Super Bowl elektrisiert die USA San Francisco auf den Spuren der alten Helden

New Orleans · Vor 18 Jahren gewannen die San Francisco 49ers zum letzten Mal den Super Bowl. Die alten Helden sind längst im Ruhestand – am Sonntag schlägt die Stunde der neuen Generation um Quarterback-Shootingstar Colin Kaepernick.

 Colin Kaepernick ist der große Hoffnungsträger der San Francisco 49ers.

Colin Kaepernick ist der große Hoffnungsträger der San Francisco 49ers.

Foto: dpa, John Mabanglo

Vor 18 Jahren gewannen die San Francisco 49ers zum letzten Mal den Super Bowl. Die alten Helden sind längst im Ruhestand — am Sonntag schlägt die Stunde der neuen Generation um Quarterback-Shootingstar Colin Kaepernick.

Als die San Francisco 49ers zum vorerst letzten Mal Football-Geschichte schrieben, spielte Colin Kaepernick noch mit seinen Eltern im Garten. Und interessierte sich so gar nicht für eine der glorreichsten Klub-Geschichten in der amerikanischen Profi-Liga NFL. Der damals siebenjährige Colin war in Wisconsin aufgewachsen, "meine ganze Familie war Fan der Packers", erzählte der Quarterback-Shootingstar. San Franciscos letzter Super-Bowl-Triumph vor 18 Jahren ging an dem heutigen Spielmacher der 49ers spurlos vorbei.

Ein Play-off-Spiel gegen — natürlich — die Green Bay Packers ist die "erste große Erinnerung" des 25-Jährigen an seinen aktuellen Arbeitgeber. 1999 war das, lange nach der so erfolgreichen Zeit des fünfmaligen NFL-Champions. Im Super Bowl gegen die Baltimore Ravens in der Nacht zum Montag in New Orleans (0.30 Uhr/Sat.1) soll gerade Kaepernick das sechste Kapitel in der Historie schreiben — und die Helden von damals geben gut gemeinte Ratschläge.

"Mach einfach so weiter", empfahl Steve Young, San Franciscos letzte Quarterback-Legende, seinem Nachfolger in einem "kurzen Gespräch". Der 51-Jährige, heute Kommentator beim Fernsehsender ESPN, musste seinerzeit selbst aus dem Schatten des großen Joe Montana treten und führte die 49ers 1995 zum Titel.

"Die beiden haben großartige Dinge hier geleistet", sagte Kaepernick, der wie seine Teamkollegen angesichts der übermächtigen Fußstapfen aber nicht in Ehrfurcht erstarrt: "Ich versuche einfach, einen klaren Kopf zu behalten, und arbeite weiter. Jetzt ist die Zeit, in der man am härtesten arbeiten muss." Die völlig unaufgeregte Art des von Kopf bis Fuß tätowierten Kaepernick, der erst Mitte der Saison den Quarterback-Job von Alex Smith übernommen hatte, lässt die alte Garde unter den 49ers-Fans längst von einem neuen "Joe Cool", wie Montana einst genannt wurde, träumen.

Erinnerungen an glorreiche Zeiten

An jeder Ecke der kalifornischen Metropole werde man an die alten Zeiten erinnert, sagte Offensive-Tackle Joe Staley: "Man läuft bei uns immer an den Trophäen von damals vorbei. Es gibt einfach diese große Tradition hier, die voller Stolz ausgestellt ist." Viele seien in den 80er Jahren Fans geworden — "als sie jung waren". Viermal holte das legendäre Team um Montana zwischen 1980 und 1990 die Vince-Lombardi-Trophäe, jedes Mal platzte die Stadt während des anschließenden Triumphzuges auf den Gleisen der "Cable Cars" aus allen Nähten.

"Jetzt wollen wir unsere eigenen Identität aufbauen", sagt Staley: "Wir wollen nicht in der Vergangenheit leben, sondern unsere eigene Tradition beginnen, die die Leute mitreißt." Dieses neue Team mache die "Dinge ein wenig anders", sagt Montana, der die 49ers vor fast auf den Tag genau 31 Jahren zum ersten NFL-Sieg führte: "Bei Kaepernick spricht jeder davon, dass er immer besser wird. Sie sind im Moment sehr gefährlich."

(sid/seeg/sap)
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