Sommerspiele 2016 Wasserballerinnen kämpfen um Olympia-Ticket

Krefeld · Das deutsche Team mit fünf Spielerinnen aus Uerdingen startet im niederländischen Gouda als Außenseiter.

 Claudia Blomenkamp will mit Deutschland nach Rio.

Claudia Blomenkamp will mit Deutschland nach Rio.

Foto: L.S.

Wenn Claudia Blomenkamp an ihre letzte Niederlage in der Bundesliga oder dem Pokal zurückdenken will, dann muss sie lange zurückdenken. Die zweitbeste Torjägerin der Wasserball-Bundesliga spielt für den SV Bayer 08 Uerdingen, der seit der Saison 2011/12 kein Spiel mehr gegen einen Gegner aus Deutschland verloren hat. Siege mit mehr als zehn Toren Vorsprung stehen auf der Tagesordnung. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Uerdinger auch einen Großteil der Nationalmannschaft stellen. Sieben von 13 Spielern gehören normalerweise zum Kader. Wenn das Team ab heute und bis zum Ostermontag in Gouda (Niederlande) antritt, um vielleicht noch eines von vier Tickets für die Olympischen Spiele in Rio zu lösen, dann sind aber nur fünf dabei: neben Claudia Blomenkamp noch Aylin Fry, Belén Vosseberg, Anja Seyfert und Bianca Seyfert. Claudia Kern, die Top-Torjägerin, und Torfrau Bianca Ahrens fehlen aus beruflichen Gründen.

Das Krefelder Quintett muss dann wieder mit Niederlagen umgehen. Denn international zählt Deutschland nur zur zweiten Garde. Das haben die erfolgsverwöhnten Uerdingerinnen in diesem Jahr bereits im Europapokal erfahren. Drei zum Teil deutliche Niederlage gab es gegen die Teams aus Spanien und Russland; Länder, in denen Frauen-Wasserball einen höheren Stellenwert genießt. "Die Spielerinnen unseres russischen Gegners sind Vollprofis, angestellt in werkseigenen Clubs. Sie können täglich zwei Einheiten absolvieren. Wir trainieren zwar auch einmal am Tag, aber damit sind wir in Deutschland ziemlich alleine", erzählt Blomenkamp, die mit der deutschen Auswahl gegen den Gastgeber Niederlande, Italien, Frankreich, Neuseeland und Russland antreten wird.

Vierter müssen sie in der Gruppenphase werden, um ins Viertelfinale zu kommen, und diese Partie muss ebenfalls gewonnen werden, damit es mit Olympia klappt. "Allein schon der vierte Platz in der Gruppe wäre eine großartige Leistung", sagt Blomenkamp. Als Vierter müsste Deutschland gegen den Sieger der Parallelgruppe antreten - das könnte Weltmeister Spanien oder Olympiasieger USA sein, die ebenfalls nachsitzen müssen.

Eigentlich hatte das Team von Bundestrainer Milos Sekulic bei der EM in Belgrad durch die Niederlage im Spiel um Platz sieben seine Olympiachance bereits verspielt. Dann aber zog der Amerika-Vierte Kuba quasi über Nacht seine Mannschaft zurück. Fünf Spielerinnen hatten sich bei einem Lehrgang in Monterrey (Mexiko) abgesetzt, um in den USA politisches Asyl zu beantragen. Daraufhin zog der kubanische Verband seine Mannschaft zurück, und die deutsche Auswahl rückte nach.

Seit den Spielen 2000 in Sydney ist Frauen-Wasserball olympisch, noch nie war ein deutsches Team dabei, wobei das auch dem kleinen Starterfeld mit acht Mannschaften geschuldet ist. Vier qualifizieren sich über ihre jeweilige Kontinentalmeisterschaft (Afrika stellt keinen Vertreter), und "um die anderen vier Startplätze streitet sich der Rest der Welt", sagt Claudia Blomenkamp. Sie könnte als Zweite ihrer Familie an Olympischen Spielen teilnehmen: Ihr Cousin, der ehemalige Weltklasseschwimmer Steffen Driesen, holte 2004 in Athen die Silbermedaille mit der 4x100-Meter-Lagenstaffel.

Sollte es nicht klappen, ist dies aber kein Beinbruch. Die Mannschaft ist im Umbruch, das Ziel sind die Spiele in Tokio 2020.

(RP)
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