Empfang für Motorrad-Weltmeister Cortese stellt Berkheim auf den Kopf

Berkheim · Eine Ehrenrunde vor 7000 Fans in der Heimatgemeinde, Volksfeststimmung und die Weltmeistermaschine als Geschenk. Beim Empfang für Weltmeister Sandro Cortese in Berkheim blieben keine Wünsche offen.

Berkheim feiert Cortese
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Foto: dpa, Karl-Josef Hildenbrand

Sandro Cortese hat Spuren hinterlassen. Das schwarze Gummi auf dem Asphalt der Hauptstraße im kleinen Berkheim wird noch lange an einen Tag erinnern, wie ihn die Gemeinde im Allgäu noch nicht erlebt hat. 7000 Fans waren gekommen, um den berühmtesten Sohn des Dorfes beim WM-Fest ordentlich zu feiern. Und Cortese bedankte sich mit einem Showrun. Vor seiner Haustüre fuhr der 22-Jährige auf der Weltmeistermaschine durch die Menge und ließ es sich nicht nehmen, immer wieder mit qualmendem Hinterrad Kringel in den Boden zu brennen.

"Einmalig, ein Traum"

Cortese hatte zuletzt viel zu feiern. Doch der Empfang in der Heimat vier Wochen nach seinem Triumph war für den Motorrad-Piloten eine ganz andere Hausnummer. Der Mann des Tages war von den Erlebnissen überwältigt. "Mit meinem Weltmeisterbike durch die Straßen von Berkheim zu fahren, war einmalig, ein Traum", sagte der Moto3-Champion.

Die Ausfahrt war gleichzeitig eine Premiere, nie zuvor hat Cortese Berkheim mit einem Motorrad unsicher gemacht. Bisher sei er "höchstens mal mit dem Roller zum See" gefahren, sagte der KTM-Pilot. Denn eigentlich sind dem Schwaben öffentlichen Straßen mit der Maschine zu gefährlich.

Diesmal konnte ihm nichts passieren. Die Straßen waren für den Verkehr dicht gemacht worden, die Strecke wurde mit viel Aufwand abgesperrt. Und Cortese hatte beim Rasen in "geschlossener Ortschaft" richtig Spaß. Nicht nur auf seiner KTM. Zur Besichtigung hatte der Weltmeister auf einem Quad Platz genommen, anschließend stand eine Taxifahrt mit dem zweimaligen DTM-Champion Mattias Ekström auf dem Programm.

Der Schwede war von der Atmospähre beeindruckt ("Mit so vielen Leuten habe ich nicht gerechnet") und gab im Audi richtig Gas. Das reine Vergnügen war die Ausfahrt nicht - wenigstens für Cortese. "Mir ist kurz ein bisschen schlecht geworden", gab der Beifahrer zu. Schlimmer wäre es mit Kunstflieger Matthias Dolderer ergangen. Doch als dieser über die Häuserdächer zischte, war auch Cortese nur Zuschauer.

400 Helfer hatten im kleinen Örtchen bei Ulm tagelang geschuftet, um nach der Rückkehr ihres Helden für einen weltmeisterlichen Rahmen zu sorgen. Auf dem Festplatz in der Ortsmitte wurde eine Großleinwand aufgestellt, direkt daneben war auf das Dach eines Reisebusses eine Bühne montiert worden. Als Cortese diese geentert hatte, ging es so richtig los.

Bescherung für Cortese

Erst sang eine A-cappella-Gruppe ein Ständchen ("Der Traum ist wahr, du bist ein Star und ganz Berkheim ist da"), dann wurden beim Volksfest in der 2700-Seelen-Gemeinde die ersten Geschenke verteilt. Cortese durfte sich über einen handgemachten Schutzengel und eine Krawatte des Landkreises Biberach freuen.

Viel wichtiger war aber der Eintrag ins Goldene Buch. "Das haben wir erst im vergangenen Jahr angeschafft", sagte Bürgermeister Walther Puza. Auf Seite eins schaffte es Cortese nicht ganz. Unter anderem war ihm ein indischer Bischof zuvorgekommen. "Aber Sandro ist der erste Weltmeister, der drin steht", sagte Puza.

Nicht nur die Politiker waren zum Feiern vorbeigekommen, auch Stefan Bradl stattete seinem Kumpel einen Besuch ab. Der Moto2-Weltmeister der vergangenen Saison weiß aus Erfahrung, wie sich solche Momente anfühlen. "Das ist ein Tag, den Sandro nie vergessen wird. Das wird ihm noch lange Jahre guttun", sagte der Zahlinger.

Familie feiert mit

Dass Corteses Familie beim Großen Bahnhof auch dabei war, versteht sich von selbst. Schwester Sarah ließ sich selbst von einer Blinddarm-OP am Vorabend nicht von der PS-Party im Illertal abhalten. Auch nicht von den Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt. Viele Fans hielten sich mit Glühwein, Punsch oder Kaffee warm, dazu gab es beim Bäcker am Platz "Sandrokrapfen".

Mehr als zwei Stunden standen jung und alt in der Kälte, ehe das Spektakel langsam zu Ende ging. Und beim letzten Akt gab es vom KTM-Motorsportchef das wohl schönste Geschenk. "Ich habe Sandro gesagt: Wenn Du den Titel gewinnst, bekommst Du die Maschine geschenkt. Hier steht sie", erklärte Pit Beirer.

Cortese legt das Weltmeisterbike direkt nach seiner letzten Fahrt zu Hause still: "Das Motorrad bekommt einen schönen Platz in meinem Wohnzimmer."

(sid)
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