Abschlussfahrt nach Rio Hrubesch träumt vom goldenen Finale

Salvador da Bahia · Horst Hrubesch steht bei Olympia vor seiner letzten großen Mission: Der 65 Jahre alte Trainer will die deutschen Fußballer zu Olympia-Gold führen - und dann abtreten.

Horst Hrubesch – Kopfballungeheuer und Trainer-Phänomen
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Das ist Horst Hrubesch

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Horst Hrubesch brauchte nur wenige Minuten, um auf seiner Abschlussfahrt so richtig in Stimmung zu kommen. Schon im Flugzeug habe er "das Olympia-Feeling gespürt", sagte der 65-Jährige angesichts der Sportler aus aller Welt, die mit den deutschen Fußballern nach Rio reisten. Kein Zweifel: Auf seiner letzten großen Mission hat das Olympia-Fieber Hrubesch voll gepackt.

Für Hrubesch, den Hobby-Angler, Pferdezüchter und vor allem Titelexperten des DFB, sollen die Sommerspiele der krönende Abschluss seiner Karriere werden. Nach Olympia gibt der Europameister von 1980 den Job bei der U21 auf. Zum Abschied wollen die Spieler, die alle Hrubeschs Enkel sein könnten, ihrem beliebten Trainer eine Medaille schenken – im Idealfall die goldene.

Am Donnerstag geht es los

Dabei ist für Hrubesch schon die Olympia-Teilnahme, die erste eines deutschen Männer-Teams seit 1988, die Erfüllung eines Traums. "Schon als Kind habe ich gedacht: Mensch, Olympia, das wär was", sagte er: "Ich habe damals Fußball und Handball gespielt, aber nie im Leben geglaubt, dieses Ziel einmal zu erreichen."

Nun ist es so weit - und Hrubesch will mehr. "Wir wollen unbedingt sechs Spiele bestreiten, also um die Medaillen kämpfen", sagte er vor dem Auftakt gegen Olympiasieger Mexiko am Donnerstag (17.00/22.00 Uhr/ZDF) in Salvador. Dabei sein ist alles? Nicht für Hrubesch! Mit Tischtennis-Star Timo Boll hat der charismatische Coach bereits einen Deal vereinbart: Sie wollen auf der Tribüne sitzen, wenn der jeweils andere ins Finale kommt.

Wie das geht, weiß Hrubesch nur zu gut. 2008 schaffte er mit der U19 den EM-Triumph, ein Jahr später auch mit der U21. Vom "magischen Hotte" schrieb anschließend der Spiegel. Als 2013 ein Nachfolger für U21-Coach Rainer Adrion gesucht wurde, überlegte der DFB nicht lange und holte den Routinier zurück, mit Olympia als Lockmittel: es wirkte.

Horst Hrubesch wagt sich an die Play-Station

Hrubeschs vielleicht größte Stärke: Er hat sich nie verbiegen lassen. Im Juni führte er die Motorrad-Parade im Rahmen der "Harley Days" an, posierte dafür mit Udo Lindenbergs Ex-Bodyguard Eddy Kante. Hrubesch hört auch mal Hip-Hop-Musik von Bushido ("Nicht mein Ding") oder wagt sich an die Play-Station ("Da habe ich keine Chance"). Kein Wunder, dass seine Ex-Spieler nur lobende Worte über ihn finden.

Wie es nach Olympia weitergeht, steht noch nicht fest, wahrscheinlich bleibt Hrubesch dem DFB aber erhalten. "Ich weiß noch nicht, was ich dann beruflich mache. Aber ich werde nicht verhungern oder auf der Couch sitzen und alt werden", sagt er.

Zunächst gilt die volle Konzentration ohnehin Olympia. Und sollte Deutschland am Ende tatsächlich Gold holen, wird es Hrubesch vielleicht so machen wie 2009. Nach dem Finale in Malmö erschienen DFB-Spitze und Spieler im schnieken Anzug zum Festakt - er hingegen trug Jeans und Turnschuhe.

(sid)
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