Besonderes Andenken an Olympia Hambüchen nimmt sein Gold-Reck als Geschenk mit nach Hause

Rio de Janeiro · Nach dem Interview-Marathon war Fabian Hambüchen noch mehr geschafft als bei der besten Reck-Übung seiner Karriere. Im Deutschen Haus ließ er es krachen - und will nun das Reck kaufen. Doch das wird gar nicht nötig sein.

Olympia 2016: Fabian Hambüchen bejubelt erstes Olympia-Gold
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Hambüchen bejubelt erstes Olympia-Gold

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Im Chaos der Gefühle kam Fabian Hambüchen auf eine geniale Idee. "Ich bin nach der Mixed-Zone mit meinem kanadischen Kumpel noch mal in die Halle gegangen, um das Reck zu fotografieren. Da kam mit der Gedanke: Hey Alter, das Ding musst du kaufen", erläuterte er zu später Stunde bei der Party im Deutschen Haus seine Pläne. "Ich wäre ja blöd, wenn ich das Ding hier stehen lasse", sagte Hambüchen der Deutschen Presse-Agentur.

Seinen Platz soll das Königsgerät in der Trainingshalle in Wetzlar finden und dem Nachwuchs als Motivation dienen. "Auf den Pfosten sind die Olympischen Ringe, und ich werde mein Autogramm drauf setzen, dann ist das ein Unikat", sagte Hambüchen. Die Verantwortlichen des deutschen Geräte-Herstellers Spieth hätten Zustimmung signalisiert. Über die Kosten hat er sich noch keine Gedanken gemacht: "Es wird wohl so etwa fünf Riesen kosten, also noch überschaubar."

Reck wird frei Haus geliefert

Hambüchen kann sich das Geld für sein Gold-Reck allerdings sparen - er bekommt es geschenkt und frei Haus geliefert. "Wir werden ihm das goldene Reck in Anerkennung seiner wunderbaren Karriere und seiner großartigen Leistung schenken", sagte Jeanette Grau, Vertriebsleiterin des deutschen Turngeräte-Herstellers Spieth Gymnastics. Dies sei von der Geschäftsführung veranlasst worden.

"Ich freue mich natürlich riesig. Das ist eine nette Geste. Dass ich es geschenkt bekomme und es bis vor die Haustür geliefert wird, ist ein Traum. Wenn wir es in der Halle aufstellen, wird das ein Highlight", sagte Hambüchen am Mittwoch.

Auch der Transport nach Deutschland sei kein Problem: "Wir werden natürlich auch dafür sorgen, dass es per Flugzeug sicher aus Rio zurückkommt und auch zu ihm in die Trainingshalle nach Wetzlar", sagte Grau. Zuvor hatte bereits ein Sprecher von Lufthansa Cargo den Transport in Aussicht gestellt: "Wir fliegen das Reck gerne nach Frankfurt und würden es auch nach Wetzlar vor die Turnhalle liefern."

Medaille kommt ins Safe

Die Goldmedaille werde er sicher verwahren, kündigte derweil Hambüchen an. "Nichts wäre schlimmer, als wenn sie geklaut würde. Deshalb wird sie bestimmt zu den anderen beiden aus Peking und London in einen Safe kommen und nur zu besonderen Anlässen rausgeholt", kündigte er am Abend an.

Mit einem Spalier und rauschendem Applaus hatten Fans und Kameraden den Reck-Helden schon am Eingang des "Casa Alemao" empfangen. Hambüchen tänzelte entspannt durch die Reihen und umarmte jedermann. Seine scherzhafte Ankündigung, das Deutsche Haus "in einen Haufen Schutt" zu zerlegen, machte er natürlich nicht wahr. "Da sind die Emotionen mit mir durchgegangen. Meine Gefühle sind im totalen Chaos. Es es war doch klar, dass wir uns hier nicht ins Jenseits abschießen. Das ist doch keine exzessive Saufparty", meinte er bei einem Gläschen Wein vor dem Pool des idyllisch gelegenen Clubs.

