Analyse zum Vorschlag von OB Thomas Geisel Olympia in Düsseldorf — ein ferner Traum

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat sich im Gespräch mit unserer Redaktion für eine neuerliche Bewerbung der Landeshauptstadt um Olympische Spiele ausgesprochen. Doch diese Vision lässt sich schwerlich realisieren.

Diese Fragen müssen Städte beantworten, die sich für Olympia bewerben
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Foto: dpa

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat sich im Gespräch mit unserer Redaktion für eine neuerliche Bewerbung der Landeshauptstadt um Olympische Spiele ausgesprochen. Doch diese Vision lässt sich schwerlich realisieren.

Die Chancen auf Olympische Spiele in Düsseldorf und der Region Rhein/Ruhr sind — gelinde gesagt — gering. Insbesondere für die nächsten zu vergebenden Spiele im Jahr 2024 ist die Zeit für eine Bewerbung schlichtweg zu kurz. Bis diesen Sonntag hatten die bisher alleinigen Interessenten Berlin und Hamburg Zeit, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) einen umfangreichen Fragenkatalog zu beantworten.

Auf seiner Sitzung am 6. Dezember in Dresden wird der Spitzenverband auch auf Grundlage dieser Antworten entscheiden, ob er überhaupt einen Kandidaten für die Sommerspiele 2024 oder 2028 benennen wird. Dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) müssten die offiziellen Bewerbungsunterlagen für 2024 bis 2015 vorliegen. Die endgültige Entscheidung, wer die Spiele nach Rio 2016 und Tokio 2020 ausrichtet, fällt in drei Jahren.

Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte Thomas Geisel (SPD), der neue Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, eine neuerliche Düsseldorfer Bewerbung ins Spiel gebracht. "Wir sollten den Ehrgeiz haben, es noch einmal als Rhein-Ruhr-Metropole zu probieren. Das wäre gut für die ganze Region", sagte er. Düsseldorf hatte sich schon um die Spiele 2012, die dann letztlich in London stattfanden bemüht, war im nationalen Wettstreit aber gescheitert. Sieger Leipzig war damals vom IOC noch nicht einmal zur Endausscheidung zugelassen worden.

Beim IOC müsste schon ein gewaltiges Umdenken stattfinden, damit das relativ kleine Düsseldorf eine Chance hätte. In Peking, London, Rio de Janeiro und Tokio kamen zuletzt nur Millionenmetropolen von weltweitem Rang zum Zug. Kleinere Städte wie Atlanta (1996) und Athen (2004) kamen nur wegen der besonderen Umstände in den Genuss der Spiele: als Standort des Großsponsors Coca-Cola bzw. als Geburtsstätte der Olympischen Spiele der Neuzeit.

Die Argumentation, dass nicht Düsseldorf allein, sondern die große Rhein-Ruhr-Region Gastgeber wäre, zieht nur bedingt. In der Olympischen Charta, dem Gesetzeswerk der Spiele, steht eindeutig, dass eine einzige Stadt der Ausrichter sein wird. Unbenommen ist dabei, dass eine Vielzahl von Wettbewerben in die Nachbarstädte ausgelagert werden kann.

Zuletzt waren deutsche Olympiabewerbungen krachend gescheitert: Berchtesgaden (Winter 1992), Berlin (Sommer 2000), Leipzig (Sommer 2012), München (Winter 2018) lieferten blamable Abstimmungsergebnisse. Eine neuerliche bayerische Bewerbung um die Winterspiele 2022 war zuletzt gar nicht zustande gekommen, weil die Bürger sie bei Abstimmungen abgelehnt hatten.

Der DOSB ist grundsätzlich bereit, Sommerspiele auszurichten. Generaldirektor Michael Vesper sagte kürzlich im Deutschlandfunk, Olympische Sommerspiele nach Deutschland zu holen sei "sicher ein ambitioniertes Vorhaben". Nach der gescheiterten Bewerbung mit München um die Winterspiele 2018 und 2022 sei es jetzt an der Zeit "mehr als fünfzig Jahre nach München 1972 Olympische Sommerspiele nach Deutschland zu holen."

Eine deutsche Vorauswahl wie vor einigen Jahren, als sich fünf Städte und Regionen um Olympia 2012 bewerben wollten, hält der DOSB nicht mehr für gut. Ein ganz wichtiges Kriterium sei die Frage nach der Haltung der Bevölkerung in der jeweiligen Stadt. Michael Vesper meint aber: "Olympische Sommerspiele zu veranstalten ist ein nationales Projekt hinter dem ganz Deutschland stehen müsste."

Das finanzielle Risiko von Olympischen Spielen wälzt das IOC auf die Gastgeber ab. Dabei kommen Milliardenbeträge zusammen. Für die im Vergleich zu Sommerspielen kleinen Winterspiele ermittelte München zuletzt — freilich arg zurückhaltend — Gesamtkosten von 2,6 bis etwa 3 Milliarden Euro, aufgeteilt in zwei Blöcke: Ausgaben des Organisationskomitees (1,3 Milliarden Euro, belastet nicht die Allgemeinheit) und der öffentlichen Hand (geschätzt 1,35 bis 1,84 Milliarden). Damit sollte im wesentlichen neue Infrastruktur finanziert werden. Allein die Sicherheitsvorkehrungen schlugen in London zuletzt mit rund einer Milliarde Euro zu Buche.

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