Formel 1 Nico Rosberg auf dem Weg zum WM-Titel?

Spa · Das Duell um den WM-Titel in der Formel 1 geht auch beim Großen Preis von Belgien in Spa weiter. In den Hauptrollen: Nico Rosberg (202 Punkte) und Lewis Hamilton (191). Sicher ist: Weltmeister wird ein Mercedes-Fahrer sein.

Großer Preis von Belgien 2014: Training
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Am Vormittag war Nico Rosberg auf der 7,004 Kilometer langen Rennstrecke in Spa, auf der am Sonntag (14 Uhr/Live-Ticker) der 12. WM-Lauf stattfindet, um 0,097 Sekunden schneller als Hamilton. Am Nachmittag lag der Engländer 0,604 Sekunden vorn. Von den Verfolgern machte Ferrari-Star Fernando Alonso die beste Figur. Er wurde jeweils Dritter. Doch der Spanier und seine Kollegen können in diesem Jahr nur zuschauen, wenn die Silberpfeil-Piloten um die Fahrerkrone streiten. Auch wenn die anderen Teams den Abstand verringert haben, ist die Überlegenheit der Mercedes-Autos immer noch groß genug. Das Team und seine Piloten können sich auf dem Weg zum Doppel-Triumph nur selbst stoppen.

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Foto: ap, EM

Noch 225 Punkte kann ein Fahrer maximal holen — da sind die elf Zähler, die Rosberg vor Hamilton liegt, nicht wirklich beruhigend. Dennoch ist der Sohn des finnischen Formel-1-Champions Keke Rosberg (1982) und dessen deutscher Frau Gesine reif und bereit für den Titel. "Weil er jetzt das Ich zeigt", nennt Gerhard Berger, einst Fahrer und Teamchef in der Formel 1, den Grund.

Brav, artig — so wurde der in Wiesbaden geborene, in Monte Carlo und auf Ibiza aufgewachsene Nico Rosberg oft beschrieben. Doch in den drei Jahren bei Mercedes an der Seite von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher, den er in jeder Saison hinter sich ließ, hat er viel gelernt. Nun, im zweiten Jahr mit Hamilton, ist er auch bereit für den Kampf abseits der Rennstrecke, wenn es darum geht, das Team hinter sich zu bringen.

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Foto: afp, NLA/RBZ

Kampf bis ans Limit

Teamchef Toto Wolff und Niki Lauda, Aufsichtsratschef von Mercedes Motorsport, lassen ihre Fahrer an der langen Leine. Sie dürfen sich, wie zur Freude der Motorsportfans oft geschehen, bis ans Limit bekämpfen — solange die Interessen des Rennstalls nicht gefährdet sind. Die Zeiten, in denen Rosberg und Hamilton bei Kartrennen den Schnelleren ermittelten, sind lange vorbei. Ihr Verhältnis, früher als Freundschaft bezeichnet, ist professionell, mitunter angespannt und von dem Misstrauen geprägt, das herrscht, wenn Fahrer aus demselben Team um die WM kämpfen.

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Foto: Screenshot instagram.com/lalindaa

Kritische Situationen gab es genug. So in Monte Carlo, als Rosberg kurz vor Ende des Qualifyings sein Auto "parkte" und Hamilton ihn nicht mehr verdrängen konnte. Rosberg, der — wie nach der Pole Position üblich — aus Aberglauben seine Unterwäsche für das Rennen nicht wechselte, nutzte die günstige Startposition zum Sieg. Zuletzt kriselte es vor vier Wochen in Ungarn. Hamilton war von seinem Renningenieur Peter Bonington aufgefordert worden, den zu diesem Zeitpunkt schnelleren Rosberg vorbeizulassen. Für den Engländer kein Thema, solange dieser nicht im Windschatten auftaucht. "Hätte Teamchef Peddy Lowe die Anweisung gegeben, hätte ich einen Gang zurückgeschaltet. Er hätte den Knopf drücken können", sagte der 29-Jährige.

"Natürlich habe ich einige Dinge aus dem Rennen mitgenommen und werde dementsprechend handeln", betonte Rosberg. Man habe sich zusammengesetzt und alles besprochen, sagte der WM-Führende. Die Sichtweise ist Hamilton allerdings fremd. Der Engländer, der das Gefühl, Weltmeister zu sein, seit 2008 kennt, kann sich an ein gemeinsames Gespräch nicht erinnern. "Und ich bin mir auch nicht sicher, ob das nötig ist", sagt er.

Rosberg, der neben Deutsch auch Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch spricht, kämpft für sein Ziel. Er will wie Michael Schumacher (1994, 1995, 2000 bis 2004) und Sebastian Vettel (2010 bis 2013) in der Liste der Champions geführt werden. Dass er dann der Fahrer nach Schumacher und nach Vettel sein würde, spielt keine Rolle. Er ist technisch versiert, im Zweikampf kompromisslos, hat aber stets das Auge für das Machbare und ist dank des starken Autos zum Siegfahrer geworden — die Voraussetzungen für den großen Triumph sind vorhanden. Vier Erfolge feierte Rosberg in diesem Jahr, sechsmal stand er auf der Pole Position. Bei allem Ehrgeiz weiß er, was von ihm verlangt wird. "Die Formel 1 ist letztlich ein Teamsport. Die Herausforderung ist, den Mittelweg zwischen Teamgedanken und Eigeninteressen zu finden, den Job so zu machen, dass am Ende alle zufrieden sind", sagt Rosberg.

Aber das ist eine kaum zu lösende Aufgabe. Denn holt Rosberg den Titel, ist Hamilton gewiss nicht zufrieden. Doch das wäre dem WM-Spitzenreiter egal.

(RP)
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