Mit einer perfekten Leistung hatte er zuvor die Konkurrenz überrascht und das erste Gold deutscher Turner seit 20 Jahren erkämpft. "Es ist einfach nicht in Worte zu fassen, was hier abgeht. Wahnsinn. Mein Handy habe ich im olympischen Dorf liegen lassen, es ist bestimmt inzwischen explodiert", meinte er. Und er vergaß in keinem Interview, auf die innige, wenn auch oft kontroverse Beziehung, zu seinem Vater hinzuweisen. "Das war die geilste Zeit in unserem gemeinsamen Leben. Jetzt können wir beruhigt aufhören", meinte der Goldjunge.

Wolfgang Hambüchen hielt sich bei der großen Party seines Sprösslings dezent im Hintergrund. Doch gab er zu, dass auch er im Februar daran gezweifelt hat, ob sein Sohn angesichts der massiven Schulterschmerzen Olympia überhaupt erleben werde. Er verriet, dass auch IOC-Präsident Thomas Bach einen Anteil an der Krönung der Karriere seines Sohnes hat. "Er hat Fabian direkt angerufen und eine Vermittlung zum früheren Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt angeboten. Das war im März, als er vor Schmerzen nicht mal die Kühlschranktür öffnen konnte", berichtete der Vater.

Die Untersuchung trug zusammen mit der Behandlung bei Cyrus Salehi, dem "Mann mit den goldenen Händen" (Hambüchen) zum "Wunder von Rio" bei. "Er hat oft mir leeren Augen vor mir gelegen und seine Zweifel ausgedrückt. Aber ich war überzeugt: Fabi, wir schaffen das", berichtete Physiotherapeut Salehi. Die von einer Teilruptur geschwächte Schultersehne hätte intensiven Belastungen kaum länger standgehalten. Auch wenn Hambüchen in der Stunde des Erfolges davon sprach, er könne "noch 100 Jahre weiter turnen".

Jetzt gilt seine Konzentration dem Abschluss des Studiums an der Sporthochschule Köln. Noch steht nicht fest, ob Hambüchen die Trainerlaufbahn einschlägt oder im Sportmanagement arbeitet. Auch werde er vielleicht noch in der Bundesliga aktiv sein. "Mein Leben wird sich durch den Olympiasieg nicht verändern", unterstrich er. Am Mittwoch wurde bekannt, dass Hambüchen zunächst einmal eine Praktikumsstelle als Vertretungslehrer am Koblenzer Asterstein-Gymnasium annehmen wird.

Olympiasieger wird Lehrer in Koblenz

"Vor und nach den Herbstferien werde ich dort als Vertretungslehrer eingesetzt. Den Job hat mir ein Kumpel vermittelt, und ich werde das als Praktikum nutzen", berichtete Hambüchen am Mittwoch im Deutschen Haus in Rio de Janeiro. "Ich freue mich darauf, das wird eine ganz neue Erfahrung", sagte er.

"Er wird ganz normalen Sportunterricht geben. Geräteturnen wird dabei gar keine so große Rolle spielen", sagte Wolfram Krauß, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums. Zunächst hatte der Südwestrundfunk auf seiner Homepage darüber berichtet.

Die Schüler seien voller Vorfreude, sagte Krauß weiter. "Als Hambüchen in meinem Büro saß, war auf einmal ganz viel Betrieb vor der Tür, weil jeder einen Blick auf ihn werfen wollte", erzählte er. Krauß hofft, dass Hambüchen auch einmal seine Goldmedaille aus Rio mitbringt. "Wann bekommt man so etwas mal live zu sehen?" Krauß sagte weiter: "Hambüchen will in das System Schule reinschnuppern." Er hofft, dass der Gold-Turner bleibt. "Er könnte an Projekttagen kommen und Kurse über gesunde Ernährung und gutes Training geben", sagte er.

(odl/dpa)
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