Bewerbung um Olympische Spiele Berlin und Hamburg halten sich zurück

Berlin/Hamburg · Auch zwei Tage nach dem krachenden Scheitern von Münchens Olympia-Bewerbung für die Winterspiele 2022 war der Kater im deutschen Sport groß. Berlin und Hamburg hielten sich mit Forderungen nach der Ausrichtung von Sommerspielen zurück.

"Das ist sehr bitter für den deutschen Sport"
Infos

"Das ist sehr bitter für den deutschen Sport"

Infos
Foto: dpa, Peter Kneffel

In Berlin will man zunächst nur einen Runden Tisch, in Hamburg lässt man sich zeitlich nicht unter Druck setzen: Zwei Tage nach dem krachenden Scheitern der Münchner Olympiabewerbung für die Winterspiele 2022 hielten sich Deutschlands mögliche Kandidaten für die Ausrichtung von Sommerspielen mit lautstarken Forderungen zurück. Aus Sachsen drangen indes forschere Töne mit Bezug auf die Winterspiele 2026.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit verzichtete darauf, nach der Pleite Münchens Ansprüche zu stellen. Stattdessen ließ er seinen Sprecher Richard Meng moderat mitteilen, dass sich die Hauptstadt eine neue Chance erhoffe, falls sich Deutschland um die Ausrichtung von Olympia bewerbe. Berlin, so Meng, sei ein guter Kandidat, aber "man darf sich das jetzt nicht so vorstellen, dass wir nur darauf warten, dass eine Tür aufgeht."

Präsident Klaus Böger vom Landessportbund Berlin plädierte mit Blick auf eine mögliche Bewerbung Berlins für die Sommerspiele 2024 dafür, zunächst eine pro-olympische Stimmung in der Stadt zu erzeugen. "Über diese Frage muss es einen Diskurs geben. Man muss sich offen mit Argumenten auseinandersetzen, auch die kritischen Geister müssen mit eingebunden werden", sagte Böger der "Berliner Morgenpost" und spielte auf Berlins Niederlage bei der Bewerbung um Olympia 2000 an.

"Berlin kann Großereignisse"

Böger zeigte sich aber generell davon überzeugt, dass Berlin die Spiele stemmen könnte. "Berlin kann Großereignisse, das hat sich doch gezeigt", sagte der LSB-Präsident. Das habe die Stadt sowohl bei der Fußball-WM 2006 als auch bei der Leichtathletik-WM 2009 bewiesen. Weitere sportliche Highlights stünden bevor. Dazu zähle 2015 das Finale der Champions League im Fußball und 2018 die Austragung der Leichtathletik-EM. Viele Sportstätten seien vorhanden. Arenen wie die Max-Schmeling-Halle, die O2-World, das Velodrom oder die Schwimmhallen an der Landsberger Allee könnten genutzt werden. Das Olympische Dorf könnte auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof entstehen.

Auch der Berliner Landesverband der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) forderte eine offene Diskussion über Chancen und Risiken Olympischer Spiele in Deutschland. "Unser Vorschlag ist daher ein Runder Tisch mit Vertretern des Landessportbundes Berlin, aus Politik und Wirtschaft. Gemeinsam müssen wir in der Bevölkerung mögliche Vorbehalte abbauen, für die Vorteile werben und so ein positives Klima für Olympische Spiele in Berlin schaffen", sagte deren Vorsitzender Gerhard Janetzky und fügte an: "Erst wenn dies gelungen ist, sollten wir eine Olympia-Bewerbung ernsthaft in Betracht ziehen."

Hamburg indes will sich bezüglich einer erneuten Bewerbung um Olympische Sommerspiele Zeit lassen. "Bis zum Ende des Jahrzehnts wollen wir so weit sein, uns grundsätzlich für jede sportliche Großveranstaltung erfolgreich bewerben zu können. Weil München es nicht geschafft hat, heben wir jetzt nicht gleich den Finger", erklärte Frank Reschreiter, Sprecher des in der Hansestadt für den Sport zuständigen Innensenators Michael Neumann.

Der SPD-Politiker hatte sich in diesem Zusammenhang bereits im Frühjahr in einem Interview auf ein direktes Bürgervotum vor einer endgültigen Entscheidung des Senats festgelegt.

Die norddeutsche Metropole hatte schon 2003 für die Sommerspiele 2012 kandidiert, verlor aber auf nationaler Ebene in der letzten Finalrunde die entscheidende Abstimmung gege Leipzig. Die Messestadt kam später im internationalen Vergleich nicht zum Zuge, die Spiele wurden vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) letztlich nach London vergeben.

Altenbergs Bürgermeister geht in die Offensive

Geht es nach Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten soll Sachsen für die Winterspiele 2026 einen neuen Anlauf wagen. "Das wäre doch grandios", sagte der 59-Jährige von den Freien Wählern am Dienstag zu Bild.de: "Wir sind ein sportbegeistertes, nettes Völkchen." Kirsten schwebt dabei ein Vorstoß als Co-Ausrichter vor: "Ich kann mir das sehr gut als gemeinsame Bewerbung mit Tschechien vorstellen."

Mit Standorten wie Dresden und Chemnitz rechnet Kirsten Sachsen gute Chancen bei einer Bewerbung aus und erinnert an die Spiele der Jahre 1992 und 1994. "Albertville und Lillehammer sind auch kleine Orte, die Olympische Winterspiele ausgetragen haben. Was die geschafft haben, können wir allemal packen."

Präsident Clemens Prokop vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) indes forderte, dass es keine Olympia-Bewerbung mehr ohne transparente Kosten-Nutzen-Analyse geben dürfe. Laut Prokop habe bei allen Bürgerentscheiden eine entscheidende Rolle gespielt, dass eine große Diskrepanz gesehen wurde zwischen den Einnahmen des IOC und einiger Sponsoren sowie den großen finanziellen Belastungen der beteiligten Kommunen. "Die Leute hatten Angst vor unkalkulierbaren Kosten. Ich teile die Kritik, die an den Verträgen geübt wurde, die das IOC den Organisatoren aufdrückt. Sie sind nicht fair", sagte Prokop.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort