Olympia 2016 Die Tops und Flops der Spiele
Es fließen Tränen vor Glück - und vor Enttäuschung. Es werden unerwartete Erfolge gefeiert und vergebenen Chancen nachgetrauert. Die Sommerspiele 2016 nehmen ein Ende. Eine Übersicht über Gewinner und Verlierer.
Tops
Sebastian Brendel: Der Kanute holt gleich zweimal Gold und wird als Fahnenträger für die Abschlussfeier nominiert. Ein Vorzeigeathlet für Sportarten, die außerhalb Olympias nicht so im Rampenlicht stehen. Und Protagonist der mit sieben Medaillen so erfolgreichen Paddler.
Timo Boll: "Megastolz" als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier. Der Tischtennis-Star scheidet zwar schon in der zweiten Runde im Einzel aus. Er verhilft der Mannschaft aber zu Bronze - mit einem rausgesprungenen Wirbel und vielen Spritzen.
Reiter: Gold mit der Dressur-Equipe um Isabell Werth und erneut in der Vielseitigkeit durch Michael Jung. Mit sechs Medaillen in sechs Entscheidungen eine glanzvolle Ausbeute. Die DOSB-Vorgabe - drei bis fünf Mal Edelmetall - wird übererfüllt.
Fabian Hambüchen: Olympiasieg am Reck - was für ein Abschluss einer großartigen Karriere. "Es ist die Erfüllung eines Traums", sagt der populäre Kunstturner. Der 28-Jährige ist nun ein heißer Kandidat für die Kür zum "Sportler des Jahres" im Dezember.
Der Gold-Bolt: Dreimal drei macht neun: Neun Goldmedaillen hat Sprint-König Usain Bolt bei den Spielen in Peking 2008, London 2012 und Rio 2016 gewonnen, der Jamaikaner verlässt ungeschlagen die Olympia-Bühne. Die Konkurrenz sah zumeist nur seinen Rücken.
Mannschaften: Fußballer(innen), Handballer, Hockey-Teams, die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst - sie alle spielen um Medaillen mit und sorgen für Stimmung. Goldglanz gibt es für die Beachvolleyballerinnen und die Fußballerinnen.
Der olympische Geist: Manchmal suchte man ihn vergebens. Zum Beispiel als bekannt wurde, dass Gewichtheber Issat Artykow aus Kirgisistan und Kanute Sergei Tarnowtschi aus Moldau für ihr Edelmetall die Sportkameraden betrogen hatten. Doch manchmal tauchte er aus dem Nichts auf. Nachdem die gestürzte Nikki Hamblin die helfende Hand ihrer Läuferkollegin Abbey D'Agostino gespürt hatte, tat sie kund: "Abbey verkörpert den wahren olympischen Geist."
Christian Reitz: Olympiasieger mit der Schnellfeuerpistole und ein Mann der klaren Worte. In Tokio will der 29-Jährige wieder dabei sein. Im Gegensatz zu den Gewehrschützen Barbara Engleder und Henri Junghänel, die aufhören oder sich noch nicht entschieden haben. Zur Belohnung gab's ein Küsschen seiner Verlobten Sandra Hornung.
Das Jahrhundertspiel: Dieses Hockey-Wunder hat schon jetzt seinen Platz in den olympischen Geschichtsbüchern: 0:2 lagen Moritz Fürste und Co. im Viertelfinale gegen Neuseeland zurück, nicht einmal mehr fünf Minuten waren noch zu spielen. 4:31, um genau zu sein, ehe Kapitän Fürste zur Aufholjagd blies. 41 Sekunden vor Schluss fiel der Ausgleich, beim Siegtreffer standen noch 1,7 Sekunden auf der Uhr. Ganz großes Hockey, das am Ende mit Bronze veredelt wurde.
Artem Harutyunyan: Als Kleinkind flieht er aus Armenien nach Deutschland, kämpft sich in seinem Sport nach oben - und gewinnt nun Bronze. Ein echtes Box-Märchen. Und als einziger von sechs Deutschen schafft es der Hamburger über den Auftaktkampf hinaus.
Kristina Vogel: Die Bahnradlerin war in London als Teamsprint-Siegerin mit Miriam Welte eineSensationssiegerin. In Rio gibt's zu zweit Bronze. Im Einzel fliegt die 25-Jährige zu Gold - dabei ist der 25-Jährigen kurz vor Schluss der Sattel weggebrochen.
