EM in Berlin Schwimmerin in letzter Sekunde vor Ertrinken gerettet

Berlin · Die 21 Jahre alte Polin Natalie Charlos war am Ende der 10-km-Distanz völlig entkräftet. Kritik am späten Eingreifen der Helfer.

Schwimmerin Natalie Charlos vor dem Ertrinken gerettet
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Der Schreck steckte Rob Muffels und Thomas Lurz noch in den Knochen, als sie den deutschen Freiwasserschwimmern bei der EM in Berlin einen fast perfekten Auftakt bescherten. Drei Stunden nach einer dramatischen Rettungsaktion schnappte der 19-jährige Muffels seinem Idol die Silbermedaille vor der Nase weg. Doch in Gedanken war der Magdeburger nach dem Coup über fünf Kilometer bei seiner ehemaligen Klubkollegin Natalie Charlos.

"Es war ein Schock. Sie ist eine gute Freundin", sagte Muffels, der auf der Regattastrecke Grünau Rekordweltmeister Lurz um sieben Zehntelsekunden auf den dritten Platz verdrängt hatte. Die in Elmshorn lebende und trainierende Polin hatte im Zehn-Kilometer-Rennen kurz vor dem Ziel das Bewusstsein verloren: Keine Sekunde zu früh wurde die 21-Jährige aus dem Wasser gezogen. "Da hatten wir sehr, sehr viel Glück", sagte Lurz. Die Erleichterung war groß, als der Stadionsprecher mitteilte: "Natalie hat alles überstanden, es geht ihr wieder gut.", Der deutsche Mannschaftsarzt Alexander Beck, der die Notversorgung geleistet hatte, hatte schon am Mittag erklärt: "Ihr Zustand ist stabil."

Muffels, der jahrelang mit Charlos in Elmshorn trainiert hatte, konnte sich nach dem Schock am Ende doch noch freuen. "Ich kriege es noch gar nicht auf die Kette, Thomas Lurz, den Rekordweltmeister, geschlagen zu haben - wow", sagte der Juniorenweltmeister von 2012: "Ich habe immer davon geträumt, mit ihm zusammen auf dem Podium zu stehen."

Der enttäuschende 13. Platz der zweimaligen Weltmeisterin Angela Maurer war am Morgen zur Nebensache geworden, wenige Meter entfernt herrschte Hektik. Charlos war schon bewusstlos, als sie vom DLRG-Helfer aus dem Wasser gezogen wurde. "Sie hatte Schaum vor dem Mund", berichtete Maurer, "das war erschreckend." Die 39-Jährige fühlte sich an den Tod von Francis Crippen erinnert. "Ich habe es vor vier Jahren miterlebt", sagte Maurer, "das war schlimm." Der US-Amerikaner war am 23. Oktober 2010 bei einem Weltcup in Fudschaira (Vereinigte Arabische Emirate) ertrunken und erst zwei Stunden nach dem Rennen von Rettungstauchern im Wasser treibend an der letzten Boje gefunden worden. Als Folge wurde unter anderem die Zahl der Begleitboote erhöht, um die Sicherheit zu erhöhen.

Bundestrainer Stefan Lurz ärgerte sich vor allem über das späte Eingreifen der Helfer. "Ich habe geschrien wie am Spieß, und die haben nur zugeschaut", sagte er, "zehn, zwölf Sekunden später, und sie wäre weg gewesen." Leistungssportdirektor Lutz Buschkow betonte: "Wir müssen die DLRG sensibilisieren, schneller einzugreifen."

(DPA)
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