Rallye-Legende Walter Röhrl Ein "Genie auf Rädern" wird 70

Er war der Beste der Welt zu einer Zeit, als Rallye-Autos noch 540 PS unter der Haube hatten und wie urzeitliche Monster durch Wald und Flur pflügten. Am Dienstag wird der zweimalige Weltmeister Walter Röhrl 70.

Walter Röhrl – eine deutsche Rallye-Legende
6 Bilder

Walter Röhrl – eine deutsche Rallye-Legende

6 Bilder
Foto: dpa

Für Niki Lauda war Walter Röhrl ein "Genie auf Rädern". Der Österreicher gehörte in der Formel 1 zu den Besten der Welt, wurde dreimal Weltmeister. Röhrl, der heute 70 Jahre alt wird, reizte das Duell Mann gegen Mann nicht, was ihn nicht hinderte, auch bei Rundstreckenrennen seine Klasse zu beweisen. "Mit einem schlechten Auto fährt man da immer hinterher", sagte der gebürtige Regensburger. "In der Rallye kann man schlechtes Material durch fahrerisches Können ausgleichen." Deshalb suchte er vor allem im Kampf gegen die Zeit nach der perfekten Art, ein Auto zu bewegen - und wurde zur Motorsportlegende.

"Gute Fahrer haben die Fliegenreste an den Seitenscheiben", betonte Röhrl. Und: "Man kann ein Auto nicht wie ein menschliches Wesen behandeln - ein Auto braucht Liebe." Zwei der zahlreichen Sprüche Röhrls, der aber alles, nur kein Sprechvater ist. "Ich wusste immer, dass ich etwas Besonderes kann. Ich habe aber nie gedacht, dass ich etwas Besonderes bin", beschreibt der Bayer sich selbst.

Als er mit 18 seinen Führerschein hat, wird er im Außendienst des Bischöflichen Ordinariats Regensburg eingesetzt, kommt so im Jahr auf rund 120.000 Kilometer. Die Basis für eine Weltkarriere. Er absolvierte 75 WM-Läufe, gewann 14. Meistens an seiner Seite: Christian Geistdörfer. Der Copilot gab ihm aus dem "Gebetbuch" die Anweisungen, die Röhrl dann umsetzte. Nicht immer ging alles glatt. Bei der Rallye San Remo etwa verstand er seinen Beifahrer nicht richtig, und der Fiat landete auf einem Hausdach. "Ich habe die vier Kilometer bis zum Servicepunkt an Selbstmord gedacht", sagte Röhrl.

Meistens aber passte es. 1980 mit Fiat und 1982 mit Opel wurde Röhrl Weltmeister. Nur er schaffte es, die berühmte Rallye Monte Carlo mit vier verschiedenen Automarken zu gewinnen (1980, 1982, 1983/Lancia, 1984/Audi) - und das zu einer Zeit, die als die gefährlichste im Rallyesport galt. Es waren Höhepunkte einer erfolgreichen Rallye-Karriere, die 1987 endete. Dabei sollte Röhrl, der als Junge wegen seiner roten Haare gehänselt wurde und bis zum zwölften Lebensjahr fast täglich mit seinen Spöttern raufte, wie sein Vater Steinmetz werden.

Skifahren, Tischtennis, Rudern - Röhrl probierte viel, ist staatlich geprüfter Skilehrer. Doch die Autos wurden seine Leidenschaft. "Ich war immer ein Mensch, der nie fortwollte. Ich bin immer bodenständig gewesen. Reisen, Hotels, das mag ich alles nicht. Und genau das Gegenteil ist eingetreten", sagt Röhrl, der nun häufig mit dem Rennrad unterwegs ist. Seit 1992 ist er Testfahrer und Repräsentant bei Porsche. 2015 war "der Lange" fast 180 Tage für den Automobilhersteller im Einsatz, in der Phase der Rallye-WM waren es 300 Tage.

Seinen Geburtstag feiert der im Luftkurort St. Englmar im Bayerischen Wald wohnende Röhrl mit seiner Frau Monika beim Skifahren. In seinem Haus hängen zahlreiche Bilder aus der aktiven Zeit, von den 1000 Pokalen hat er dagegen nur noch acht oder neun. "Die anderen habe ich verschenkt. Die Trophäen geben mir nix", sagt Röhrl.

(cze)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort