Olympia im TV Das letzte Fest für ARD und ZDF?

Düsseldorf · Noch übertragen die Öffentlich-Rechtlichen die Olympischen Spiele. Ab 2018 hält der US-Medienkonzern Discovery die Rechte. Im Hintergrund laufen Verhandlungen. Doch die Fronten scheinen verhärtet.

Olympia 2016: Die TV-Teams von ARD und ZDF
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Die TV-Teams von ARD und ZDF

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Foto: dpa, lus fpt

Die 28 öffentlichen Fernsehstuben in Berlin sind gut besucht. Auf den Bildschirmen rennt gerade Jesse Owens im Berliner Olympiastadion über 100 Meter zur Goldmedaille. Es ist das Jahr 1936, und die Sommerspiele sind untrennbar mit dem Beginn des deutschen Fernsehzeitalters verknüpft. Seit der ARD-Gründung 1950 gehört das größte Sportfest der Welt zur Grundversorgung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Aus Rio de Janeiro übertragen ARD und ZDF rund 300 Stunden live. Danach könnte diese Ära ihr Ende finden.

1,3 Milliarden Euro zahlt Discovery für die Übertragungsrechte für zwei Winter- und zwei Sommerspiele von 2018 bis 2024. Zum US-Medienkonzern gehören unter anderem die Eurosport-Kanäle. Als die Rechte im vergangenen Jahr vergeben wurden, waren die Intendanten von ARD und ZDF bass erstaunt und die Zuschauer in Sorge um ihre Sportversorgung. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, beschwichtigte, kündigte an, es werde Verhandlungen über Abkommen mit anderen Anstalten geben. Diese Gespräche über so genannte Sublizenzen sind zwischen Discovery und ARD/ZDF auch angelaufen, zuletzt aber ins Stocken geraten.

"Nach einigen Monaten der Verhandlungen wundere ich mich aber über die grundsätzliche Zurückhaltung der öffentlich-rechtlichen Sender. Es wachsen die Zweifel, wie ausgeprägt ihr Interesse an der Olympia-Berichterstattung tatsächlich ist", sagte Discovery-Chef Jean-Briac Perette zuletzt der "FAZ". Bei Hans Joachim Strauch, Chef des ZDF-Werbefernsehens, klingt die Verhandlungstaktik so: "Meiner Meinung nach müssen die auf die Schnauze fallen, damit wir beim nächsten Mal die Chance haben, wieder dranzukommen."

In Großbritannien und Österreich hat Discovery bereits Einigungen über Sublizenzen mit BBC und ORF erzielt. Eine solche scheint in Deutschland derzeit in weiter Ferne. Geld auf der einen und Abstriche bei Exklusivität auf der anderen Seite sind die großen Streitpunkte. Die Öffentlich-Rechtlichen waren bisher stets Alleinherrscher, sind nun aber in der Rolle des Bittstellers und klingen etwas verbittert. "Discovery wird nichts investieren, schon gleich nicht in den Journalismus. Das wird ein Totentanz werden", sagt Strauch. ARD und ZDF wollen Rio nun als Bühne nutzen. Zeigen, dass ihre Übertragungen für das deutsche Fernsehvolk alternativlos sind. "Dass wir mit Blick auf die nächsten Olympischen Spiele derzeit keine Übertragungsrechte haben, führt jedenfalls nicht dazu, in unseren Leistungen nachzulassen - das spornt eher an", sagt Gerd Gottlob, der ARD-Teamchef in Brasilien. Sollten Discovery und ARD/ZDF zu keiner Einigung kommen, droht Olympia zumindest zum Teil im Bezahlfernsehen zu landen. Eurosport 2 ist nur gegen Gebühr zu empfangen.

Das IOC schaut sich die Entwicklungen in aller Ruhe an. Für Bach war der Vertrag das Fundament für einen Olympia-Kanal, den das IOC in eigener Regie gemeinsam mit Discovery entwickelt. Der US-Konzern baut in seinem Gesamtkonzept einzig und allein auf Sport, ist daher idealer Partner. Vor allem Ausspielkanäle im Internet spielen in den Visionen eine große Rolle.

So könnte es dazu kommen, dass die Zuschauer in vier Jahren Geld zahlen müssen, um auf ihrem Smartphone zu verfolgen, wer die 100 Meter in Tokio gewinnt.

(erer)
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