Ruderer bricht zusammen Bei Hacker gehen nach Olympia-Aus die Lichter aus

Rio de Janeiro · Für den Traum von seiner zweiten olympischen Medaille hatte Marcel Hacker noch einmal alles aus seinem Körper herausgeholt, dann ging nichts mehr. Nach dem verpassten Einzug mit seinem Partner Stephan Krüger ins Doppelzweier-Finale kollabierte der 39 Jahre alte Ruderer auf dem Steg und musste minutenlang ärztlich behandelt werden. "Die Lichter sind komplett ausgegangen. Wir haben beide über unserem menschlichen Level gelebt, dann hat der Körper einfach ausgeschaltet", sagte Hacker.

Olympia 2016: Ruderer Marcel Hacker kollabiert
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Hacker kollabiert nach Olympia-Aus

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Nach Platz vier im Halbfinale hatte der Modellathlet wie ein Häufchen Elend auf seinem Rollsitz gesessen. Hacker registrierte in diesem Moment: 16 Jahre nach Bronze im Einer in Sydney wird es kein weiteres Edelmetall geben. "Es wird definitiv kein weiterer Olympia-Zyklus mehr werden", sagte Hacker. Ob er schon nach dieser Saison seine Karriere beenden wird, ließ der ehemalige Einer-Weltmeister offen.

Die Enttäuschung beim Magdeburger und dem Rostocker Krüger, der ebenfalls medizinisch versorgt werden musste, saß tief. "Ich habe noch keine Erklärung dafür. Wir haben beide unser Bestes gegeben, es sollte nicht sein in diesem Jahr. Scheiße", sagte Hacker frustriert und kämpfte mit den Tränen. Zumindest den Finaleinzug hatten die Vize-Europameister fest eingeplant. Hackers olympische Geschichte endete bei der fünften Teilnahme aber mit einer Enttäuschung.

Das vorzeitige Aus der Medaillenhoffnung des Deutschen Ruderverbandes (DRV) passte am Dienstag ins Bild. Der Frauen-Doppelzweier mit Marie-Catherine Arnold/Mareike Adams (Hannover/Essen) verpasste auf der Lagoa Rodrigo de Freitas ebenso den Finaleinzug wie der Leichtgewichts-Vierer der Männer. Der Halbfinaleinzug von Ronja Fini Sturm/Marie-Louise Dräger (Brandenburg/Rostock) im leichten Frauen-Doppelzweier und Moritz Moos/Jason Osborne (beide Mainz) im leichten Männer-Doppelzweier war da nur ein schwacher Trost für die deutsche Flotte. "Da hatten wir uns mehr erhofft", sagte DRV-Cheftrainer Marcus Schwarzrock.

Hoffnungen hatte der DRV auch auf den Frauen-Doppelzweier gesetzt. Doch Arnold/Adams fuhren im Halbfinale nur auf Platz fünf und übten danach massive Kritik am Verband. "Uns hat die kurze Vorbereitungszeit einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagte Arnold. Das Boot war erst vor dem Weltcup-Finale in Posen Mitte Juni zusammengesetzt worden. "Wir sind die Marionetten, die hin- und hergesetzt werden", sagte Arnold.

Adams hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Julia Lier (Halle/Saale) noch WM-Bronze gewonnen. Lier war im Saisonverlauf aber in den Doppelvierer gewechselt, der am Mittwoch im Finale Goldfavorit ist. Arnold hatte 2015 bei der WM im französischen Aiguebelette Silber mit dem Doppelvierer geholt, musste nun aber für Lier weichen. "Da sind der Chef- und die Bundestrainer in der Verantwortung", klagte die deutsche Einer-Meisterin Arnold.

Dass der Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann, der erst bei der Nach-Qualifikation im Mai in Luzern sein Olympia-Ticket gelöst hatte, als Letzter seines Halbfinals chancenlos war, kam hingegen nicht überraschend.

Nun hofft der DRV am Mittwoch auf Medaillen in den Finals der Doppelvierer der Männer und Frauen. "Bei den Frauen wollen wir um Gold mitfahren", sagte Schwarzrock. Allerdings bereiten die Wetterprognosen sorgen. Starker Wind könnte das Programm der Ruderer erneut durcheinanderwirbeln.

(jaso/sid)
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