Mit Kreuzbandriss weitergeturnt Olympia-Held Toba rettet deutsche Turner ins Finale

Rio de Janeiro · Andreas Toba ist Deutschlands erster Olympia-Held. Der Hannoveraner hat sich bei einer verunglückten Landung am Boden einen Kreuzbandriss zugezogen und trat unter großen Schmerzen trotzdem am Pferd an – mit Erfolg. Denn die deutschen Turner sind ins Team-Finale eingezogen.

Olympia 2016: Verletzungs-Drama um Turner Andreas Toba
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Verletzungs-Drama um Turner Toba

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Foto: ap

Fabian Hambüchen erreichte unterdessen souverän zum vierten Mal bei Olympischen Spielen das Finale am Reck und greift am 16. August nach Bronze in Peking und Silber in London nach seiner dritten Medaille. Seine Glanzleistung war das Highlight des Auftritts der deutschen Turn-Riege.

HELD: Das Entsetzen stand allen Deutschen ins Gesicht geschrieben, als Andreas Toba bei seiner Bodenübung nach verunglückter Landung am Ende der ersten Akrobatikbahn mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb. Von Helfern gestützt wurde er vom Podium geführt, Teamarzt Hans-Peter Boschert diagnostizierte einen Kreuzbandriss. Doch der 25-Jährige gab nicht auf und setzte den Wettkampf am Pferd unter heftigen Schmerzen fort. Humpelnd ging er an das Gerät, um dem Team zu helfen. "Ich war nicht tapfer. Ich habe geheult wie ein Schuljunge", gab er zu.

Toba erlitt eine "komplexe Knieverletzung", wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mitteilte. Die behandelnden Ärzte hätten unter anderem einen Riss des vorderen Kreuzbandes und eine Verletzung des Innenmeniskus im rechten Knie festgestellt.

TEAM-FINALE: Dank des ungewöhnlichen Einsatzes rettete Toba der Riege auf Platz acht den Einzug in das Team-Finale am Montag. "Die acht Zehntel, die er rausgeholt hat, waren extrem wichtig", urteilte Cheftrainer Andreas Hirsch. "Ich ziehe den Hut vor Andy. Das hätte nicht jeder gemacht", lobte Hambüchen.

HAMBÜCHEN: Mit einer brillanten Reck-Show faszinierte der Hesse beim letzten internationalen Höhepunkt seiner Karriere die Brasilianer.
Der Ex-Weltmeister aus Wetzlar turnte seine schwierige Übung mit Ausgangswert 7,3 nahezu perfekt und erreichte mit 15,533 Punkten als bester Reck-Turner der Qualifikation den Medaillenkampf. "Das war ein Riesen-Befreiungsschlag", sagte der deutsche Vorturner.

MEHRKAMPF-FINALE: Trotz des Ausfalls des Top-Allrounders Toba zogen zwei Deutsche in das Mehrkampf-Finale ein. Andreas Bretschneider (24.) tröstete sich damit für die verpasste Chance am Reck. Ausgerechnet bei dem von ihm kreierten und nach ihm benannten Doppelsalto mit zwei Schrauben zeigte der Chemnitzer Nerven. Er wurde anstelle von Toba auch am Sprung eingesetzt und kam so zum kompletten Mehrkampf. Noch ein wenig mehr Punkte sammelte Marcel Nguyen (22.). In den Medaillenkampf werden aber beide Deutschen nicht eingreifen können.

KNAPP VERPASST: Am Barren schafften Nguyen und Lukas Dauser den Finaleinzug nicht. Nguyen, der Olympia-Zweite von London, landete mit 15,466 Zählern auf Platz elf, Dauser (15,233) war nur wenig schlechter.

VERLETZUNG: Die Bilder einer grausamen Beinverletzung des Franzosen Samir Ait Said sorgten für Entsetzen. Ein Aufschrei ging durch das Publikum, als der Europameister von 2013 bei seinem Sprung so unglücklich auf dem linken Bein landete, dass der Unterschenkel brach und quer stand. Er wurde auf einer Trage in ein Krankenhaus befördert.

(seeg/dpa)
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