Tischtennis Altmeister Samsonow beendet Ovtcharovs Medaillentraum

Rio de Janeiro · Nach Timo Boll erwischt es nun auch Dimitrij Ovtcharov. Mit dem "Idol seiner Kindheit" liefert er sich einen erbitterten Fight an der Tischtennisplatte. Am Ende verliert der Weltranglisten-Fünfte gegen Wladimir Samsonow.

Dimitrij Ovtcharov unterliegt Altmeister Wladimir Samsonow mit 2:4
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Ovtcharov unterliegt Altmeister Samsonow mit 2:4

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Der 1,86 Meter große Dimitrij Ovtcharov wirkte mit seinem hängendem Kopf und zusammengesunkenen Körper plötzlich ganz klein. Einen Tag nach Timo Boll ist nun auch der Europameister und Bronzemedaillen-Gewinner von London 2012 beim olympischen Tischtennis-Turnier ausgeschieden. Der 27-Jährige unterlag im Viertelfinale am Dienstag in Rio de Janeiro seinem Clubkollegen und Freund Wladimir Samsonow aus Weißrussland mit 2:4-Sätzen.

"Ich bin mit dem großen Ziel hier angereist, eine Medaille zu holen. Insofern bin ich natürlich sehr enttäuscht", sagte Ovtcharov: "Ich habe in den Sätzen zwei und sechs etwas Pech gehabt, hätte mir das Leben aber auch deutlich einfacher machen können. Die Anspannung war teilweise sehr groß. Das ist eigentlich nicht typisch für mich."

"Natürlich hat sich Dima eine Medaille erhofft und Timo wollte ins Viertelfinale", räumte Bundestrainer Jörg Roßkopf ein. "Aber wir brauchen jetzt noch keine Bilanz zu ziehen, schließlich haben wir noch die Teamwettbewerbe."

Schade, auch Dima raus. Die Medaillen holen andere für unser Team. Wir revanchieren uns im Team-Wettbewerb. Versprochen! #WirfuerD #Rio2016

— Timo Boll (@timoboll) 9. August 2016Der 40-Jährige fordert nun im Halbfinale den Sieger der Partie zwischen Koki Niwa (Japan) - Jike Zhang (China). Zuvor war die deutsche Spitzenspielerin Han Ying ebenfalls im Viertelfinale an der chinesischen Topfavoritin und Weltmeisterin Ding Ning gescheitert. Rekord-Europameister und Fahnenträger Boll unterlag am Tag zuvor dem Nigerianer Quadri Aruna mit 2:4-Sätzen.

Einen Tag nach seinem 4:1-Erfolg gegen den Slowenen Bojan Tokic mit dem unglaublichen Rekordergebnis von 31:33 im ersten Satz ging der in Düsseldorf lebende Ovtcharov das Match gegen Samsonow sehr konzentriert an, beeindruckte durch seine physische Präsenz und gewann den ersten Satz mit 11:8.

Der 40-jährige Samsonow, Europameister von 1998, 2003 und 2005, spielt gemeinsam mit Ovtcharov beim russischen Verein Fakel Gazprom Orenburg - bereits seit sechs Jahren. Dort gewannen sie dreimal die Champions League und viermal die nationale Meisterschaft. Und dennoch: An der Platte schenkten sie sich nichts.

Im zweiten Satz rutsche Samsonow aus, stürzte leicht und ließ sich kurz darauf am Oberkörper behandeln. Dafür verließ der Weißrusse sogar in den Innenraum, während Ovtcharov sich mit Dehnübungen warm hielt. Die Unterbrechung brachte beide aus dem Rhythmus, der nächste Durchgang ging nach einem erbitterten Kampf mit 19:17 an den Weißrussen. Danach verlor der Deutsche erstmal den Faden (2:11) - und fand ihn auch nicht mehr richtig im knappen sechsten Satz.

"Wladi war schon das Idol meiner Kindheit. Er ist ein guter Freund. Wir kennen uns in- und auswendig", hatte Ovtcharov gesagt. Während er mit Bronze 2012 bereits eine Olympia-Medaille hat, fehlt diese in Samsonows Sammlung. Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte darauf spekuliert, dass der Druck für den früheren Weltranglisten-Ersten deshalb "groß ist, weil es seine letzte Chance ist". Auch Roßkopf kennt Samsonow aus dem Effeff: Er war mit ihm 1998 Doppel-Europameister.

Die Weltranglisten-Siebte Ying war nach dem 0:4 im Riocentro 3 gegen die übermächtige Ning sichtlich niedergeschlagen. "Es war sooo schwer... Ich habe alles probiert, aber sie war überall", klagte sie. Die Abwehrspezialistin musste nach einem 8:11 im ersten Durchgang in den folgenden zwei Sätzen (5:11/3:11) klar passen. Danach schaffte Ying immerhin zweimal eine Führung, ehe ihre Gegnerin nach einem 5:5 auf 11:7 davonzog.

Die an Nummer fünf gesetzte Team-Europameisterin hatte schon zuvor prophezeit: "Die Chance gegen sie ist wirklich gering." Die 33 Jahre alte Ying bestreitet ihre ersten Olympischen Spiele. Sie hatte 2010 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten und startet inzwischen für den polnischen Club KTS Zamek Tarnobrzeg.

(old/sid)
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