Ex-Schwimmer Deibler klagt Dschungelkrone wertvoller als Olympia-Gold

Düsseldorf · Die deutschen Schwimmer haben bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro bislang enttäuscht. Ex-Schwimmer Markus Deibler beschwerte sich nach dem Aus seines Bruders Steffen über 100 Meter Schmetterling bei Facebook über die Situation in Deutschland und klagte die Kritiker an.

 Markus Deibler hat seinem Ärger bei Facebook Luft gemacht.

Markus Deibler hat seinem Ärger bei Facebook Luft gemacht.

Foto: dpa, mch hak

"In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000 Euro Prämie bekommt und ein Dschungelkönig 150.000 Euro sollte sich niemand über fehlende Medaillen wundern", schrieb Deibler, der mittleweile eine Eisdiele in Hamburg besitzt, am späten Mittwochabend. Deibler klagte über eine "schlechte Förderung und sehr gute Dopingkontrollen". So könne Deutschland mit anderen Nationen nicht konkurrieren, meint Deibler. "Ich sage nicht, dass hier die Kontrollen eingestellt werden sollen", stellt er zugleich klar. Der Kurzbahn-Weltrekordler über 100 m Lagen hatte seine Karriere vor knapp eineinhalb Jahren beendet.

Der Kurzbahn-Weltmeister von 2014 wünscht sich, dass künftig überall so konsequent kontrolliert wird, wie in Deutschland. "Wenn ich ein Comeback starten würde, müsste ich neun Monate vor meinem ersten Auftritt bei der Nada angemeldet sein und für Dopingkontrollen zur Verfügung stehen. Genau so sollte man es auch mit Ländern halten", schrieb Deibler.

Am Ende seines Posts kritisiert Deibler indirekt die deutsche Erwartungshaltung. "Oder man hält es mit dem Olympischen Gedanken 'Dabei sein ist alles', stellt Leute, die es zu Olympia schaffen nicht mehr als Totalversager hin, wenn sie keine Medaillen gewinnen und hat Freude an allem, was über die Teilnahme hinaus geht..."

Für seinen Facebook-Post erhält Deibler viel Zuspruch. "So sieht's aus. WAHRE WORTE. Ich hoffe, viel viel mehr machen den Mund auf! Eine riesengroße Schweinerei!", schreibt Userin Heike Gerlach. Kai Westensee meint: "Ich gebe dir völlig Recht. Und das ist leider nur die Spitze des Eisbergs. Schwimmbäder werden in rauhen Mengen geschlossen oder Öffnungszeiten reduziert, wirklich gute Trainingsbedingungen findet man selbst bei den meisten Sportvereinen nicht mehr." Deiblers Beitrag wurde bis Mittwochnacht über 600 Mal geteilt.

Deiblers Bruder Steffen hatte sich am Mittwoch in die lange Liste der großen Olympia-Enttäuschungen im deutschen Schwimmteam eingereiht. Der 29-Jährige aus Hamburg, der 2012 in London als Vierter und damit bester DSV-Einzelstarter noch hauchdünn eine Medaille verpasst hatte, schied im Vorlauf über 100 m Schmetterling auf Platz 18 aus.

"Ich habe alles gegeben und muss jetzt leider von der Tribüne aus zugucken", sagte der WM-Vierte von 2013: "Hinten raus haben mir die Körner gefehlt, die ich vor ein paar Wochen noch gehabt hatte." Bei den German Open im Juli war der deutsche Rekordhalter sechs Zehntelsekunden schneller gewesen und hatte sich durch eine Ausnahmeregelung seitens des Verbandes doch noch das Olympia-Ticket gesichert.

Ob der sechsmalige Kurzbahn-Europameister seine Karriere nach Olympia fortsetzt, ist ungewiss. "Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich bin aber froh, dass ich nach den Spielen eine Pause machen kann", sagte Deibler. Vorher tritt er in Rio aber am Freitag noch mit der 4x100-m-Lagenstaffel an, die nach den bisherigen Eindrücken stark um einen Finalplatz kämpfen muss.

"Da müssen wir uns echt zusammenreißen, damit wir eine Chance haben. Das wird knapp", sagte Deibler: "Wir wären natürlich alle anders drauf, wenn wir schon drei Medaillen gewonnen hätten. Das war in London genau das gleiche."

(seeg)
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