Olympia-Bewerbung Berlin stichelt gegen Hamburg

Düsseldorf · Die beiden größten deutschen Städte haben ihre Konzepte für die Sommerspiele 2024 oder 2028 vorgelegt.

Fragen und Antworten zur deutschen Olympia-Bewerbung
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Foto: dpa, pdz nic gam nic

Klaus Wowereit, ganz Politiker, weiß, was die Leute gern hören. "Wir wollen den Athleten in den Mittelpunkt stellen und nicht Funktionäre oder andere Randerscheinungen", sagte der Regierende Bürgermeister bei der Vorstellung der Berliner Olympiapläne. Funktionäre als Randerscheinung zu bezeichnen, ist herrlich populistisch - aus dem Munde eines Politikers, der ja auch irgendwie Funktionär ist, klingt das ein wenig kurios.

Die Hauptstadt hat offiziell ihr Interesse an der Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 oder 2028 bekundet. Weil Hamburg das auch fristgerecht erledigt und ebenfalls den Fragenkatalog des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) beantwortet hatte, stichelte Wowereit auch gleich mal gegen den Konkurrenten. "Ich bin zutiefst überzeugt, dass man international mit Berlin viel, viel bessere Chancen hätte, vom IOC die Spiele zu bekommen als mit irgendeiner anderen Stadt", sagte er und brachte damit hauptstädtisches Selbstbewusstsein zum Ausdruck.

Sein Hamburger Pendant Olaf Scholz nahm die Vorlage aus Berlin dankend auf: "Es ist nicht mit unserer hanseatischen Tradition vereinbar, dass wir über unsere geliebte Stadt Berlin etwas Schlechtes sagen." Dieses verbale Pingpong-Spiel zwischen den beiden Städten wird die deutsche Sportpolitik in den kommenden Monaten beschäftigen. Am 6. Dezember wird die Vollversammlung des DOSB entscheiden, wie sie mit den beiden Anwärtern verfährt. Möglicherweise wird sie Bürgerbefragungen im Frühjahr 2015 abwarten, um sich auf einen Bewerber festzulegen.

Beide Konzepte stehen für eine Abkehr vom Gigantismus. Nachhaltigkeit ist ein Stichwort hier wie da. Hamburg kündigt ein "Olympia der kurzen Wege" an. Mittelpunkt der Spiele soll das noch zu bauende Olympiastadion für 70 000 Zuschauer auf dem Kleinen Grasbrook werden. Auf der Elbinsel könnten zudem das Olympische Dorf und das Schwimmstadion entstehen.

Nach jüngsten Umfragen unterstützen rund Dreiviertel der Hamburger die Olympiapläne. Das ist ein entscheidender Pluspunkt der Norddeutschen im Vergleich zu Berlin. Nur rund die Hälfte der Hauptstadt-Bewohner steht hinter den Plänen.

Berlin verfügt - anders als Hamburg - bereits über die meisten erforderlichen Anlagen. Von den 30 geplanten Austragungsstätten sind 15 vorhanden, neun würden temporär errichtet, lediglich sechs müssten gebaut werden. Doch auch die bestehenden Anlagen - etwa das vor der Fußball-WM 2006 aufgehübschte Olympiastadion - müssten auf Vordermann gebracht werden. Etwa zwei Milliarden Euro werden für den Sportstättenbau veranschlagt. Erfahrungsgemäß werden solche Schätzungen um mehr als 200 Prozent übertroffen.

(RP)
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