Frauen und Männer im Fußball-Finale Das Ziel heißt Doppel-Gold

Rio De Janeiro/Düsseldorf · Das Maracana-Stadion von Rio de Janeiro ist ein gutes Pflaster für den deutschen Fußball: Hier wurde die DFB-Auswahl 2014 Weltmeister. Am Freitag und Samstag können an gleicher Stätte Olympiasiege für Frauen und Männer hinzukommen.

DFB-Frauen gelingt Revanche und Finaleinzug
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Es ist ihr letzter großer Auftritt als Bundestrainerin. Welcher Ort könnte für diesen Anlass besser geeignet sein als eine der bedeutendsten Arenen der Fußballgeschichte, das legendäre Maracana-Stadion von Rio de Janeiro? Elf Jahre war Silvia Neid im Amt, hat in dieser Zeit einen Welt- und zwei Europameistertitel mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft eingefahren. Nur eine Krone durfte sie sich bislang nicht aufsetzen, und genau um die wird am Freitag (22.30 Uhr) gespielt – die olympische. Neids Schützlinge haben die Silbermedaille sicher. Das große Ziel ist dennoch klar: Gegen Schweden soll die Medaille vergoldet werden.

"Gold ist zum Greifen nah", sagt Spielführerin Saskia Bartusiak, und ihre Teamkollegin Melanie Behringer wird noch ein wenig deutlicher. "Die Schwedinnen", so betont die mit fünf Turniertreffern bisher beste deutsche Torschützin, "wollten ganz sicher nicht gegen uns spielen. Sie liegen uns." Die Münchnerin hat zusätzlich den Abschied der Trainerin im Blick, die sie über ihre ganze Karriere als Nationalspielerin begleitet hat. "Silvia Neid hat uns stets gefordert und gefördert", erklärt Behringer. "Wir würden ihr Gold zum Abschluss total gönnen."

Erinnerungen an WM-Triumph 2014

Es ist ein Ziel, das sie mit ihren männlichen Kollegen gemeinsam haben. Denn exakt 24 Stunden später spielen auch diese um Gold – an gleicher Stätte, die für den Deutschen Fußball-Bund doch ohnehin ein so gutes Pflaster ist. Erst zwei Jahre ist es her, dass die Truppe von Bundestrainer Joachim Löw in Maracana Weltmeister wurde, durch ein 1:0 gegen Argentinien. Damals ging Deutschland als Favorit ins Finale, am Samstag als Außenseiter, denn Gegner ist Gastgeber Brasilien um seinen Kapitän Neymar. Und es gibt noch eine weitere Parallele zwischen beiden Mannschaften, denn auch für Männer-Trainer Horst Hrubesch ist es das letzte Spiel. Während Silvia Neid Leiterin der neuen Scoutingabteilung Frauen- und Mädchenfußball im DFB wird, geht der 65-Jährige in den Ruhestand.

"Silvia Neid und ich haben vor dem Turnier verabredet, dass wir uns auf dem Rückflug wiedersehen", berichtet Hrubesch, "mit einer Medaille um den Hals." Die ist nun bereits sicher, nur die Farbe ist noch variabel. Und das Wiedersehen wird wohl schon früher stattfinden, wie der ehemalige HSV-Torjäger erzählt: "Wenn es möglich ist, sind wir mit der gesamten Mannschaft beim Endspiel der Frauen im Stadion dabei." Der Weg ins Finale war für die deutschen Teams vergleichbar, denn beide starteten ein wenig holprig ins Turnier. Die Männer landeten nach Unentschieden gegen Mexiko und Südkorea erst im dritten Spiel den ersten Sieg (10:0 gegen Fidschi), die Frauen enttäuschten nach dem 6:1 zum Auftakt gegen Fußballzwerg Simbabwe mit dem 2:2 gegen Australien und dem 1:2 gegen Kanada.

Bartusiak und ihre Teamkolleginnen haben sich im Halbfinale schadlos gehalten, schlugen die Kanadierinnen 2:0. Die Männer kamen nach der Vorrunde ebenfalls richtig ins Rollen, rauschten mit 4:0 gegen Portugal und 2:0 gegen Nigeria (Torschützen am späten Mittwochabend waren Lukas Klostermann und Nils Petersen) durch die K.o.-Runde. Hrubesch rührte das zu Tränen, und der Kölner Torhüter Timo Horn ordnete das Ganze zutreffend ein: "Wir hatten kein einziges Testspiel. Dann ins Finale einzuziehen, obwohl sich andere Mannschaften drei, vier Monate vorbereiten, das ist sensationell." Kapitän Max Meyer sieht eine zusätzliche Chance darin, "dass jeder in Brasilien das 1:7 gegen Deutschland im WM-Halbfinale im Hinterkopf" habe. "Es ist ein geiles, anspornendes Gefühl, wenn man von 80.000 ausgepfiffen wird, wenn die ganze Nation gegen einen ist", meint der Leverkusener Julian Brandt.

Sie wollen Gold, daran lassen die Kapitäne Bartusiak und Meyer keinen Zweifel. Allein schon für ihre Trainer. "Ich werde jede Minute dieses Spiels aufsaugen", sagt Silvia Neid. Sie werde besondere Emotionen durchleben, "und das kann und will ich nicht ausblenden".

(jol)
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