Trauer um Hayden "Champion auf und neben der Strecke"

Cesena/Köln · Die Motorsportwelt trauert um einen großen Champion: Der frühere MotoGP-Weltmeister Nicky Hayden ist tot. Fünf Tage nach seinem folgenschweren Fahrradunfall in Italien erlag der US-Amerikaner seinen Verletzungen.

Dies gab das behandelnde Krankenhaus in Cesena bekannt.

Der 35-Jährige war am Mittwoch nahe Rimini mit einem Auto kollidiert und wurde seitdem auf der Intensivstation einer Spezialklinik behandelt. Dort hatte zeitgleich die deutsche Triathletin Julia Viellehner vergeblich um ihr Leben gekämpft, auch sie war bei einem Rad-Unfall schwer verletzt worden.

"Ich bin tief betroffen und traurig. Es war mir eine Ehre, mit Dir die Box teilen zu dürfen", schrieb der Zahlinger Stefan Bradl, bis zuletzt bei Ten Kate Racing Haydens Teamkollege, bei Instagram. "Nicky Hayden war ein wahrer Champion auf und neben der Strecke, wir werden ihn zutiefst vermissen", hieß es in einem Statement der MotoGP.

"Kentucky Kid" Hayden hatte beim Zusammenstoß ein Polytrauma einhergehend mit einem gravierenden Hirnschaden erlitten. Der erfahrene Pilot wurde beim Crash an Kopf, Brust und Hüfte verletzt.

Der dreimalige Grand-Prix-Sieger Hayden, 2006 Champion in der Königsklasse, war gegen 14.00 Uhr auf einer Tour zwischen Tavoleto und Riccione mit einem Kleinwagen zusammengeprallt. Offenbar wurde er beim Unfall gegen die Frontscheibe geschleudert. Sein Rennrad zerbrach in zwei Teile.

"Hey Kumpel, wir alle wissen, dass Du kämpfen kannst", hatte Bradl nach dem schlimmen Vorfall bei Twitter geschrieben. "Meine Gedanken sind bei Dir und Deiner Familie." Auch zahlreiche andere Rennfahrer, unter anderem Superstar Valentino Rossi aus Italien, meldeten sich zu Wort und drückten dem früheren Gegner die Daumen. Doch die Hoffnungen auf gute Nachrichten zerschlugen sich.

Hayden wechselte 2003 aus der Superbike-WM in die MotoGP und feierte zwei Jahre später in der Heimat beim US-Rennen in Laguna Seca seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Höhepunkt in der Motorrad-Karriere des Piloten aus Owensboro/Kentucky war der Gewinn des WM-Titels 2006 auf einer Honda - mit nur zwei Saisonsiegen. Damals hatte Rossi knapp das Nachsehen.

Zur Saison 2009 verließ der im Fahrerlager beliebte Hayden das Werksteam der Japaner, fuhr nach fünf Jahren bei Ducati aber wieder in einem Kundenrennstall für Honda. Als er kein Angebot für 2016 bekam, erfolgte der Abschied in die Superbike-WM für seriennahe Maschinen.

Hayden, dessen jüngerer Bruder Roger Lee (33) als Ersatzmann zwei MotoGP-Rennen absolviert hat, holte nach seinen enttäuschenden letzten Jahren in der Königsklasse auf dem Superbike in der vergangenen Saison einen Sieg und insgesamt vier Podiumsplätze. Zuletzt war er mit der neuen Honda nicht mehr konkurrenzfähig und hatte wie Bradl keine Chancen auf vordere Platzierungen.

Der frühere Champion stammt aus einer Rennfahrerfamilie, mehr als 15 Jahre lang war Hayden regelmäßig auf Maschinen mit mehr als 300 km/h auf der Welt unterwegs, nun starb er nach einem Unfall im Straßenverkehr. Sein letztes Foto bei Instagram zeigt ihn in Fahrradmontur auf einer Tour mit dem Bürgermeister von Misano. Es war eine seiner letzten.

(sid)
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