Springreiter nur Zwölfter Ehnings Medaillentraum bleibt unerfüllt

London · Marcus Ehning kämpfte verbissen, ritt wie entfesselt, bangte minutenlang - und scheiterte am Ende deutlich: Auch der Routinier konnte die letzte Chance der deutschen Springreiter auf Edelmetall nicht nutzen und verpasste als Zwölfter im Einzel mit zwei Abwürfen und einer Zeitstrafe im letzten Umlauf das Podest. Damit blieb die Equipe um Bundestrainer Otto Becker nach 2008 zum zweiten Mal in Folge ohne Medaille.

 Marcus Ehning leistete sich im letzten Umlauf zu viele Fehler.

Marcus Ehning leistete sich im letzten Umlauf zu viele Fehler.

Foto: afp, JOHN MACDOUGALL

"Das ist ärgerlich, sehr ärgerlich", sagte Ehning: "Ich bin dennoch zufrieden, weil das Pferd super Umläufe absolviert hat. Nach unserem ersten Abwurf wusste ich, dass es keine Medaille wird. Das ist schade, aber das Leben geht weiter, obwohl ich heute zu den Verlierern gehört habe."

Vor 23.000 Zuschauern im ausverkauften Reitstadion im Greenwich Park freute sich derweil Steve Guerdat im Sattel von Nino als zweiter Schweizer Springreiter nach Alphonse Gemuseus 1924 grenzenlos über Gold. Silber ging im Stechen an den Niederländer Gerco Schröder mit London vor dem Iren Cian O'Connor mit Blue Loyd.

Ehning war als einer von sechs Reitern ohne Strafpunkte in den zweiten Finaldurchgang gestartet. Im Sattel von Plot Blue meisterte er die ersten Hindernisse noch mühelos, aber dann fiel am siebten Hindernis die erste Stange.

Husarenritt im ersten Durchgang

Im ersten Durchgang hatte Ehning mit einem Husarenritt den Grundstein für das Finale gelegt. Wie schon am Montag steuerte der Routinier seinen nicht minder erfahrenen Hengst Plot Blue durch das Stangen-Labyrinth und blieb deutlich unter der geforderten Zeit von 84 Sekunden. "Das ist ein wunderbares Pferd. Wir haben zusammen alles durchgemacht", sagte Ehning: "Jetzt wünsche ich mir im zweiten Umlauf noch einen Nuller."

Dass Plot Blue mit Fortgang des Wettbewerbs "immer frischer" wurde, ließ den in den vergangenen Tagen eher bedrückt wirkenden Otto Becker endlich mal wieder strahlen. "Ich habe mal eine Frage: War das eigentlich unsere erste fehlerfreie Runde?", fragte er augenzwinkernd.

War es, denn mit ihrer jungen und unerfahrenen Stute Bella Donna hatte Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit zwei Abwürfen alle Chancen auf die Medaillen bereits im ersten Umlauf verspielt. Für "MMB", die sich erst in letzter Sekunde und nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen verletzungsbedingten Absagen das Olympia-Ticket gesichert hatte, kam dies aber nicht überraschend. "Bella ist eben noch ganz jung. Ihr fehlten die nötige Frische und die Kraft", sagte die gebürtige Amerikanerin.

Beispielsweise am Wassergraben, als das Pferd zu kurz sprang und daraufhin auch noch eine Stange purzeln ließ. "Diesen beiden gehört dennoch die Zukunft", prophezeite Becker. Als 23. scheiterte Michaels-Beerbaum in der zweiten Runde der besten 20 knapp.

Das Finale hatten zuvor nach schwachen Leistungen auch die beiden weiteren deutschen Springreiter verpasst. Der als Mitfavorit gehandelte Christian Ahlmann (Marl) war nach indiskutablen 15 Fehlerpunkten mit Codex One bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Für Janne-Friederike Meyer (Schenefeld) war nach dem dritten Durchgang im Sattel von Lambrasco Schluss.

Auch im Mannschafts-Wettbewerb musste die deutsche Equipe schon früh die Segel streichen. Völlig überraschend war der amtierende Welt- und Europameister am Sonntag schon nach dem ersten Umlauf gescheitert.

(sid)
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