Erste Medaille seit acht Jahren Heil/Plößel sorgen für Lichtblick bei den deutschen Seglern

Rio de Janeiro · In einem echten Krimi haben Erik Heil und Thomas Plößel die erste Segel-Medaille für Deutschland seit 2008 eingefahren. Für Cheftrainer David Howlett ein wichtiges Signal.

Erik Heil und Thomas Plößel feiern Bronze mit Salto ins Wasser
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Heil und Plößel feiern Bronze mit Salto ins Wasser

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Foto: ap

Den größten Moment ihrer sportlichen Laufbahn erlebten Erik Heil und Thomas Plößel fast wie in Trance. "Es war sehr ergreifend, wir waren den Tränen wirklich nah", sagte Heil dem SID zu seinen Gefühlen während der stimmungsvollen Siegerehrung in der Marina da Gloria. Der Steuermann im 49er hatte kurz zuvor mit seinem langjährigen Vorschoter Thomas Plößel die erste olympische Medaille für deutsche Segler seit den Spielen in Peking 2008 eingefahren - und das in einem echten Segel-Krimi.

Bei der Medaillenzeremonie stand den beiden Athleten ihre unbändige Freude und Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Plößel, dem bulligen Arbeiter auf dem Boot, schossen die Tränen in die Augen, während Heil immer wieder auf seine Medaille herunter blickte, so, als könnte er es nicht fassen. Beide rissen die Arme immer wieder jubelnd in die Höhe. "Im Hintergrund standen die Familie und Freunde, es hat uns sehr viel Kraft und Freude gegeben", sagte Heil später.

Der Start in die finale Wettfahrt war zuvor alles andere als ideal verlaufen. "Wir hatten eigentlich eine gute Position, aber kurz später hatten wir eine Scheißposition", sagte Plößel. Als Zweiter ins Medaillenrennen gestartet, drohte ihnen plötzlich Platz vier, Blech, Trauer. Doch die seit 15 Jahren als Crew fungierenden Wahl-Kieler kämpften um ihren Traum - und profitierten auch vom Pech ihrer Kontrahenten.

Als Großbritannien kenterte, war der Weg endgültig frei für das Duo, das zum Lichtblick der deutschen Segler bei Olympia in Rio aufstieg. "Sie können Vorbild für unsere Nachwuchssegler sein", sagte Deutschlands Cheftrainer David Howlett dem SID. Der Brite hatte auf eine etwas bessere Ausbeute seiner Mannschaft gehofft, führte aber auch das schwierige Revier vor Rio als Ursache an. Nicht nur die deutschen Wassersportler taten sich in der verwirbelten Guanabara Bucht schwer.

Damit es bei Olympia in Tokio 2020 mehr als nur einen deutschen Segelerfolg gibt, gelte es nun nicht nur, nach vermehrten finanziellen Förderungen zu rufen, sagte Howlett. Wichtig sei auch, dass sich Sportler von einem Rückschlag bei den Sommerspielen nicht entmutigen lassen, sondern hartnäckig weitermachen und mit vergrößertem Erfahrungsschatz neu angreifen.

Dies gilt auch für Philipp Buhl, der als Medaillenkandidat das Finalrennen im Laser überraschend verpasste. Und dennoch weit davon entfernt ist, kleinbei zu geben. "Er ist talentiert, sehr ehrgeizig und dabei auch locker", sagte Buhls Trainer Thomas Piesker: "Buhli ist ein Beißer, der bleibt dran."

Damit es künftig mehr als ein Olympia-Highlight für die deutschen Segler gibt.

(ems/sid)
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