31:25 gegen Polen "Bad Boys" trösten sich mit Bronze

Rio de Janeiro · Magier Andreas Wolff umarte vier Bad Boys gleichzeitig, Bundestrainer Dagur Sigurdsson drückte jeden einzelnen Spieler ans Herz, und auf der Tribüne jubelte der alte Goldschmied Heiner Brand ausgelassen mit. Die deutschen Handball-Europameister haben sich bei den Olympischen Spielen mit einem glänzenden Abschluss ihren Medaillen-Traum erfüllt.

Olympia 2016: So jubeln die "Bad Boys" über Bronze
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So jubeln die "Bad Boys" über Bronze

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Foto: dpa, moa

Zwei Tage nach der bitteren Halbfinal-Niederlage gegen Frankreich besiegte die DHB-Auswahl den WM-Dritten Polen im Spiel um Platz drei souverän mit 31:25 (17:13). Die selbst ernannten Bad Boys krönten damit ein überragendes Jahr mit der ersten Olympia-Medaille für Deutschland seit Silber 2004 in Athen.

"Ich bin unglaublich stolz"

"Das ist ein unglaublich schöner Moment. Ich bin unglaublich stolz, jetzt aber auch ein bisschen müde", sagte Dagur Sigurdsson: "Ich bin so glücklich für die Spieler. Die Mannschaft hat eine neue Stufe erreicht."

Auch Sigurdssons "Jungs" waren begeistert. "Wir können sehr stolz auf uns sein. Wir haben dem hohen Erwartungsdruck standgehalten und unglaublich wertvolle Erfahrungen gesammelt", meinte Torwart Wolff, und Patrick Wiencek fügte hinzu: "Jeder ist für den anderen gestorben. Bronze macht uns stolz." Für Teamchef Bob Hanning ist ein "absoluter Traum in Erfüllung" gegangen: "Uns gehört die Zukunft."

Mut, Wille, Leidenschaft: Das deutsche Team überzeugte auch am Sonntag mit jenen Tugenden, die es schon über das gesamte Turnier gezeigt hatte. Vor den Augen des früheren Weltmeister-Coaches Brand ließ sich die DHB-Auswahl selbst von einem frühen Rückstand nicht beeindrucken und gewann dank einer deutlichen Leistungssteigerung im Angriff hoch verdient.

Beste Werfer beim Europameister waren der überragende Tobias Reichmann mit sieben Treffern und Kapitän Uwe Gensheimer (6 Tore). Zudem sorgten die beiden Torhüter Wolff und Silvio Heinevetter mit ihren Paraden immer wieder für Jubelausbrüche bei DOSB-Präsident Alfons Hörmann auf der Tribüne. Die Bronzemedaille bereitete der gesamten deutschen Olympia-Mannschaft einen glänzenden Abschluss.

Wolff spricht schon von Gold in Tokio

Die Vorstellungen von Gensheimer und Co. in der Future Arena von Rio lassen auf eine goldige Zukunft hoffen – das anvisierte Olympiagold 2020 ist keine Utopie, Wolff hielt es im Überschwang der Gefühle nach Spielende sogar für "realistisch". Sieben Monate nach dem überraschenden EM-Triumph spielten Sigurdssons Olympia-Debütanten in Rio ein bärenstarkes Turnier und vollzogen mit sechs Siegen in acht Spielen endgültig ihre Rückkehr in die Weltspitze. Dem souveränen Gruppensieg folgten imponierende Auftritte in der K.o.-Phase.

Im Gedächtnis bleibt vor allem der 34:22-Kantersieg im Viertelfinale gegen Vize-Weltmeister Katar und die famose Aufholjagd im Halbfinale gegen Frankreich, als Deutschland einen Sechs-Tore-Rückstand wettmachte und erst in letzter Sekunde den entscheidenden Gegentreffer kassierte.

"Wir sind nicht bloß dran, sondern wieder mittendrin in der Weltspitze", sagte DHB-Vizepräsident Hanning. Dabei habe das Team "noch eine ganze Menge Luft nach oben".

Die Partie gegen Polen begann allerdings alles andere als verheißungsvoll. Durch einige Fehlwürfe und technische Fehler vor allem im Angriff lag die DHB-Auswahl nach einer Viertelstunde mit 5:8 zurück.

Heinevetter leitet die Wende ein

Erst ein gehaltener Siebenmeter von Heinevetter leitete die Wende ein. Dank fünf Toren in Folge übernahm Deutschland das Kommando und baute die Führung kontinuierlich aus. Ein Traumtor von Rechtsaußen Reichmann unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff zum 17:13 bejubelte Sigurdsson mit Siegerfaust und lautem Gebrüll.

Auch im zweiten Abschnitt blieben die Deutschen, die schon das Vorrundenduell gegen die Polen (32:29) gewonnen hatten, am Drücker. Als der bärenstarke Reichmann mit einem Doppelschlag in der 38. Minute auf 21:15 erhöhte, litt die Körpersprache der Polen doch sichtbar.

Ihnen waren auch die Strapazen des Halbfinal-Krimis gegen Dänemark (28:29 nach Verlängerung) mit zunehmender Spieldauer deutlich anzumerken. Die DHB-Auswahl blieb dagegen hochkonzentriert und ließ keine unnötige Spannung mehr aufkommen.

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