Fotos "Schumi" stürzt in Oschersleben
Als er auf seinem roten Honda-Motorrad erstmals aus der Box mit der Nummer 1 auf die Piste in Oschersleben rollte, hatten die Zuschauer begeistert unter ihren Regenschirmen hervor gewunken.
Beim zweiten Tagesrennen der IDM in Oschersleben ist Michael Schumacher dann nach einem Fahrfehler gestürzt.
Er rappelte sich aber wieder auf und blieb unverletzt.
Der erste Auftritt des bestens gelaunten Formel-1-Rekordweltmeisters in der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft (IDM) sorgte für Riesenwirbel - trotz seines lächerlichen Tarnversuchs mit dem Decknamen "Marcel Niederhausen".
"Das hat Spaß gemacht", meinte der von Fotografen umlagerte Schumacher. Nachdem der siebenmalige Formel-1-Champion in den ersten beiden Trainingssitzungen wegen Regens verzichtet hatte, drehte er im weißen Rennoverall in der dritten Session im Nieselregen zehn Runden mit seiner 185 PS starken und bis zu 260 km/h schnellen Superbike-Maschine.
Angst vor einem Sturz hatte der trotz der Bedenken seines Arbeitgebers Ferrari wieder aufs Zweirad gestiegene "Schumi" offensichtlich nicht. "So, wie Michael in der Formel 1 das Risiko gut einschätzen konnte, so kann er es auch auf dem Motorrad. Jetzt lasst dem Jungen doch seinen Spaß haben", sagte Manager Willi Weber dem sid.
Schumachers neuer Teamchef Jens Holzhauer war im sid-Gespräch ebenfalls begeistert: "Das war erst das zweite Mal, dass er das Motorrad im Regen bewegt hat. Aber er hat halt viel Gefühl fürs Fahren und hat sich fahrerisch sehr schnell entwickelt."
Immer wieder klickten die Auslöser der zahlreich angereisten Fotografen, dazu hatten sich mehr Fans als sonst bei einem freien Training in Oschersleben eingefunden. Am Wochenende werden weit mehr als die zuvor erhofften 10.000 Fans erwartet, weshalb Willi Weber im Spaß einen "MS-Zuschlag" auf die Tickets anregte.
"Michael ist trotz des schlechten Wetters gut gelaunt. Seine Fahrerkollegen freuen sich, dass er hier am Start ist und keine Extrawürste gebraten bekommt", sagte Ralph Bohnhorst, Motorrad-Koordinator der Motorsport Arena Oschersleben: "Sein Start ist ein Segen für den gesamten deutschen Motorradsport."
Dabei hatte Manager Weber jeden Rummel vermeiden wollen und den Gaststarter mit der Nummer 77 nach einem Blick ins Telefonbuch als "Marcel Niederhausen" aus Stuttgart eingeschrieben. Weil aber ein Rennfahrer mit diesem Namen nicht einmal als Pseudonym gemeldet ist, muss er beim Rennen am Sonntag nun unter seinem richtigen Namen gegen 43 Kollegen antreten - und ist nicht mal punktberechtigt.
"Wir haben versucht, seinen Start unter der Decke zu halten, damit er in Ruhe fahren kann. Aber Michael kennt halt jeder", sagte Weber. Er finde es toll, dass der Formel-1-König seinen Spaß am Zweiradfahren habe: "Er will ja nicht beweisen, dass er der Schnellste ist - und er will auch nicht Motorrad-Weltmeister werden. "
Trotz aller Dementis von Schumacher selbst ("Es wäre absolut unmöglich für mich, auf dem Niveau der Jungs da vorne zu fahren. Und rechtes Eckfähnchen will ich nicht spielen") sind daran allerdings Zweifel aufgekommen. In den vergangenen Monaten hatte der 39-Jährige neben Privatrennen auch Testfahrten mit einer Moto-GP-Maschine für das Ducati-Team von Weltmeister Casey Stoner absolviert.
Sein österreichischer Teamkollege bei Holzhauer, der letztjährige Superchampion Martin Bauer (Österreich), traut Schumacher eine Karriere auf zwei Rädern zu: "Er fährt nach nur einem Jahr so unglaublich gut - ich würde sagen, er soll jetzt ein, zwei Jahre IDM fahren. Dann kann er zumindest in die Superbike-WM wechseln." Zuletzt war er pro Runde nur noch etwa zwei Sekunden langsamer als die Topfahrer.