internet schaut. Nach den vier Monaten in der alten Heimat werde er noch schneller als früher nach den Krefelder Ergebnissen sehen, hatte er bei seinem Abschied gesagt. Bislang sah er nur Niederlagen.

(sid/sgo)
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