Vorbereitung der Ruderer Futtern für Rio

Dortmund · Der Deutschland-Achter bereitet sich auf Olympia in Rio vor. Das hat einen ausgiebigen Ernährungsplan zur Folge. Bis zu 8000 Kilokalorien nimmt ein Ruderer pro Tag zu sich.

Olympia 2012: Die Triumphfahrt des Achters
8 Bilder

Olympia 2012: Die Triumphfahrt des Achters

8 Bilder

Hannes Ocik hat gut zugehört bei den Kollegen Fußballern. Deren Phrase "Wir denken nur von Spiel zu Spiel" hat der neue Schlagmann des Deutschland-Achters für den Rudersport umgetextet. "Wir denken immer nur an die nächste Regatta", sagt der 23-jährige Schweriner, der im Deutschland-Achter sitzt. Die nächste Regatta, das sind die Europameisterschaften Ende dieser Woche im polnischen Posen.

Es ist ein bisschen geflunkert, dass die Aufmerksamkeit derzeit allein diesem Rennen und dem ersten großen Kräftemessen mit den zuletzt führenden Briten in dieser Saison gilt. Nicht einmal die Weltmeisterschaften Anfang September im französischen Aiguebelette sind von überragender Wichtigkeit. Nein, schon jetzt ist in dem in Dortmund angesiedelten Team praktisch alles auf die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Rio de Janeiro ausgerichtet.

Olympia 2012: Acht Fakten zum Deutschland-Achter
10 Bilder

Olympia 2012: Acht Fakten zum Deutschland-Achter

10 Bilder

Das Ziel ist klar: wieder Gold, so wie 2012 auf dem Lake Dorney westlich von London. Der Achter ist ein deutscher Sportmythos, seit er 1960 in Rom unter Trainer Karl Adam bei den Olympischen Spielen gewann. Nur drei aus der Goldcrew von London sind noch an Bord: Richard Schmidt, Maximilian Reinelt, Eric Johannesen.

Trainer Ralf Holtmeyer (59) steht wie jedes Jahr vor der Aufgabe, eine Auswahl zu treffen. Die Tests auf dem Ergometer und in kleineren Bootsklassen liefern wichtige Anhaltspunkte für die Zusammensetzung, aber auch das harmonische Zusammenwirken der acht Kerle und ihres Steuermannes muss er berücksichtigen. "Aber ich will die Harmonie nicht überbewerten", sagt Holtmeyer, "sind ist zwar wichtig, steht bei mir aber nicht an Nummer eins."

Das ist der neue Deutschland-Achter
8 Bilder

Das ist der neue Deutschland-Achter

8 Bilder

Gesunder Konkurrenzkampf ist dem Altmeister, der schon 1988 in Seoul den Achter zu Olympia-Gold dirigierte, lieber. "Am harmonischsten geht es in einer Thekenmannschaft zu", sagt er, "die trainiert einmal in der Woche, spielt sonntags, und danach gibt jeder mal ein Bier aus." So stellt sich Holtmeyer den olympischen Spitzensport nicht vor. Aus rund zwei Dutzend jungen Männern kann er auswählen, der Juniorenkader unter 23 Jahren bringt regelmäßig Talente für höchste Aufgaben hervor. "Es gibt noch genug Verrückte, die sich diesen Sport antun", sagt er schmunzelnd.

2012 in London brachte seine Equipe die Erfolgsserie zum Abschluss, die sie sich in den vier Jahren zuvor erarbeitet hatte. Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbands galt zu der Zeit als unschlagbar. Das hat sich geändert. Die Briten, bei denen sich die umfangreiche Sportförderung durch eine Lotterie vor den Olympischen Spielen im eigenen Land langfristig positiv auswirkt, waren in den vergangenen beiden Jahren bei den Saisonhöhepunkten vorn. Allerdings profitierten sie bei der Weltmeisterschaft 2013 in Amsterdam von den im Vergleich zum deutschen Boot günstigeren Windverhältnissen.

Die jetzt anstehende Europameisterschaft und die folgende Weltmeisterschaft sind für Holtmeyer Marken auf dem Weg nach Rio. "Erfolge geben Sicherheit", lautet sein Leitspruch für diese Saison. Die Trainingssteuerung ist auch schon auf 2016 ausgerichtet. Auch die Regeneration ist wichtig. Ein Grundsatz der Ruderer lautet: "In der Pause wächst der Muskel."

22 bis 25 Stunden trainieren die Athleten, die zwischen 1,91 und 2,01 Meter messen. Hinzu kommen Massage und Physiotherapie. Eine Stunde spielen sie Fußball, rund drei Stunden verbringen sie im Kraftraum, der große Rest des Trainings findet auf dem Wasser statt: Rund 200 Kilometer rudern die Männer jede Woche den Dortmund-Ems-Kanal rauf und runter. In einem olympischen Vierjahreszyklus kommen sie auf die Distanz einer Weltumrundung.

Immer die Spundwände entlang. "Das ist etwas anders als das Kachelnzählen der Schwimmer", meint Steuermann Martin Sauer, "draußen ist jeder Tag anders. Unsere Konzentration richtet sich auf das Zusammenspiel der Mannschaft." Es ist ein Zusammenspiel gewaltiger Kräfte.

6500 bis 8000 Kilokalorien setzen die Ruderer pro Tag um. Das entspricht dem, was Radrennfahrer bei der Tour de France in sich hinein schaufeln müssen. Zum Vergleich: Die Bundeswehr veranschlagt 4000 Kilokalorien für Soldaten im Einsatz, und Ex-Fußballtorwart Tim Wiese gibt an, als Bodybuilder 6000 täglich zu sich zu nehmen.

"Die Jungs nehmen ganz normales Essen zu sich", sagt Sauer. Spinat, Steaks, Fisch am Mittag und gern noch fünf dick belegte Brötchen zum Abendessen. Ein paar Nahrungsergänzungsmittel kommen nur hinzu, damit der Körper die Bausteine der Mahlzeiten aufspalten kann.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort