Düsseldorf Nach Aus für Glock noch drei deutsche Formel-1-Piloten

Düsseldorf · Das Marussia-Team kann das Gehalt des Odenwälders nicht mehr zahlen. Offenbar fährt der 30-Jährige nun für BMW in der DTM.

Timo Glock ist seinem Formel-1-Team Marussia zu teuer geworden. Trotz eines noch bis Jahresende laufenden Vertrags verkündete der klamme Rennstall die "einvernehmliche Trennung" nach drei Jahren. "Obwohl es nicht der Weg ist, den ich erwartet hatte, freue ich mich auf meine zukünftigen Karrierechancen", wurde der 30-Jährige in der Mitteilung zitiert. Der Hesse könnte künftig im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) für BMW starten. Damit haben nur noch drei Deutsche ein Formel-1-Cockpit sicher: Weltmeister Sebastian Vettel (Red Bull), Mercedes-Pilot Nico Rosberg und Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg. So wenig waren es zuletzt in der Saison 2005 (Michael und Ralf Schumacher, Nick Heidfeld).

Ganz offen erklärte Marussia-Teamchef John Booth die Entscheidung mit wirtschaftlichen Zwängen. "Wir mussten Schritte einleiten, um unsere langfristige Zukunft zu sichern", sagte der Brite. Offenbar kann sich das Team das Millionen-Gehalt des Odenwälders nicht mehr leisten und sucht nach einem Fahrer, der mehr Sponsorengeld mitbringt. Als Kandidaten für das zweite Cockpit neben dem Briten Max Chilton gelten die Brasilianer Bruno Senna und Luiz Razia.

Marussia rutschte im vergangenen Jahr beim Saisonfinale noch von Platz zehn auf Rang elf der Konstrukteurswertung. Damit erhält das Team kein Geld aus dem Vermarktungstopf. Dies ist wohl einer der Gründe für die Sparmaßnahmen. Both: "Timo hat einen großen Beitrag für unser Team geleistet. Er ist ein fantastischer Fahrer." Doch auch Glocks Erfahrung und Klasse konnten die Probleme des jungen Teams nicht kaschieren. Seit drei Jahren bemüht sich Marussia (noch ohne WM-Punkt) um Anschluss ans Mittelfeld. Dennoch versicherte Glock: "Ich hatte drei tolle Jahre."

Glocks Formel-1-Kollegen reagierten mit Bedauern. "Das ist schade. Ganz sicher haben wir ihn nicht zum letzten Mal gesehen", twitterte Ex-Weltmeister Jenson Button. "Wir werden dich vermissen, Kumpel. Einer der guten Jungs, und es stieg ihm nie zu Kopf", schrieb Vettels Red-Bull-Kollege Mark Webber.

Der gelernte Gerüstbauer hatte seine Formel-1-Karriere 2004 bei Jordan begonnen. Danach fuhr er zunächst in der amerikanischen Champcar-Serie, ehe er sich 2007 als GP2-Meister erneut für die Formel 1 empfahl. Mit Toyota erlebte er seine erfolgreichste Zeit, fuhr dreimal aufs Podium, holte 49 seiner 52 WM-Punkte. Als die Japaner aus der Formel 1 ausstiegen (2009), heuerte Glock beim Manor-Projekt an, aus dem zunächst Virgin und dann Marussia wurde.

Nun geht es für Glock wohl in der DTM weiter, womöglich schon mit einem ersten Test in Valencia in dieser Woche. BMW-Werksfahrer Dirk Müller twitterte schon am Sonntagabend an die Adresse von Glock: "Glückwunsch und willkommen im Club." Glock antwortete vielsagend: "ppssss danke".

(DPA)
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