Wheldons Unfalltod Wohin steuert die IndyCar-Serie?

Düsseldorf (RPO). Teamchefs und Fahrer denken an Rücktritt, Ferrari-Legende Jody Scheckter will seinem Sohn sogar das Rennfahren verbieten und immer wieder die Frage nach dem Warum.

Rennfahrer Wheldon stirbt bei Horror-Unfall
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Rennfahrer Wheldon stirbt bei Horror-Unfall

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Der Unfalltod des Briten Dan Wheldon beim IndyCar-Saisonfinale in Las Vegas hat eine neue Sicherheits-Debatte entfacht und heftige Diskussionen über die Zukunft des US-Motorsports auf Oval-Kursen ausgelöst. Denn auf den Super Speedways wie in Las Vegas, Indianapolis oder Fontana werden wahnwitzige Geschwindigkeiten jenseits der 350-km/h-Schallmauer erreicht.

"Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, dass man mit einem Tempo von mehr als 360 Stundenkilometern Rad an Rad durch Ovale fährt. Du musst das nicht machen, um die Menschen zu unterhalten", sagte der frühere Formel-1-Fahrer David Coulthard im "Daily Telegraph". Daher habe er seinerzeit die Idee verworfen, nach dem Formel-1-Rücktritt in die IndyCar-Serie zu wechseln: "Das Risiko war mit einfach zu groß." Stattdessen fährt der Schotte nun für Mercedes in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft, dort erreichen die Rennwagen Spitzengeschwindigkeiten von etwa 280 km/h.

Scheckter: "Das ist es nicht wert"

Der frühere Formel-1-Weltmeister Jody Scheckter hatte unmittelbar nach Wheldons Tod einen eindringlichen Appell an seinen Sohn Tomas gerichtet. "Ich habe ihm gesagt, dass ich möchte, dass er aufhört", sagte der Südafrikaner der "BBC". Tomas Scheckter fährt schon seit Jahren in der IndyCar-Serie. Der Senior hofft, dass sein Filius nach dem schrecklichen Unfall von Las Vegas zur Vernunft kommt: "Das Leben hat noch mehr zu bieten. Das ist es wirklich nicht wert."

Doch die Worte des besorgten Vaters fanden bei Tomas Scheckter kein Gehör. "Ich werde nirgendwo hingehen", teilte der 31-Jährige via Twitter mit: "Ich höre nicht auf, und ich gehe nicht weg. Ich kämpfe für das, an was ich glaube." Zusammen mit seinen Fahrerkollegen will Scheckter überlegen, welche Konsequenzen aus den verhängnisvollen Ereignissen von Las Vegas zu ziehen sind. "Wir müssen die Zeit haben, um zu bremsen, um zu verlangsamen, um zu sehen, was los ist, ohne dass wir übereinander rollen wie im Zirkus", wird der Südafrikaner vom "IndyStar" zitiert.

Fahrerkollege Paul Tracy ist besonders betroffen. Denn es war sein Auto, auf das Wheldon in Las Vegas aufgefahren ist, was schließlich zu dem fürchterlichen Abflug führte. "Meiner Meinung nach sollte man sich auf die Verbesserung der Fangzäune konzentrieren", sagte Tracy. Es seien im Laufe der Jahre viele Dinge in Sachen Sicherheit getan worden. Es gebe spezielle Sicherheits-Barrieren, das HANS-System zum Nackenschutz, neue Fahrersitze, und auch die Autos würden immer sicherer. "Aber was seit 100 Jahren immer gleich ist, sind die Fangzäune", sagte der Kanadier.

Tracy: "Alle sagen, es reicht"

Welche Konsequenzen er selbst ziehe, habe er noch nicht entschieden, sagte Tracy. "Meine Frau kam gestern Abend zu mir und sagte: 'Du hast eine Menge Pokale, du hast genug Geld. Brauchen wir das alles noch?'". Tracy ist eine Ikone der IndyCar-Serie, seit 20 Jahren ist er schon dabei. Doch jetzt denkt er erstmals ernsthaft an Rücktritt. "Ich habe einen Freund sterben sehen, ich kenne seine Familie. Meine Frau, meine Mutter, mein Vater. Alle sagen, es reicht. Ich brauche sicher ein paar Tage, um das zu verarbeiten", sagte der Kanadier.

Immer noch unter Schock steht Sam Schmidt, der Teamchef von Dan Wheldon. In Tränen aufgelöst, wollte er im ersten Moment sogar alles hinschmeißen. "Ich würde lügen, wenn ich mir keine Gedanken darüber machen würde, den Sport zu verlassen", sagte Schmidt. Er wolle jetzt in Ruhe über alles nachdenken.

Tomas Scheckter dagegen warnt vor vorschnellen Reaktionen. Was in Vegas passierte, sei unvermeidlich gewesen, betonte der Rennfahrer: "Wir wussten alle, dass so etwas einmal kommen würde." Im Gegensatz zu vielen Experten sieht Scheckter das Problem allerdings nicht in den Geschwindigkeiten jenseits der 360 Stundenkilometer. "Ich hätte nichts dagegen, wenn es noch schneller gehen würde, solange genug Abstand zwischen den Fahrzeugen ist", sagte der Südafrikaner. So oder so: Auf die IndyCar-Serie kommen stürmische Zeiten zu.

(DAPD/chk)
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