Flops
Fechter: Raus ohne Medaille. Und das erstmals seit 1980, als die Bundesrepublik die Spiele in Moskau boykottierte. Nur Säbelfechter Matyas Szabo kommt ins Viertelfinale. "Uns bricht die Basis weg", sagt sein Kollege Max Hartung. Die Zukunft sieht düster aus.
Marco Koch und Franziska Hentke: Ihre enttäuschten Gesichter sind Sinnbild für die erfolglosen Schwimmer. Null Medaillen wie schon vor vier Jahren in London. Und nur sieben Final-Teilnahmen. Eine olympische Kernsportart auf dem Tiefpunkt. Auch Weltrekordler Paul Biedermann glänzt zum Karriereende nicht mit einem Podiumsplatz.
Tony Martin: Bloß weg! Frustriert und ratlos verlässt der dreimalige Weltmeister Rio. Er steht sinnbildlich für das Abschneiden der deutschen Radprofis auf der Straße. Im Zeitfahren erlebt der 31-Jährige ein Debakel - Platz zwölf.
Das Wasser: Rio ist von Wasser umgeben, hier der mächtige Atlantik, dort die imposante Guanabara-Bucht. Mittendrin die Lagune Rodrigo de Freitas. Man sollte meinen, sie kennen sich aus mit diesem Element, und doch verfärbte sich das Wasser im Maria Lenk Aquatics Center wie von Geisterhand grün. Die Lachnummer der Spiele.
Der Lügenbold: Manchmal hüpft in Ryan Lochtes Kopf eine Banane, so erklärte er zumindest seine gelegentlichen Blackouts in Interviews. Was dem US-Schwimmer durch die Birne sprang, als er mit ein paar Teamkollegen an einer Tankstelle randalierte und sich danach eine Räuberpistole vom Allergemeinsten ausdachte, bleibt sein Geheimnis.
Die Fans: Eines vorweg: Die schlechtesten Zuschauer der Welt waren die Cariocas nicht, wer das behauptet, war während der Olympischen Spiele nicht in Rio. Ihre Fußballstimmung bereicherte so manchen Wettkampf, die meisten Sportler schwärmten. Manchmal übertrieben sie es jedoch, und was sich beim Stabhochsprung abspielte, war ein einziger Flop. Den Franzosen Renaud Lavillenie trieben die Fans beinahe in den Wahnsinn und traten bei der Siegerehrung noch einmal nach, als er am Boden lag. Ein ganz mieses Spiel!
Das IOC: Ein nackter Ire bildete den vorläufigen Schlusspunkt einer unwürdigen Vorstellung, gegeben von den feinen Herren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Patrick Hickey, einer der treusten Gefolgsmänner des Präsidenten Thomas Bach, wanderte in den Knast, der Herr der Ringe selbst über die Sportstätten in Rio, als wären seine Sommerspiele über jeden Zweifel erhaben. Doch längst haben allerlei zwielichtige Gestalten das Kommando übernommen und lassen es sich in ihren Luxushotels gutgehen, während Whistleblowerin Julia Stepanowa an einem unbekannten Ort um ihr Leben bangen muss. Zu vieles ist aus den Fugen geraten im IOC und Thomas Bach mitnichten der Reformer einer längst vergessenen Idee.
Robert und irgendwie auch Christoph Harting: Verrückte Tage für die Diskus-Brüder aus Berlin. Erst scheitert Robert, der Olympiasieger von 2012, in der Qualifikation. Dann holt Christoph Gold. Blödelt aber so bei der Siegerehrung herum, dass die Debatte darüber den Erfolg verdrängt.
Politiker: Lassen sich zum Unmut der Sportler nicht blicken in Brasilien. Bundespräsident Joachim Gauck sagt für die Eröffnungsfeier wegen einer Zahnerkrankung ab. Auch der für den Sport zuständige Innenminister Thomas de Maizière schaut nicht vorbei.
Legende: Der Gaul mit dem irreführenden Namen trieb ein falsches Spiel mit Fünfkämpferin Lena Schöneborn. Legende setzte fröhlich zum Sprung an - und verweigerte immer wieder im letzten Moment. Ein schon jetzt legendär schlechtes Springpferd, das Peking-Olympiasiegerin Schöneborn die Medaille versaute.