Neue Perspektive trotz Aus Start bei Olympia öffnet Petkovic die Augen

Rio de Janeiro · Olympia-Debütantin Andrea Petkovic ging nach ihrem Auftakt-K.o. hart mit sich ins Gericht. Doch die emotionalen Erlebnisse von Rio sollen die Darmstädterin wieder zurück in die Erfolgsspur führen.

 Andrea Petkovic als Teamplayer: Sie feuerte nach ihrem Aus im Einzel Philipp Kohlschreiber an.

Andrea Petkovic als Teamplayer: Sie feuerte nach ihrem Aus im Einzel Philipp Kohlschreiber an.

Foto: dpa, nic

Die sechs Kongolesen in der Mega-Mensa des Olympischen Dorfes wird Andrea Petkovic so schnell nicht vergessen. "Ich saß alleine beim Frühstück und sie haben sich einfach dazugesetzt. Wahrscheinlich hatten sie Mitleid mit mir, es war total nett", erzählte Petkovic - und ihre Begeisterung über eines dieser süßen Erlebnisse am Zuckerhut war fast greifbar.

Der Frust der Olympia-Debütantin über die 6:2, 1:6, 3:6-Niederlage in der ersten Runde von Rio gegen Jelina Switolina (Ukraine/Nr. 15) war in diesem Moment ganz weit weg.

Aus ihrer "großen Enttäuschung" über das Ausscheiden machte Petkovic zwar keinen Hehl, doch die Weltranglisten-40. war bemüht, das Olympia-Abenteuer inmitten einer enttäuschenden Saison als Antriebsfeder für die Zukunft zu sehen. "Die hier gesammelten Erfahrungen können bei mir vielleicht nochmal etwas verändern. Sie haben mich wieder näher an die Essenz meines Sports gebracht", berichtete Petkovic.

Petkovic wieder auf dem Boden der Tatsachen

Die Darmstädterin, die in ihrer Karriere bislang über sechs Millionen Dollar Preisgeld gewonnen hat, vermittelt in Rio den Eindruck, etwas über sich und ihren Sport gelernt zu haben. Sie hat erkannt, dass man im Hamsterrad der Profitour, bei den Reisen zwischen den Kontinenten, manchmal vergisst, was entscheidend ist. Zum Beispiel: Die Liebe zum Tennis.

"Wir Profis wohnen in tollen Hotels und verdienen viel Geld. Hier sind wir auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden", meinte die 28-Jährige voller Demut. Mit "offenen Augen" sei sie durch das Olympische Dorf gelaufen, dessen Atmosphäre sie "wirklich berührt" habe: "Es ist wie die ganze Welt in eine Glaskugel reingestopft."

Trotz der Begeisterung ließ sie sich am Abend vor ihrem Match nicht zum Einmarsch im Rahmen der Eröffnungsfeier im Maracana hinreißen. Nach der Enttäuschung im Einzel muss Petkovic auf das Doppel hoffen. Dort trifft sie mit ihrer Zimmernachbarin Angelique Kerber (Kiel) am Sonntagabend Ortszeit auf die Italienerinnen Sara Errani/Roberta Vinci (Nr. 8).

Ab und an werden Petkovics Gedanken aber doch um das erste und vielleicht einzige olympische Einzelspiel ihrer Karriere kreisen. Gegen Switolina spielte sie in der Stahlrohr-Arena im ersten Satz bärenstark. "Danach habe ich mir aber selbst ein Bein gestellt. Ich habe im zweiten Satz den Rhythmus beim Aufschlag verloren und mich dadurch komplett rausgebracht", haderte die Fed-Cup-Spielerin. Petkovic ging hart mit sich ins Gericht: "So ein Hänger darf nicht passieren."

Bleibt zu hoffen, dass die sechs Kongolesen in den nächsten Tagen vielleicht noch einmal bei Petkovic vorbeischauen. Um ihr noch eine Extra-Dosis Olympia mit auf den Weg zu geben.

(sid)
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