Düsseldorf Russische Sportler auf dem Weg nach Rio

Düsseldorf · Die Einzelsportverbände winken viele Athleten trotz WADA-Bericht durch. IOC-Präsident Thomas Bach wird kritisiert.

Nachdem Präsident Thomas Bach am Sonntag dem von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) empfohlenen Komplettauschluss Russlands wegen systematischem Staats-Doping nicht nachkam, steht das Internationale Olympische Komitee am Pranger. "Es war klar, dass es eine diabolische Entscheidung geben würde, aber diese Entscheidung ist natürlich die Katastrophe. Das ist ein trauriger, ernüchternder, entsetzlicher Tag für den olympischen Sport", sagt Ines Geipel, Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe. "Das ist ein Stück weit Realitätsverlust", kritisiert die ehemalige DDR-Leichtathletin weiter.

Unterstützung bekommt die 56-Jährige von der Athletik-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): "Wir bewerten es als vertane Chance, dass das bewiesene, staatlich initiierte, gelenkte und geschützte Dopingsystem in Russland nicht zu einem Ausschluss des nationalen Olympischen Komitees von den Spielen in Rio geführt hat", hieß es in einer Mitteilung. Es bestehe das Risiko, "dass Athleten in Rio an den Start gehen, die später doch als Profiteure des Dopingprogramms identifiziert werden."

Und das können allem Anschein nach einige sein. Statt keinem, oder nur wenigen Athleten wird nämlich doch eine große Delegation Russland in Rio de Janeiro vertreten dürfen. Das zeigt sich anhand der Reaktionen vieler Einzelverbände, die seit Sonntag die Sportler in einem Eilverfahren prüfen sollen. IOC-Präsident Thomas Bach hatte am Sonntag gerade erst verkündet, dass die jeweiligen Sport-Einzelverbände die russischen Sportler testen und gegebenenfalls Sanktionen aussprechen sollen, da erklärte der Tennis-Verband (ITF), dass alle sieben russischen Spieler zugelassen werden. "Die Nominierten sind Teil eines rigorosen Anti-Doping-Programms außerhalb ihres Landes", hieß es vom Verband. "Wir glauben, dass saubere Sportler das Recht haben, in Rio anzutreten." Gestern zogen die Weltverbände der Bogenschützen (WA) und der Judoka (IJF) nach. "84 Prozent aller für Olympia qualifizierten Athleten sind bis vergangenen Dienstag getestet worden", heißt es vom Judo-Verband. Auch die Reiter dürfen antreten.

Turner, Moderne Fünfkämpfer, Schützen und Ringer sollen ebenfalls schon als feste Rio-Teilnehmer gelten. Gestern standen die Zeichen jedenfalls für eine positive Entscheidung der Verbände. Auffällig: Die Ringer-Nation Russland hat in der Exekutive des Weltverbands (UWW) mit Michael Mamiaschwili und Natalia Jariguina zwei einflussreiche Funktionäre sitzen.

Einzig der Schwimmweltverband (FINA) hat gestern eine Sperre ausgesprochen. Gleich sieben Schwimmern bleibt die Olympia-Teilnahme in Rio verwehrt. Vier waren allerdings zuvor von Russland zurückgezogen worden, die anderen drei Athleten tauchten im Doping-Report der WADA auf. Zuvor waren bereits 68 russische Leichtathleten wegen Dopings vom Weltfachverband IAAF gesperrt worden. Russland bat gestern erneut um eine Sondererlaubnis für diese Athleten.

(RP)
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