Beachvolleyball-Interview "Wie cool kann man sein?"

Rio deJaneiro · Vier Jahre nach Brink/Reckermann sorgen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst für die nächste Goldmedaille im Beachvolleyball. Als erstes deutsches Frauen-Duo stehen sie bei Olympia ganz oben auf dem Treppchen. Im Interview gibt Ludwig einen Einblick in ihre Gefühlswelt.

Beachvolleyball: Laura Ludwig und Kira Walkenhorst zeigen ihre Gold-Medaille
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Ludwig/Walkenhorst zeigen stolz ihre Goldmedaille

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Foto: dpa, hpl

Wie fühlt sich dieser Olympiasieg an?

Laura Ludwig: Das ist unglaublich. Ich bin sprachlos. Wir haben definitiv verdient gewonnen. Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Unser Team hat uns immer unterstützt und gezeigt, wie man auch bei einer solchen Kulisse selbstbewusst bleibt.

Das ist die erste Goldmedaille für ein deutsches Frauen-Team beim Beachvolleyball. Was bedeutet das?

Ludwig: Das ist unglaublich. Als Julius (Brink) und Jonas (Reckermann) Gold gewonnen haben, saß ich in London auf der Tribüne und war sprachlos. Ich habe aber auch gedacht, die können das, ich will auch.

Was sind die Gründe dafür, dass Sie auf einem anderen Level spielen, als alle anderen? Wer steckt da dahinter?

Ludwig: Unser Team. Gerade auch Jürgen Wagner, der als Headcoach den Weg weist und uns beibringt, dass wir wirklich handlungsorientiert - und nicht zielorientiert - denken. Da steht natürlich auch unsere Helke (Claasen) dahinter, die selbst schon auf dem Court gestanden und die Tour mitgespielt hat. Dann haben wir unsere Psychologin, die uns sehr viel geholfen hat. Bei dieser Lautstärke - wir haben unser eigenes Wort nicht verstanden - da muss man erst mal ruhig bleiben. Dann haben wir unsere medizinische Abteilung, die unseren Körper immer wieder gerade biegt. Ich glaube ich habe mich noch nie so alt gefühlt wie nach dem Halbfinale. Aber heute war ich wieder 25.

Wie sind Sie mit der Atmosphäre zurecht gekommen?

Ludwig: Zum Glück konnten wir das ausblenden, noch besser als im Halbfinale. Da ist es mir mehr aufgefallen. Heute hatten wir noch mehr Fokus. Wir haben auch schnell gepunktet. Wir waren echt drin. Am Anfang gab es noch etwas Nervosität. Als die beiden reingekommen sind und vorgestellt wurden, da habe sogar ich Gänsehaut bekommen. Das war schon gigantisch.

Als es aus war, haben Sie da einen Moment zum Reagieren gebraucht?

Ludwig: Ja, ich konnte es nicht fassen. Ich bin froh, dass sie den Ball ins Aus geschlagen hat, den wollte keine von uns mehr berühren. Wir wollten einfach nur, dass es vorbei ist. Dann dauerte es einen Moment um zu realisieren, was hier gerade passiert ist. Die Leitungen waren etwas länger.

Was ist Ihnen auf dem Podium durch den Kopf geschossen?

Ludwig: Boah, die ganzen letzten vier Jahre. Da fange ich direkt an zu heulen. Es waren einfach vier Jahre, da haben wir super hart gearbeitet. Wir haben auch Tiefs gehabt. Aber wir sind immer wieder als Team zusammengewachsen. Dass wir nun wirklich zum Schluss ganz oben stehen, ist unglaublich und noch unwirklich. Gerade dieses Jahr, da haben wir uns so geil mit belohnt. Die ganze Saison, dass wir so viele Turniere so gut gespielt haben. Mit Wehwehchen sogar. Und wie wir jetzt hier bei diesem Turnier immer besser reingekommen sind, Kiras erste Olympische Spielen. Wie cool kann man sein? Im Finale wirkte sie auch noch am coolsten, das ist besonders. Dann das Team im Hintergrund. Man hat da oben gestanden und wusste: Man singt jetzt seine Hymne und es geht um dich, um uns, um das Team. Das war unbeschreiblich. Die Emotionen gingen da erst mal hoch.

Wie wichtig war es, den ersten Satz zu gewinnen?

Ludwig: Sehr wichtig. Das war für alle vier erst mal unwirklich mit dem Wind. Alle mussten sich daran gewöhnen. Als wir den ersten Satz gewonnen haben, wussten wir, dass wir noch mal eine Schippe drauf legen können.

Was wird sich durch den Olympiasieg in Ihrem Leben verändern?

Ludwig: Ich habe mir schon vorgestellt, wie ich nach Hause komme. Ich werde mich trotzdem alleine auf die Couch legen, die Beine hochlegen, einen Wein trinken und etwas Fernsehen gucken. Damit ich einfach mal runterkomme. Es wird viel Trubel geben, darauf freue ich mich. Wir spielen die deutsche Meisterschaft und das Finale in Toronto. Es wird noch etwas Beachvolleyball in diesem Jahr gespielt.

(dpa)
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