DOSB-Tagung "Schulterschluss" bei Spitzensportreform

Frankfurt/Main · Schulterschluss statt Widerstand: Auf dem Weg zur angestrebten Leistungssportreform wollen der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), die deutschen Spitzensportfachverbände und die Landessportbünde gemeinsam mit einer starken Stimme sprechen.

Die wichtigsten Punkte der Leistungssport-Reform
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Foto: afp, JOHN MACDOUGALL

"Dieser Tag hat Meilenstein-Charakter. Das Konzept ist noch ein Entwurf, aber wir sind schon nah beieinander. Ein Schulterschluss ist im Sport lebensnotwendig", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann nach dem vierstündigen Treffen der Fraktionen am Dienstag in Frankfurt am Main, an dem auch Staatssekretär Ole Schröder aus dem Bundesministerium des Innern (BMI) teilnahm.

Nach "intensiven und konstruktiven" Diskussionen mit insgesamt rund 120 Vertretern in der DOSB-Zentrale räumte Hörmann allerdings auch ein, dass noch "zahlreiche Fragen" offen seien. "Da will ich nichts schönreden. Wir haben noch viel, viel zu tun in den nächsten Wochen", sagte der 56-Jährige. Eine Palastrevolution wird es aber nicht geben.

Geklärt werden müssen noch Dinge wie: Wie geht es mit den Olympia-Stützpunkten weiter? Insgesamt gibt es laut Hörmann "20 bis 30" Verbesserungs- beziehungsweise Änderungswünsche.

Die Reform soll am 3. Dezember auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Magdeburg verabschiedet werden. Bis dahin soll in den Beratungsgremien die Beschlusslage weiter verbessert werden.

"Viele Bedenken ausgeräumt"

Auch Siegfried Kaidel, Sprecher der Spitzenverbände, zeigte sich nach den Gesprächen über die Eckpunkte der Neustrukturierung zufrieden. "Die heutige Diskussion hat viele Bedenken ausgeräumt. Wir haben einen Schulterschluss gefunden und sprechen gemeinsam mit einer starken Stimme", sagte Kaidel: "Wir haben jetzt einen sehr klaren Blick, wie es weitergeht." Das Eckpunktepapier werde noch "verfeinert und angepasst".

Auch Andreas Silbersack sprach als Vertreter der Landessportbünde von einem "echten Meilenstein", der bewegt werde. Am 26. Oktober soll es eine Beratungsrunde mit Innenminister Thomas de Maizière geben.

Bereits am Mittwoch steht in Berlin zunächst ein weiterer wichtiger Termin an. Ab 14.00 Uhr findet eine öffentliche Anhörung im Bundestags-Sportausschuss statt, an der unter anderem Harry Bähr vom Olympiastützpunkt Berlin und die Kanutin Franziska Weber als Sachverständige teilnehmen werden.

Das neue Förderprogramm der Reform soll zu mehr Effizienz im Sport verhelfen. Die entscheidende Neuerung liegt darin, dass nicht mehr die Erfolge bei vergangenen Olympischen Spielen für den Geldfluss an die Verbände entscheidend sind, sondern das Potenzial, die Perspektive, die ein Sportler oder eine Disziplin hat.

Das "prioritäre Ziel" der Neustrukturierung seien "mehr Medaillen", betonte Hörmann, relativierte aber: "Unser Blick geht auch über Gold, Silber, Bronze hinaus auf weitere Spitzenplatzierungen."

Das neu eingeführte Berechnungsmodell "PotAS" (Potenzialanalysesystem) soll die Zukunftschancen der Athleten und deren Disziplinen ermitteln, die im Anschluss mit Hilfe von Attributen (Erfolg, Perspektive, Strukturen etc.) in drei unterschiedliche Fördergruppen (Cluster) eingeteilt werden.

Begleitet wird der Prozess von ständigen Beratungen unterschiedlicher Gremien (PotAS-Kommission, Strukturgespräche und Förderkommission). Zu den Gruppen gehören Vertreter aus dem DOSB, der Wissenschaft, den Ländern und aus dem BMI.

(sid)
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