Olympia-Bewerbung Berlin oder Hamburg? Deutschland hat "ein Luxusproblem"

Berlin · Berlin oder Hamburg? Welche Stadt wäre der bessere Gastgeber für Olympische Spiele? DOSB-Präsident Alfons Hörmann warnt vor einem Schnellschuss. Erst im Frühjahr 2015 ist mit einer Entscheidung zu rechnen.

Der Rückhalt in der Bevölkerung fällt geringer aus als erhofft - von einer Hängepartie oder fehlender Olympia-Begeisterung in Hamburg und Berlin wollte DOSB-Präsident Alfons Hörmann aber nichts wissen. Im Gegenteil: Deutschland habe "ein Luxusproblem mit zwei hervorragenden Bewerbungen", sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Montag der Nachrichtenagentur dpa.

Tatsächlich signalisieren die Ergebnisse einer vom DOSB in Auftrag gegebenen Umfrage, dass noch viel Überzeugungsarbeit vor allen Beteiligten liegt. Zwar sind fast 80 Prozent der Befragten für Olympische Spiele in Deutschland, wesentlich geringer aber ist die Zustimmung bei den Möchtegern-Gastgebern in Berlin und Hamburg. Auf der DOSB-Präsidiumssitzung am Montag und Dienstag in Frankfurt soll das Resultat intern kommuniziert werden.

"Das ist sehr bitter für den deutschen Sport"
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Foto: dpa, Peter Kneffel

Die Entscheidung, mit welcher Stadt sich der DOSB um die Olympischen Spiele 2024 und 2028 bewerben will, wird ohnehin erst für das Frühjahr 2015 erwartet - wahrscheinlich nach einer außerordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung. Der Hamburger Sportbund hat nach eigenen Angaben seine Vereine und Verbände in einer Rundmail bereits dementsprechend informiert.

"Es ist wichtig, dass wir die richtige Entscheidung treffen"

"Es ist nicht wichtig, dass wir eine schnelle Entscheidung treffen. Es ist wichtig, dass wir die richtige Entscheidung treffen", bekräftigte Hörmann. "Die Ergebnisse der olympischen Agenda 2020 müssen Grundbestandteil unserer Überlegungen sein." Auf der außerordentlichen Vollversammlung am 8./9. Dezember in Monte Carlo will das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Agenda 2020 von Präsident Thomas Bach absegnen, die das Geschäftsmodell Olympische Spiele und die Bewerbungskriterien reformieren soll. Das IOC will künftig bereits das Bewerbungsverfahren mit eigenen Millionen bezuschussen.

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Foto: dpa, pdz nic gam nic

Erst nach der Festlegung des DOSB auf eine Stadt soll dort ein Bürgerbegehren durchgeführt werden. Damit ist der DOSB-Plan vom Tisch, möglichst schon vor der eigenen Entscheidung das Bürgervotum aus Hamburg und Berlin vorliegen zu haben. Beide Metropolen machten - auch aus Kostengründen - unmissverständlich deutlich, erst nach dem DOSB-Entschluss ein Bürgerreferendum vorbereiten zu wollen. Theoretisch wäre sogar denkbar, dass die deutsche Kandidatenstadt erst 2016 eine Bürgerbefragung betreibt. So oder so hat der DOSB jetzt das Risiko, wie beim gescheiterten Anlauf der Münchner Kandidatur für die Winterspiele 2022 erneut von den Bürgern die Rote Karte gezeigt zu bekommen.

"Ich habe keinen Zweifel, dass die Volksabstimmung eine breite Zustimmung ergeben wird", erklärte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz unlängst. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit zeigte sich ebenfalls zuversichtlich, die Unterstützung der Hauptstädter zu bekommen. Auch Hörmann gibt sich kämpferisch. In der vergangenen Woche ließ er sich - auf Nachfragen von Journalisten - noch zu der Aussage hinreißen, dass sogar eine Bewerbung für Winterspiele in Deutschland wieder ein Thema werden könnte.

"Wenn sich die Konstellation mit einer Bewerbung Berlins oder Hamburgs für 2024 oder 2028 ändert, dann wird es wieder die Diskussion geben, ob eine Bewerbung für Sommer oder Winter die bessere Alternative ist", sagte der DOSB-Chef in der Vorwoche beim Forum Nordicum. Am Montag hörte sich Hörmann wieder ganz anders an:
"Wir konzentrieren uns voll auf 2024/2028 mit Berlin und Hamburg. Alles andere sind überflüssige Spekulationen, die uns nicht weiterhelfen." Im Olympia-Zweikampf ist ein langer Atem gefragt.

(dpa)
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