Nach Bronze in Rio Jetzt wollen die Handballer Gold in Tokio

Rio de Janeiro · Nach dem denkbar knappen Aus im Halbfinale rappelt sich das Team von Trainer Dagur Sigurdsson nochmal auf und gewinnt gegen Polen die Bronzemedaille. Die Verantwortlichen erwarten eine rosige – oder besser gesagt – goldene Zukunft.

Olympia 2016: So jubeln die "Bad Boys" über Bronze
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So jubeln die "Bad Boys" über Bronze

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Foto: dpa, moa

Es war für den Moment erst einmal der gelungene Abschluss eines erfolgreichen olympischen Turniers, den die deutschen Handballer nach dem 31:25 gegen Polen und mit dem Gewinn der Bronzemedaille in Rio an diesem Abend ausgiebig feierten. Aber mittelfristig soll diese Bronzemedaille nur ein Zwischenschritt sein zum ganz großen Ziel. "Wir haben gesagt, wir wollen 2020 olympisches Gold. Und wir haben uns einen Weg überlegt, wie wir dahin kommen können", sagte DHB-Sportchef Bob Hanning und schlug so die ehrgeizige Brücke von Rio nach Tokio.

Es ist ein Weg, den ein damals darbender deutscher Handball 2014 mit der Verpflichtung von Bundestrainer Dagur Sigurdsson und noch konsequenterer Nachwuchsförderung eingeschlagen hatte und der nun viel früher als erhofft schon Früchte trägt. "Wir haben jetzt schon sehr schnell sehr viel Erfolg, was gut ist, weil es das Ganze etwas vereinfacht", fand Hanning. Die nächsten Zwischenziele in Richtung Tokio, die Weltmeisterschaft 2017 in Frankreich und die Europameisterschaft im Jahr darauf in Kroatien, dürfen die "Bad Boys" dann auch mit dem Selbstbewusstsein eines Mitfavoriten angehen. Es sind also blühende Landschaften, die sich für den DHB da in den kommenden Jahren auftun könnten. "Es kann auf jeden Fall eine rosige Zukunft sein. Es sind viele junge Spieler dabei. Wir können alle zusammen noch ein paar Jährchen spielen. Ich denke, da kann man von uns noch einiges erwarten", sagte Julius Kühn vom VfL Gummersbach.

Kühn selbst ist 23, Patrick Wiede 22, Andreas Wolff 25, Paul Drux 21 - sie alle stehen erst am Anfang einer Karriere. Und von unten wird ziemlich sicher Qualität nachkommen, das zeigen der Vize-Europameistertitel der U20 und die EM-Bronzemedaille, die die U18 gestern gewann. "Es wird trotzdem schwer, uns in der Weltspitze zu stabilisieren, aber man muss auch sehen, dass andere Mannschaften große Spieler abgeben werden, während wir noch Spieler dazubekommen werden", prophezeite Hanning vor allem mit Blick auf viele ältere Stars der Franzosen, die diesmal noch im Halbfinale gegen die Deutschen das glückliche Ende für sich hatte (29:28). "Wenn man sieht, wie unsere Mannschaft arbeitet, spricht das dafür, dass hier etwas Großes heranwachsen kann."

Dass sie beim DHB die kommenden Aufgaben nun also mit einer Olympiamedaille um den Hals angehen dürfen, hatten sie gestern in der Future-Arena von Barra vor allem einer enormen Willensleistung der Nationalmannschaft zu verdanken. Die bekam das Spiel gegen die Polen Mitte der ersten Halbzeit in den Griff und gab es in einer zunehmend zerfahrenen, wilden zweiten Hälfte auch nicht mehr aus der Hand. Und das Ganze immerhin nur zwei Tage nach der bitteren Last-Minute-Niederlage gegen die Franzosen. "Dass wir nach diesem doch harten Halbfinal-Aus wieder so zurückgekommen sind, ist natürlich umso schöner", fand auch Kühn. "Wir hatten uns ja sowieso vorgenommen, hier eine Medaille zu holen, und jetzt haben wir unser Ziel erreicht. Das ist einfach nur überragend."

Mit den Handballern gewann damit auch die letzte der fünf in Ballsportarten in Rio gestarteten Mannschaften (daneben noch zweimal Hockey, zweimal Fußball) eine Medaille. Und ganz nebenbei feierte der DHB so das erfolgreichste Jahr seit 2004, als es Olympia-Silber in Athen und den EM-Titel in Slowenien gegeben hatte.

(klü)
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