"So nicht aufhören" Trauriger Harting denkt doch wieder an Tokio 2020

Rio de Janeiro · Das Qualifikations-Aus war ein Schock, doch aufgeben gilt nicht: Robert Harting will weitermachen. Und denkt sogar über Olympia in Tokio nach.

Olympia 2016: Robert Harting erlebt Debakel in der Qualifikation
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Harting erlebt Debakel in der Qualifikation

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Foto: dpa, nic

Robert Harting sprach ganz leise, jedes Wort musste er sich abringen. Das vorzeitige Olympia-Aus setzte dem Diskus-Riesen sichtlich zu. "Ich war in meinem Leben noch nicht so traurig", sagte Harting. Doch aufgeben gilt nicht: Harting kämpft weiter und denkt sogar über die Spiele in Tokio 2020 nach.

"So aufzuhören, ist nicht mein Ding", sagte Harting in einem Facebook-Video, nachdem er den ersten Quali-Schock einigermaßen verdaut hatte. Weil sein großer Traum vom zweiten Olympia-Gold in Rio de Janeiro im sportlichen Drama endete, müsse er sich jetzt doch noch einmal überlegen, ob er nicht doch noch einmal "vier Jahre macht. Mal gucken, wie die Motivationslagen sind, wie viel mentale Kraft es noch gibt".

Rio sollte die passende Bühne für Hartings große Rückkehr werden, doch am Ende verstand er die Welt nicht mehr. Nach einem Kreuzbandriss im linken Knie im Herbst 2014, einer Brustmuskel-Verletzung und starken Beschwerden im rechten Knie im Frühjahr, arbeitete sich der 31-Jährige zurück in die Weltspitze. Und dann stoppte ihn ein schnöder Hexenschuss, zugezogen auch noch beim Lichtausschalten. Dabei wollte er doch weiter auf dem Olymp thronen.

"Klare Gedanken" für die Zukunft finden

Harting nimmt sich nun Zeit zum Nachdenken, will überlegen, wie der Plan für die Zukunft aussehen soll. "Ich hoffe, ich finde klare Gedanken", sagte der Weltmeister der Jahre 2009 bis 2013. Vielleicht stellt er ein paar Abläufe um, doch bis zur Europameisterschaft 2018 in seinem "Wohnzimmer", dem Berliner Olympiastadion, wird er auf jeden Fall weiterwerfen.

"Vielleicht kommt die Motivation schnell, vielleicht dauert es bis nach dem Urlaub", sagte sein Trainer Torsten Lönnfors. Doch er ist sich sicher, dass sie kommt: "Er muss das alles erst einmal sacken lassen."

Obwohl Hartings Beine "taub" waren von den ganzen Schmerzmitteln, fehlten ihm am Ende sogar nur 47 Zentimeter zum Erreichen des Finals. "Ich habe alles versucht", sagte er - fast ein bisschen stolz in der Stunde seiner bittersten Niederlage. Harting, der Siege und Triumphe gewohnt ist, präsentierte sich hinterher demütig. "Der Kopf ist einfach erschöpft", sagte er.

Im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) setzt man darauf, dass Harting schnell wieder seinen Biss findet. "Ich hoffe, dass Robert Harting weitermacht und sich nicht entmutigen lässt", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop dem SID: "Sich bei der Heim-EM in Berlin mit dem Titel zu verabschieden, wäre sicherlich der passende Abschluss einer großartigen Karriere." Und vielleicht macht Harting ja sogar noch bis 2020 weiter.

(sid)
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